Wann genau Brigitte Fuchs die Leitung der evangelischen Gemeindebücherei Rüppur übernommen hat, weiß sie gar nicht mehr. "Das muss über 40 Jahre her sein, aber ich mache es immer noch total gern", erzählt die Rentnerin. Damit ist sie in gewisser Weise eine "klassische Vertreterin" der evangelischen Büchereien in Baden und Württemberg, in denen zahlreiche langjährig engagierte Ehrenamtliche tätig sind. Doch viele der Büchereien ringen um ihr weiteres Bestehen.
Zum einen leiden sie unter finanziellen Problemen. Die Rüppurer Bücherei bekommt beispielsweise jährlich 500 Euro von der Gemeinde, damit könne sie ihren Bücherbestand aber nicht erhalten. "Wir zehn Ehrenamtliche verdienen deshalb noch auf zwei großen Basaren Geld dazu", sagt sie. Hinzu kämen noch Spenden.
Ähnlich ist auch die Situation der 22 anderen aktiven evangelischen Büchereien in Baden. "Es gibt keine einheitlichen Finanzkonzepte", berichtet Elvira Jung, Vorsitzende des Verbandrats der Evangelischen Büchereien in Baden und Leiterin der Bibliothek der Luthergemeinde Karlsruhe. Früher hätten alle Zuschüsse von ihrer Stadt, der Landeskirche und der Kirchengemeinde bekommen, inzwischen seien die Gelder der Stadt und der Landeskirche aber weggefallen. "Und die Gemeinden können ihre Büchereien mal mehr, mal weniger großzügig unterstützen", so Jung. Ergänzend nehmen die Büchereien oft an Flohmärkten oder Adventsbasaren teil.
Vor diesem Problem stehen auch die 110 Gemeindebüchereien in der württembergischen Landeskirche. Wie viel die einzelne Bücherei erhalte, sei abhängig von ihrem jeweiligen Träger. Die Beträge liegen jährlich zwischen 250 Euro bis mehreren tausend Euro. "Manche beschaffen mit Fundraising weitere Gelder, aber nicht alle trauen sich das", sagt Julia Barthelmeß von der Büchereifachstelle der Evangelischen Landeskirche in Württemberg.
Kinder im Fokus
Eine weitere Herausforderung sind sowohl in Württemberg als auch in Baden die sinkenden Besucherzahlen. "Das Lesen wird weniger", sagt die Brigitte Fuchs. Da brauche man sich nichts vorzumachen. Sowohl in der Luthergemeinde als auch in Rüppur seien Kinder die besten Kunden. "Möglicherweise ist die Auswahl für Erwachsene zu gering", mutmaßt Jung. Vielleicht haben Erwachsene aber auch weniger Zeit zum Schmökern oder greifen in ihrer Freizeit lieber zum E-Book.
Beide Bibliotheken führen schon Bilderbuchstunden und Bibliotheksführungen mit Kindergärten durch. "Kindern Bücher mit auf den Weg zu geben, halte ich für ein unschätzbares Gut", sagt Fuchs. Zukünftig soll der Fokus aber noch mehr auf die Kleinen gerichtet werden. Die Bücherei der Luthergemeinde plant eine Spielecke, die Rüppurer gehen noch weiter: "Jugendliche kommen selten zu uns, daher werden wir die Jugendbuch-Ecke nicht weiterführen", erläutert Fuchs. Stattdessen sollen Spiele für Kinder bis zehn Jahre angeschafft werden. "Das Gemeindehaus soll insgesamt zu einem Treffpunkt für Familien umgestaltet werden", erzählt sie. Die am Eingang gelegene Bücherei solle dann ein Ort für Kinder sein.