In dramatischen Fällen wie der Sterbebegleitung sollten Altenpflegeheime nach Auffassung der Diakonie alles daran setzen, Besuche von Angehörigen möglich zu machen. "Sollte es aufgrund eines Infektionsgeschehens zu einer Schließung der Einrichtung kommen, appellieren wir an alle Beteiligten, Träger und Seelsorgende, die Sterbebegleitung und das seelsorgerische Angebot aufrechtzuerhalten", sagte der Vorstandssprecher der Diakonie Niedersachen, Hans-Joachim Lenke, am Montag dem Evangelischen Pressedienst (epd).
Gegenüber dem Hörfunksender "NDR 1 Niedersachsen" hatte Lenke kürzlich gesagt, die Diakonie habe sich in Absprache mit anderen Verbänden der freien Wohlfahrtspflege fest vorgenommen, auch im strittigen Diskurs mit anderen die Häuser möglichst zugänglich zu machen. "Wir haben alle gelernt, das Zumachen nicht die erste Wahl ist."
In der jüngsten Corona-Verordnung des Landes Niedersachsen heißt es zum Thema Besuchsrechte in Heimen, unterstützenden Wohnformen, Einrichtungen der Tagespflege und Intensivpflege-Wohngemeinschaften: "Besuch darf nicht empfangen werden, wenn es in der Einrichtung ein aktuelles Sars-CoV-2-Infektionsgeschehen gibt." Diakonie-Fachreferentin Andrea Hirsing sieht trotzdem Spielraum und die letzte Entscheidung in dramatischen Fällen wie einer Sterbebegleitung bei den Einrichtungsleitungen: "Das muss situativ vor Ort bewertet werden."
Es sollte möglich sein, dass Sterbende von Angehörigen mit umfänglicher Schutzkleidung und höchsten Vorsichtsmaßnahmen besucht werden könnten. "Da muss jeder Einzelfall bedacht werden, es gibt kein Patentrezept", betonte die Pflege- und Gesundheitsexpertin. Sie hoffe, dass das Abwägen zwischen einer Infektionsgefahr und den Folgen sozialer Isolation und fehlender Sterbebegleitung gut austariert werde: "Das stellt die Einrichtungen vor Herausforderungen, auch personell." Sie hoffe in diesem Prozess auf Akzeptanz und Rücksichtnahme aller Beteiligten, sagte Hirsing.
Alle müssen Verantwortung übernehmen
Damit Besuche in Altenpflegeheimen weiter möglich bleiben, müssen nach den Worten von Diakonie-Vorstandssprecher Lenke alle Niedersachsen Verantwortung übernehmen. Masken-, Abstands- und Hygieneregeln müssten eingehalten würden. Unnötige Besuche und Kontakte sollten vermieden werden. Die Bewältigung der Coronakrise bleibe eine gesamtgesellschaftliche Herausforderung: "Wir schaffen das nur, wenn wir alle solidarisch handeln und aufeinander Rücksicht nehmen."