Die evangelische Stadtkirche in Langenzenn (Kreis Fürth) ist in vielerlei Hinsicht eine besondere Kirche: Um 1280 erbaut, war sie Klosterkirche des Augustiner-Chorherrenstifts, wovon noch heute der Kreuzgang und der malerische Innenhof zeugen. Und das seit 1533 evangelische Gotteshaus ist neben dem Münster in Heilsbronn eine von zwei Kirchen, die zu 100 Prozent dem Freistaat Bayern gehören. Der trug daher auch den Löwenanteil der Kosten von rund 3,6 Millionen Euro für die umfassende Sanierung, die jetzt abgeschlossen ist.
"Endlich", atmet Friedrich Schuster auf. "Drei Jahre Gottesdienst und Gemeindeleben in einer sich ständig wandelnden Baustelle, und dann auch noch Corona - das macht etwas mit den Leuten", erklärt der für den Bezirk Fürth-Nord zuständige Dekan, der bereits seit 17 Jahren in Langenzenn ist. Mit wackelnden Dachsparren fing 2014 alles an. Das Dach war instabil geworden, wie sich nach eingehender Untersuchung zeigte. 2015 begann die Planungsphase für die Renovierung und zwei Jahre später die Arbeiten.
Mit etwa 150.000 Euro ist die Gemeinde selbst mit im Boot. Dafür hat sich das Team aber einige Träume erfüllt, die nicht nur praktisch sind, sondern auch der Ästhetik dienen. Das beginnt schon in der Sakristei, in die moderne Tontechnik sowie ein Touch-Pad eingezogen sind, von dem aus die verschiedenen Lichter, drei Mikrofone sowie die Boxen im Kirchenraum bedient werden können.
Wie von Geisterhand lässt sich eine Traverse mit einer viermal fünf Meter großen Projektionsleinwand in das Mittelschiff hinabsenken. Aufwendige Technik, aber problemlos zu handhaben. "Unser Mesner Hermann Ziegler ist 82 Jahre alt und hat sich innerhalb kürzester Zeit mit allem vertraut gemacht", meint Schuster stolz. Mit Hilfe eines ausgeklügelten Sound-Konzepts kann man ab sofort auch von jeder Ecke der Kirche aus bestens verstehen, was im Chorraum oder auf der Kanzel gesagt wird.
Seitenschiff entrümpelt
Am Altar werden keine Wachskerzen mehr verwendet, sondern zum neuen Brandschutzkonzept passende "Kerzen-Attrappen", in deren Innerem eine Flüssigkeit abbrennt. Passgenau hinter dem Altar versteckt wurde ein Multifunktionsschrank, in dem Utensilien, Paramente oder Schmuck Platz finden, die im Kirchenjahr vielleicht nur einmal gebraucht werden.
"Mit der klassischen Rumpelkammer, wie man sie in vielen Kirchen hier findet, ist jetzt Schluss", freut sich Schuster. Entrümpelt wurde auch das Seitenschiff, in dem über viele Jahre Stühle oder Bühnenteile lagerten. Ein verschiebbarer Raumteiler versteckt diese Sachen jetzt. Die alte Ölheizung, die bislang mühsam versuchte, das jahrhundertealte Gemäuer zu wärmen, ist einer modernen Sitzheizung gewichen. Ein heizbarer Teppich kommt noch in die Taufkapelle, in der jetzt ein Christophorus-Altar steht.
Kunstwerke werden jetzt von einer Alarmanlage gesichert. So auch die "Schwarze Madonna", eine rußgeschwärzte Marienplastik, die den Brand des Jahres 1388 überlebte, als im Städtekrieg die Nürnberger Langenzenn verwüsteten und die Kirche in Flammen aufging. Sie spricht bald auch zu den Besuchern, die den QR-Code mit ihrem Handy scannen, wenn sie sich auf die Audioguide-Führung begeben. Die wurde von Schülern des Wolfgang-Borchert-Gymnasiums für die Kirche konzipiert.
5400 Protestanten leben in der Pfarrei Langenzenn. Viele regelmäßige Kirchenbesucher sind beim Gehen eingeschränkt. Über das Westportal unter der ebenfalls für circa 120.000 Euro renovierten Orgel führt ab sofort eine Rampe barrierefrei ins Innere. "Viele Langenzenner haben sich während des Umbaus nicht mehr hereingetraut. Wir müssen die Menschen jetzt wieder aufs Neue erreichen", ist Schuster überzeugt.