Die. "Sea-Watch" 4 ist ausgelaufen. Zwei Menschen sind an Bord am arbeiten.
Foto: epd/Thomas Lohnes
Vor dem Auslaufen lag das Rettungsschiff im spanischen Hafen Burriana vor Anker.
"Sea-Watch 4" startet zu erster Rettungsmission
Nach sechs Wochen ist wieder ein privates Rettungsschiff im Mittelmeer. Die vorwiegend aus Kirchenmitteln finanzierte "Sea-Watch 4" beginnt ihren ersten Einsatz.

Das Seenotrettungsschiff "Sea-Watch 4" ist zu seinem ersten Einsatz im Mittelmeer aufgebrochen. Das überwiegend aus kirchlichen Mitteln finanzierte Schiff habe am Samstag den spanischen Hafen von Burriana verlassen und sei auf dem Weg in die Such- und Rettungszone vor Libyen, teilte Sea-Watch mit. Es sei derzeit das einzige Rettungsschiff im Mittelmeer. Ursprünglich sollte die "Sea-Watch 4" im April auslaufen. Der Start verzögerte sich jedoch wegen der Corona-Pandemie.

Der Ratsvorsitzende der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD), Heinrich Bedford-Strohm, äußerte sich zum Auslaufen des Rettungsschiffes im ZDFheute.

Er sei dankbar, dass das Schiff endlich ausgelaufen sei, sagte der Ratsvorsitzende der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD), Heinrich Bedford-Strohm, ZDFheute. "Es sterben täglich Menschen im Mittelmeer, und kein Rettungsschiff ist da, das sie rettet." Es sei skandalös, dass die EU seit Jahren zuschaue, wie an den Grenzen Europas Menschen ertrinken, sagte der Theologe, der das Projekt Kirchenschiff in der EKD vorangetrieben hat. "Es darf nicht so bleiben, dass man mit der libyschen Küstenwache zusammenarbeitet und gerettete Menschen nach Libyen, in den Bürgerkrieg, zurückschickt. Da passieren extreme Menschenrechtsverletzungen."

Schiff wurde aus Spenden finanziert 

Das ehemalige Forschungsschiff wurde vom Bündnis "United4Rescue" finanziert, das von der EKD initiiert wurde. An dem Projekt beteiligt sich neben Sea-Watch auch "Ärzte ohne Grenzen". Seit über sechs Wochen seien keine zivilen Rettungskräfte mehr vor der libyschen Küste im Einsatz, erklärte Michael Schwickart von "United4Rescue". Fast alle Schiffe würden von den italienischen Behörden wegen angeblicher Sicherheitsmängel festgehalten oder mit nicht erfüllbaren Auflagen am Einsatz gehindert. Die Aufklärungsflugzeuge von Sea-Watch hätten allein in den vergangenen sechs Wochen mehr als 1.500 Personen in Seenot dokumentiert. Viele von ihnen seien nach Libyen zurückgebracht worden.

Die Idee eines kirchlichen Seenotrettungsschiffs im Mittelmeer geht auf den evangelischen Kirchentag in Dortmund 2019 zurück. Im Januar ersteigerte das Bündnis das Schiff für 1,3 Millionen Euro, darunter 1,1 Millionen Euro Spendengelder des Bündnisses, dem mittlerweile über 550 Organisationen und Unternehmen angehören. Im Februar wurde die "Sea-Watch 4" getauft und an die Seenotrettungsorganisation Sea-Watch übergeben.

Hass, Stolz und Spendenbereitschaft

Natürlich habe es Kritik an dem Projekt gegeben, sagte Bedford-Strohm. "Die sich mit Hass in den sozialen Netzwerken sehr laut, sehr strategisch äußern, kannten wir schon seit geraumer Zeit." Gleichzeitig habe es eine riesige Bewegung von Menschen gegeben, die sagten, sie seien noch nie so stolz auf die Kirche gewesen. Tausende Menschen, die für das Projekt gespendet haben, seien mit dem Herzen bei der Besatzung, sagte der bayerische Landesbischof. Das Engagement vieler Menschen habe dazu geführt, dass das Schiff nun in See stechen könne.

Die italienischen und maltesischen Behörden torpedieren die private Seenotrettung seit vielen Monaten. Sie fordern eine bessere Verteilung der Geflüchteten innerhalb Europas. Besatzungen erhalten teils über Wochen keine Erlaubnis zur Anlandung in einem Hafen, Schiffe werden festgesetzt, Crew-Mitglieder juristisch belangt. Die Corona-Pandemie und Maßnahmen zu ihrer Eindämmung erschweren die Arbeit der Retter weiter.

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