Freiluftgottesdienste
© epd-bild/Timo Lechner
Durch Corona wurden viele Termine für Freiluftgottesdienste im Frühjahr abgesagt, weitere werden nur zaghaft und unter besonderen Maßnahmen wieder stattfinden.
Menschliche Nähe trotz Abstandsregel
Drei Fragen an den kirchlichen Tourismusbeauftragten Thomas Roßmerkel
Freiluftgottesdienste sind seit vielen Jahren ein wichtiges Standbein der evangelischen Kirche in Bayern, mit denen sie viele Menschen erreicht, die vielleicht nicht mehr so oft einen Kirchenraum betreten. Durch Corona wurden viele Termine im Frühjahr abgesagt, weitere werden nur zaghaft und unter besonderen Maßnahmen wieder stattfinden. Thomas Roßmerkel, landeskirchlicher Tourismusreferenten, erläutert, wie die Lage derzeit ist.

Herr Roßmerkel, der "Lockdown" im Frühjahr 2020 traf ja nicht nur die Gottesdienste in den Kirchen, auch viele Freiluftgottesdienste wurden abgesagt. Wie sieht die Situation derzeit aus?

Thomas Roßmerkel: Erfreulicherweise sind seit Pfingsten die Beschränkungen gerade auch für Gottesdienste im Freien deutlich gelockert worden. Bis zu 200 Personen können jetzt schon mitfeiern. Das reicht für die meisten Gottesdienste, gerade angesichts der Tatsache, dass die Gästezahlen noch nicht das normale Level erreicht haben. Manche Gottesdienste, die normalerweise 400 bis 500 Besucherinnen und Besucher haben und die in starkem Maße von den Bergbahnen abhängen, mussten wir freilich absagen. Aber alle Gäste freuen sich über Gottesdienste im Freien. Die Menschen drängen ja in die Natur und freuen sich über Angebote im Urlaub, da ja viele touristische Großevents in den Urlaubsorten abgesagt werden müssen.

Hygienemaßnahmen und Abstandhalten sind derzeit ein Muss. Sind Gottesdienste im Freien da nicht ein Modell für die Zukunft?

Roßmerkel: Ich erlebe jetzt auch Kirchengemeinden, die ihre Gottesdienste - sofern das Wetter es zulässt - in den Kirchgarten verlegen, weil die Durchführung dadurch erleichtert wird. Und viele Menschen lieben es, in der Natur zu feiern. Auch wenn natürlich die gesammelte Atmosphäre eines Kirchenraumes auch ein Schatz ist, den wir pflegen sollten. Bei vielen unserer Angeboten ist ja das zu erleben, was Menschen jetzt verstärkt suchen: Beziehungen, das heißt menschliche Nähe trotz Abstand und die Möglichkeit zu Gesprächen. Genau das ist ja das Profil unserer Angebote seit Jahren im Bereich "Kirche und Tourismus" unserer Landeskirche.

Welche "aus der Not geborenen" Formate und Ideen sind dazu gekommen?

Roßmerkel: Zum einen feiern Kirchengemeinden Gottesdienste im Freien eher in Ortsnähe, auf kleinen Hügeln beispielsweise, die man zu Fuß ohne Bergbahn erreichen kann. Zum anderen sind viele kleinere Formate hinzugekommen. Zum Beispiel ein Vollmondspaziergang als ein meditativer Spaziergang mit Geschichten, Gebeten und Gedanken zum Mond. Oder meditative Abendgebete im Kurpark oder eine Meditation zum Sonnenaufgang und auch eine Meditation mit Körpergebet an einer Quelle oder einem Brunnen. Daneben gibt es natürlich viele meditative Wanderungen und Spaziergänge. Darunter gibt es einen literarischer Waldspaziergang, bei dem zu verschiedensten Stationen passende literarische Texte gelesen werden oder ein meditativer Spaziergang zu beeindruckenden Bäumen der Gegend.