Im 500-Einwohner-Dorf Karby (Kreis Rendsburg-Eckernförde) hinkt man der Zeit an diesem Sonnabend (24. Oktober) um ziemlich genau eine Stunde hinterher. Denn die Turmuhr der Kirche muss per Hand umgestellt werden. Das übernimmt Pastor Martin Krumbeck, der allerdings zum Termin der Umstellung auf Winterzeit um drei Uhr nachts lieber im Bett liegt und schläft. Deshalb macht sich der Theologe schon am Abend vorher auf den Weg. Gegen 19 Uhr wird er die Schraube am Uhrwerk lösen und den Zeiger rückwärts drehen.
"Für das Lösen der Schraube braucht man ganz schön Kraft", sagt Krumbeck. Deswegen stellt auch nicht seine Frau die Uhr um, die eigentliche Küsterin der Karbyer Kirche. Mit jeder Stunde, die der Pastor zurückstellt, werden die Stundenschläge lautstark ausgelöst. Es wird also am Abend des Sonnabends ein kleines Glocken-Konzert geben. Den Zeitpunkt um kurz nach 19 Uhr hat der Pastor bewusst gewählt: Würde er die Uhr früher zurückdrehen, würde sich auch das tägliche Gebetsläuten um 18 Uhr wiederholen.
Die Uhr ist eine Spende von 1937 und braucht nicht nur zur Umstellung der Zeit eine Sonderbehandlung. Einmal pro Woche wird sie von Friedhofsgärtner Julian Peters aufgezogen. Wenn er Urlaub hat oder krank ist, vertritt ihn Pastor Krumbeck. Nur ganz selten sei es bisher vorgekommen, dass sie das Aufziehen vergessen haben. Das merke man dann nach einem Hinweis eines Einwohners oder nach einem Blick auf die Uhr, so Pastor Krumbeck.
Auf das mechanische Uhrwerk lässt der Theologe nichts kommen. "Es läuft ohne Strom und ist völlig CO2-neutral", sagt er stolz. Überhaupt funktioniere das System perfekt. Vor ein paar Jahren sei der Gemeinde mal ein Angebot ins Haus geflattert. "Für ein paar Tausend Euro" wollte eine Firma auf ein elektronisches Uhrwerk umstellen. Das habe man dankend abgelehnt, so Krumbeck. Mit der Handarbeit ist die Kirche von Karby eine Ausnahme. In den meisten Kirchen läuft die Zeitumstellung elektronisch.