Der Pfarrer und Kabarettist Hannes Schott schafft es immer wieder, die Menschen zu begeistern - nicht nur die Gemeindeglieder der Katharina von Bora-Kirche in Meyernberg und der Lutherkirche, zu der der Sprengel Meyernberg gehört. Nach 10 Jahren hat der evangelische Theologe nun seine Heimatstadt Bayreuth verlassen und zum 1. August die erste Pfarrstelle an der Nürnberger St. Jakob-Kirche übernommen.
Auch wenn sich Hannes Schott auf die neuen Aufgaben freut - und darüber, endlich mit seiner Frau zusammenziehen zu können, die fast zeitgleich eine Pfarrstelle in einer Nachbargemeinde übernimmt - fällt ihm der Abschied aus seiner Bayreuther Heimat schwer. Hier ist er geboren und hat die Schulzeit verbracht und hierher ist er nach dem Vikariat wieder zurückgekehrt. Kein Wunder, dass sich der 40-Jährige mit einem lachenden und einem weinenden Auge aus Bayreuth verabschiedet, denn nicht nur seine Freunde, sondern auch die Meyernberger sind ihm über die Jahre ans Herz gewachsen. Doch damit nicht genug, denn Schott ist nicht nur in seiner Kirchengemeinde bekannt, sondern wohl in ganz Bayreuth und weit darüber hinaus: als Gemeindepfarrer, Altenheimseelsorger und Kabarettist, der nur so vor Ideen sprüht.
"Als ich mit 29 Jahren hierhergekommen bin, habe ich schon erst mal gezeigt, dass ich seriöser Pfarrer bin", sagt Hannes Schott lachend. "Aber die Leute haben auch gewusst, dass in meinen Gottesdiensten immer was Lustiges kommt." Dabei war sich der Theologe für nichts zu schade: In Familiengottesdiensten verkleidete er sich als Engel, Wirt oder König, entpuppte sich in so manchem "normalen" Gottesdienst als Witzeerzähler und warb einst im Wal-Kostüm für die Kirchenvorstandswahl. Doch nicht nur die Kirche, sondern auch die Bühne war schon immer sein Zuhause - in der Schulzeit unter dem Titel "Kultur im Keller", seit 2007 im Duo "Zammgebicht" zusammen mit dem Sozialpädagogen Stefan Hausner und schließlich seit 2012 auch im Pfarrer-Kabarett "Weißblaues Beffchen", das so manches Mal als die "Hofnarren der Landeskirche" bezeichnet wird.
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Mit dem Begriff "Hofnarr" hat Hannes Schott kein Problem. "Der Hofnarr war ja nicht der Depp, sondern konnte über sein Medium Humor auch Kritisches sagen", erklärt Schott, "außerdem bringe ich die Leute schon immer gerne zum Lachen." Und das gelingt ihm als Pfarrer und Kabarettist vortrefflich. Legendär sind nicht nur seine Auftritte als Howard Carpendale-Imitator, sondern auch der Song von Lazarus: "Lazarus komm raus, komm raus aus deiner Gruft, Lazarus komm raus, komm raus, der Jesus ruft."
Es war eben von Anfang an das Markenzeichen von Hannes Schott, in Humor, Witz und Dialekt verpackt die christliche Botschaft unter die Menschen zu bringen und mit ungewöhnlichen Formaten auch Kirchenferne zu erreichen: Im November 2018 verloste der Pfarrer Wohnzimmergottesdienste mit sich bei den Familien zuhause und im Juni 2019 lud er zum ersten Bus-Gottesdienst quer durch das Bayreuther Umland ein - sogar die Feier des Abendmahls durfte dabei nicht fehlen. Die Resonanz auf diese Gottesdienste der etwas anderen Art war groß, nicht nur bei der Bevölkerung, sondern auch von Seiten der Pfarrerschaft und der Kirchenleitung. "Ich will damit einfach zeigen, dass Gottesdienste nicht unbedingt an ein Kirchengebäude gebunden sind", sagt Schott, "und dabei gegen manche Vorurteile den Menschen ein positives Bild von Kirche vermitteln."
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Auch in Corona-Zeiten, in denen gottesdienstliche Zusammenkünfte nicht möglich waren, hatte sich der unkonventionelle Pfarrer etwas einfallen lassen: vom Gottesdienst auf Youtube, über Altenheim-Gottesdienste via Skype bis hin zu den "Gedanken XXL" - dem kurzen Sonntagsgottesdienst auf Radio Mainwelle. Die immer wieder zu hörende Meinung, die Kirche habe sich am Anfang der Corona-Zeit zurückgezogen, kann Schott nicht teilen: "Alle Gemeinden haben versucht, das Beste daraus zu machen, und die meisten Pfarrerinnen und Pfarrer haben genauso viel gearbeitet wie zuvor, nur eben oft digital oder per Telefon."
Dass Hannes Schott seinen Bayreuther Dialekt so liebt, zeigt sich auch daran, dass er im Lutherjahr 2017 gemeinsam mit einigen Mitstreitern Bibel-Passagen ins "Bareiderische" übersetzte. Witz, Humor und unkonventionelle Formate: Das will der Theologe auch in Nürnberg beibehalten, denn St. Jakob sei eine "altehrwürdige Kirche und kreative Gemeinde". Da gebe es zum Beispiel Gottesdienste mit Popmusik oder eine Tohuwabohu-Kinderkirche. Auch wenn er sich auf seine neuen Aufgaben freut und die Pilgerkirche St. Jakob nicht weit weg vom Bahnhof liegt, wird er Bayreuth vermissen - so wie er es jüngst in einem Song gedichtet hat: "Bye, bye, mei Bareid goodbye, ach du fehlst mir a wenig fei. Doch dann sage ich farewell, wir säng uns widder, gell?"