Eine Woche nach dem umstrittenen Polizeieinsatz gegen einen 15-Jährigen in der Düsseldorfer Altstadt haben am Samstag rund 300 Demonstranten in der NRW-Landeshauptstadt friedlich gegen Gewalt durch Polizeibeamte protestiert. Die Polizei nannte offiziell keine Teilnehmerzahlen, bestätigte aber dem Evangelischen Pressedienst (epd), dass sich die Zahl der Demonstranten "deutlich unter der von den Veranstaltern angemeldeten Zahl von bis zu 5.000 bewegt" habe. Die Polizei war mit starken Einsatzkräften vor Ort vertreten. Veranstalter war der Verein "Zukunft Plus", der sich für mehr gesellschaftliche Partizipation für Migranten einsetzt.
Vom Landtag aus zogen die Demonstranten durch die Innenstadt und zurück bis zum Parlament, wo die Veranstaltung am Samstagabend endete. Sprecher der Veranstalter forderten von der Politik und Polizei, sich ihrer gesellschaftlichen Verantwortung zu stellen. Polizeigewalt und Rassismus müssten mit aller Entschiedenheit zu bekämpft werden und dagegen öffentlich eine klare Position bezogen werden. Vertreter des Vereins betonten, der Düsseldorfer Fall sei kein Einzelfall. In vielen deutschen Städten würde besonders gegen Jugendliche mit Migrationshintergrund mit brutaler Polizeigewalt vorgegangen werden.
Überraschend geringe Teilnehmerzahl
Als mögliche Ursache für die deutlich geringere Teilnehmerzahl nannte der Verein "Zukunft Plus" unter anderem die Verlegung der Auftaktkundgebung vom Hauptbahnhof an den NRW-Landtag. Beobachter der Demonstration machten auch bekanntgewordene Einzelheiten aus der Strafakte des von dem strittigen Polizeieinsatz betroffenen 15-jährigen Deutsch-Marokkaners für die geringe Resonanz verantwortlich.
Am Samstag der vergangenen Woche war der Deutsch-Marokkaner von einem Polizisten mit dem Knie am Kopf auf dem Boden fixiert worden, nachdem er die Beamten vorher beleidigt und tätlich angegriffen haben soll. Ein Augenzeugen-Video des Vorfalls hatte für heftige Debatten gesorgt. Der Vorfall wird laut Innenministerium weiter untersucht. Eine Fixierung des Kopfes sei bei solchen Einsätzen erlaubt, hatte NRW-Innenminister Herbert Reul (CDU) am Donnerstag in Landesparlament erklärt. Einen Vergleich mit dem Fall des Afroamerikaners George Floyd, der Ende Mai bei einem brutalen Polizeieinsatz in den USA getötet wurde, hatte das Innenministerium zurückgewiesen.
Ermittlungen gegen den Polizisten sollen nun klären, ob der Einsatz verhältnismäßig gewesen ist. Aus Neutralitätsgründen hat die Polizei Duisburg die Untersuchung des Falles übernommen. Ermittelt wird auch gegen den 15-Jährigen wegen Beleidigung, tätlichen Angriffs und Widerstands.