Jetzt wird es richtig spannend bei der Kandidatensuche für die Kirchenwahlen in der Evangelischen Kirche der Pfalz am 29. November (1. Advent). Die Sommerferien sind zu Ende, mit einer zweiten Werbephase wird voll durchgestartet. Kirchengemeinden erhalten weiteres Material zugeschickt. An die Teilnahme zur Wahl der Presbyterien in den 402 Kirchengemeinden erinnern im September "Citylights", beleuchtete Plakatkästen in Kaiserslautern, sowie großflächige Plakatwände in Ludwigshafen. Und wenn es die Corona-Situation zulässt, wird es auch Kinowerbung geben, berichtet Pfarrerin Mechthild Werner, die Koordinatorin der Wahlkampagne.
Die Planer im Speyerer Landeskirchenrat haben keine Angst, dass sich für die Kirchenwahlen nicht genügend Bewerberinnen und Bewerber finden. "Überhaupt nicht", versichert Werner trotz mancher Munkeleien in den Kirchengemeinden. Sie verweist darauf, dass die Landeskirche bei den vergangenen Wahlen zur Besetzung ihrer Presbyterien stets ein sehr erfreuliches Wahlergebnis erzielt habe. "30 plus" lautet die Vorgabe, die auch dieses Mal sicher wieder erreicht werde.
Indes, so räumt die Kampagnenleiterin ein: Es sei schon schwierig, in manchen Regionen ausreichend Interessierte für das Ehrenamt zu finden. Rund 450.000 Kirchenmitglieder sind aufgerufen zur Kandidatenwahl, rund 3.000 Presbyter (Kirchenvorstände) werden neu für eine Amtszeit von sechs Jahren gesucht.
In dörflichen Regionen sei die Welt für die Kirche zwar noch meist in Ordnung, sagt Werner. In den größeren Städten in der Pfalz und Saarpfalz jedoch müssten die Kirchengemeinden bei der Kandidatensuche häufig noch deutlich nachlegen, um "die Listen vollzukriegen", appelliert sie. Sollte es in einer Kirchengemeinde zu wenige vorgeschlagene Kandidatinnen und Kandidaten geben, kann der Landeskirchenrat im Benehmen mit dem jeweiligen Bezirkskirchenrat ein geschäftsführendes Presbyterium bestellen oder gar eine Neuwahl anordnen.
Ausschließlich eine Briefwahl
Wegen Corona gibt es nun erstmals ausschließlich eine Briefwahl. Dies könne auch eine Chance für die Kirche sein, sagt die Theologin. Die Statistiken der vergangenen Kirchenwahlen - damals noch "Presbyteriumswahlen" - hätten schließlich einen starken Zuwachs an Briefwählern verzeichnet. Bis zum 4. Oktober können sich Bewerberinnen und Bewerber noch melden.
Mutmacherinnen und Mutmacher brauche die Kirche, sagt Werner mit Blick auf das Kampagnenmotto "Mach Mit. Mach Mut". Menschen seien nötig, die in der Kirche mitarbeiten und auch etwas verändern sollen. Für sie müsse sich die Kirche aber auch endlich stärker öffnen. Die Macht der Presbyterien als leitende Gremien der Kirchengemeinden sei groß - man müsse sie nur in die Hände nehmen. Im Vorfeld der Wahlkampagne hatte es kontroverse Diskussionen darüber gegeben, ob das nach den kirchlichen Missbrauchsskandalen geforderte erweiterte Führungszeugnis potenzielle Bewerberinnen und Bewerber abschrecken könne.
Lange Amtsperiode oft ein "No-Go"
Gerade für junge Leute sei die lange Amtsperiode eines Presbyters oder einer Presbyterin oft ein "No-Go", weiß Werner. Für sie könne es aber nach einer Phase von zwei, drei Jahren auch "eine Nachrückerlösung" geben. Aufgrund des hohen Personal- und Kostenaufwands wolle die Landeskirche weiterhin bei der Sechs-Jahres-Regelung bleiben. Eine Verschiebung der Kirchenwahl wegen der Corona-Pandemie wäre zudem nicht infrage gekommen, sagt sie. Von dem 200.000 Euro umfassenden Werbeetat für die Kirchenwahlen seien bereits 170.000 verbraucht worden.