"Sich beim Morden auf Gott zu berufen, ist zynisch und die schlimmste Form des Missbrauchs von Religion", sagte Heinrich Bedford-Strohm. Der Glaube an Gott stehe für Liebe und Barmherzigkeit. "Unsere Gedanken und Gebete sind bei den Opfern und ihren Angehörigen", fügte der EKD-Ratsvorsitzende und bayerische Landesbischof hinzu.
"Fundamentalistische Gewalttäter versuchen, Gift zu streuen, indem sie Hass schüren und Angst und Schrecken verbreiten. Aber es wird ihnen nicht gelingen", so Bedford-Strohm weiter: "Wir werden weiter konsequent für wechselseitige Achtung und Toleranz zwischen den Religionen und Weltanschauungen eintreten. Das ist das beste Mittel gegen die Saat der Gewalt, die Terroristen zu streuen versuchen."
Muslimische Jugendliche schützen Kirche
Es sei wichtig, den Zusammenhalt zu benennen, den es in Österreich zwischen den Religionen gebe, sagte der österreichische evangelische Bischof Michael Chalupka. Er forderte die Menschen auf, trotz berechtigter Wut und Trauer "nicht zuzulassen, dass ein solcher Anschlag uns spaltet".
Chalupka verwies auf die besondere Stellung des Islam in Österreich, der bereits seit 1912 per Gesetz eine anerkannte Religionsgemeinschaft ist. Der interreligiöse Dialog habe eine lange Tradition und funktioniere sehr gut. Als Beispiel nannte der evangelische Bischof, dass erst wenige Tage vor dem Terroranschlag bislang unbekannte Jugendliche in einer katholischen Kirche randaliert hatten: "Muslimische Jugendliche haben als Reaktion darauf eine Menschenkette um das Gotteshaus gebildet, um es zu beschützen als wäre es ihr eigenes." Dies sei ein Zeichen dafür, wie die Religionen in Österreich aufeinander achteten.
Dem Hass entgegenwirken
Der Theologe forderte in diesem Zusammenhang auch die Medien auf, sensibel mit dem Thema umzugehen. Es sei wichtig, dass man die von den Terroristen mit ihrer Tat eingeplante "Aufmerksamkeit und das angestrebte Heldentum" nicht unterstütze. Das Ziel der Terroristen sei gerade, möglichst viele Videos von ihrer Tat im Netz wiederzufinden, möglichst oft namentlich in den Medien genannt zu werden. Dieser Versuchung sollten alle widerstehen, um so "die Pläne der Terroristen zu durchkreuzen". Es gehe vielmehr darum, "auf die Opfer zu blicken und Mitgefühl auszudrücken", erläuterte der evangelische Bischof.
Der Vorsitzende der katholischen Deutschen Bischofskonferenz, Georg Bätzing, hat zum Ende des Hasses aufgerufen. "Keinerlei Form von Terror, kein islamistischer, kein rechts- und kein linksextremer, darf einen Platz haben in unserer Gesellschaft und Kultur. Terror im Namen der Religion pervertiert den Namen Gottes. Wir brauchen ein Ende der Gewalt", erklärte der Limburger Bischof.
Tief geschockt von dem Anschlag zeigte sich der Präsident des Zentralrats der Juden in Deutschland, Josef Schuster. Es sei derzeit unklar, ob auch die Synagoge eines der Anschlagsziele war. "Unabhängig davon steht fest, dass Islamisten religiöse Toleranz und unsere pluralen Gesellschaften verachten. Gerade jetzt müssen wir gemeinsam in Europa noch stärker für unsere demokratischen Werte einstehen und diesem Hass entgegenwirken", so Schuster. Auch Islamverbände in Deutschland verurteilten den Anschlag. "Der brutale Terrorakt in Wien hat uns auch in Deutschland bis ins Mark getroffen", erklärte der türkische Islamverband Ditib in Köln. "Der Terroranschlag in Wien ist ein Angriff auf uns alle, auf unsere Gesellschaft und unseren Glauben. Unser tiefstes Mitgefühl gilt den Hinterbliebenen und den Verletzten", sagte der Generalsekretär der Islamischen Gemeinschaft Milli Görüs, Bekir Altas.
In Wien sind am Abend des 2. November nach Angaben der österreichischen Polizei bei einem Terrorangriff unweit der Wiener Hauptsynagoge mindestens drei Menschen getötet worden. Der Attentäter wurde von der Polizei erschossen. Weitere mindestens 15 Menschen wurden zum Teil schwer verletzt. Österreichs Innenminister Karl Nehammer sprach von einem islamistischen Anschlag, der Täter soll auch bereits einschlägig vorbestraft gewesen sein.