Der EKD-Ratsvorsitzende, Heinrich Bedford-Strohm, trägt den Bericht des Rates der EKD vor. Die Synodalen verfolgen die Rede im Livestream.
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Der EKD-Ratsvorsitzende, Heinrich Bedford-Strohm, trägt den Bericht des Rates der EKD vor. Die Synodalen verfolgen die Rede im Livestream.
Evangelische Kirche berät über Lehren aus Corona-Krise
Die evangelische Kirche berät über Reformen - wegen der Corona-Pandemie nur digital. Der EKD-Ratsvorsitzende Bedford-Strohm spricht von einer "verwundeten Gesellschaft". Der Bundespräsident fordert dazu auf, einen Beitrag zum Zusammenhalt zu leisten.

Die evangelische Kirche hat auf ihrer Jahrestagung über Konsequenzen aus der Corona-Pandemie beraten. Der Ratsvorsitzende der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD), Heinrich Bedford-Strohm, sieht die Kirche in der Pflicht, den Menschen Vertrauen und Trost zu geben. "Nach acht Monaten Pandemie brauchen wir als Gesellschaft in der öffentlichen Kommunikation neben dem richtigen Handeln auch stärkende Worte", sagte der bayerische Landesbischof in seinem Bericht vor der EKD-Synode am Sonntag. Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier nannte die Corona-Krise eine gesellschaftliche Bewährungsprobe.

Bedford-Strohm sagte, Vertrauen sei das, was in der gegenwärtigen Situation am meisten gebraucht werde. "Denn wir sind in diesen Tagen eine verwundete Gesellschaft", sagte der oberste Repräsentant von knapp 21 Millionen Protestanten in Deutschland. Das Kirchenparlament, das wegen der Pandemie in diesem Jahr ausschließlich digital zusammenkommt, berät bis Montag über Reformen und einen angestrebten Sparkurs aufgrund des Mitgliederverlusts. Der Inhalt dieser Synodentagung habe weitreichende Konsequenzen, sagte Bedford-Strohm. Nicht nur die digitale Form der Tagung markiere einen Einschnitt.

Drängende Themen neben der Pandemie 

In seiner Rede vor der Synode widmete sich der bayerische Landesbischof Bedford-Strohm vor allem der Pandemie. In der Aussprache zum Ratsbericht gab der Synodale Uwe Becker, der Professor an der Evangelischen Hochschule in Bochum ist, zu bedenken, die Auswirkungen der Pandemie nicht überzubetonen. Die Situation auf der griechischen Insel Lesbos nach dem Brand im Flüchtlingslager Moria dürfe auch nicht aus dem Blick geraten, nannte er als Beispiel für andere Themen, die öffentliche Aufmerksamkeit verdienten. Der ehemalige Bundesgesundheitsminister Hermann Gröhe (CDU), ebenfalls Mitglied der Synode, betonte die Wichtigkeit des interreligiösen Dialogs angesichts der islamistisch motivierten Terroranschläge in Frankreich und Österreich.

Der Vorsitzende der katholischen Deutschen Bischofskonferenz, Georg Bätzing, betonte in einem digitalen Grußwort an die Synodalen, es sei gut, dass die Kirchen in Deutschland angesichts der Corona-Krise zusammenstehen, "dass wir Beistand, Trost und Hoffnung schenken".

"Wir brauchen die Stimme der Kirche"

Bundespräsident Steinmeier forderte die Kirchen dazu auf, in der Corona-Krise einen Beitrag zum gesellschaftlichen Zusammenhalt zu leisten. Die Auseinandersetzungen um die Corona-Politik nähmen an Schärfe zu, sagte Steinmeier in einer Videobotschaft. Er sei froh, dass die Kirchen immer wieder bemüht seien, in der öffentlichen und privaten Debatte Brücken zu schlagen. Diese Krise sei eine "Bewährungsprobe für unsere Gesellschaft, für unsere Demokratie", sagte Steinmeier.

Als Christ sei es ihm wichtig, dass über die Zukunft der Kirche nachgedacht wird, sagte Steinmeier, der der evangelischen Kirche angehört. "Wir brauchen die Stimme der Kirche gerade jetzt und auch in Zukunft", ergänzte er. Die Kirche sei eine Kraft, die Orientierung und Halt gebe und Zusammenhalt fördere. "Die Kirche der Zukunft, wie immer sie aussehen mag, soll - wenn es nach dem Bundespräsidenten geht - eine öffentlich wirksame Kirche bleiben", sagte Steinmeier.

Auf der digitalen Jahrestagung der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD) berät das Kirchenparlament bis Montag über Reformen und einen angestrebten Sparkurs.

Mit einem Fernsehgottesdienst hatte am Sonntagmorgen die Synodentagung begonnen. Der Berliner Bischof Christian Stäblein betonte in seiner Predigt die Rolle der Kirche als Anwältin der Schwachen in der Krise. "Wir sind und wir wollen nicht die schweigende Kirche sein", sagte Stäblein am Sonntag in Erbach im Rheingau, von wo aus der Gottesdienst im ZDF übertragen wurde.