Die Georgskirche in Nördlingen.
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Die Georgskirche in Nördlingen.
Steinmetzarbeiten an der "Suevit"-Kirche
Der Einschlag eines Asteroiden brachte vor Millionen Jahren im schwäbischen Ries ein Gestein zutage, das "Suevit". Aus diesem Material wurde vor über 500 Jahren die evangelische Georgskirche in Nördlingen gebaut. Doch der Stein hat seine Tücken.

Auf der Baustelle vor der Nördlinger Georgskirche herrscht reges Treiben. Zwischen Pfeiler und Joch wird seit ein paar Jahren schon ein Stück Stein nach dem anderen abgetragen und wieder ersetzt. Denn der Schwabenstein (Suevit), auf dem das prächtige mittelalterliche Gotteshaus steht, ist anfällig für Risse. "Die Bauarbeiten haben wir von Ost nach West begonnen und wir sind gut im Zeitplan", sagt der Restaurator David Ohnmeiß, der seit ein paar Monaten als Projektleiter für die Steinmetzfirma Wittner aus Deiningen tätig ist.

Beim Einschlag des Meteoriten vor 15 Millionen Jahren entstanden tief im Untergrund "Drücke von mehreren Millionen Bar und Temperaturen bis zu mehreren Zehntausend Grad - die kosmische Bombe explodierte und verdampfte vollständig", heißt es im Erlebnisführer zum Geopark Ries. Bei diesen Vorgängen seien dann große Mengen Gestein aus dem kristallinen Grundgebirge aufgeschmolzen oder verdampft und als Glutwolke in die Stratosphäre geschleudert worden.

"Suevit ist ein mittelhartes und gut behaubares Gestein, aber sehr inhomogen und anfällig für Verwitterung", erklärt Restaurator Ohnmeiß. Vor vier Jahren wurde mit der Renovierung der Kirche begonnen, im kommenden Jahr sollen die Arbeiten, die laut Ohnmeiß rund eine Million Euro kosten, fertiggestellt sein. Renoviert werden muss unter anderem noch die Sakristei auf der Rückseite des Gotteshauses. "Wir haben es hier mit einer Art Bröckelzerfall zu tun", erklärt Ohnmeiß.

Deshalb müssen viele der gräulichen Suevitsteine oder gar ganze Blöcke ersetzt werden, die dann mit weißlichem Schönbrunner Sandstein ausgetauscht werden. Rund 1000 Tonnen Sandstein werden bis zum kommenden Jahr verbaut worden sein, schätzt Ohnmeiß. Aus dem Suevit wurden im Ries viele Gebäude erstellt - in Nördlingen etwa das Baldinger Tor, das Rathaus und eben die St. Georgskirche.

Zentrum der Reformation

Gewonnen wurde der Baustoff aus Steinbrüchen der Umgebung, wo er zwischen Schichten aus Kalkgesteinen liegt. Im 18. Jahrhundert wurde der Schwabenstein dann in gemahlener Form auch als Bindemittel für Mörtel und Zement benutzt. Heutzutage wird er als Saniermörtel hauptsächlich bei der Altbausanierung oder der Restaurierung von denkmalgeschützten Bauwerken verwendet.

Das evangelische Gotteshaus wurde seit seiner Errichtung in den Jahren 1427 bis 1505 schon mehrmals restauriert und saniert. Der äußerlich schlicht wirkende und knapp 94 Meter lange Bau verfügt über einen mächtigen, 90 Meter hohen Westturm, der als Wahrzeichen der Stadt gilt.

Der Turm der St.-Georgs-Kirche.

Dieser wurde im Mittelalter noch als "der Stain" bezeichnet, bis ins 19. Jahrhundert dann "Wendelstein" und danach - nach einem Bibelvers - "Daniel" genannt. Zwei Wächter hielten hier in früheren Jahrhunderten die Stellung. Im Jahr 1522 wurde hier erstmals evangelisch gepredigt, 1529 gehörte die Stadt Nördlingen zu den Vertretern der protestantischen Minderheit am Reichstag zu Speyer. 1555 wurde die Reformation in Nördlingen endgültig bestätigt.

1490 wurde der 90 Meter hohe Kirchturm "Daniel" an der spätgotischen Hallenkirche St. Georg fertig. Und seit 1490 ist die Turmstube in luftiger Hö?he über der schwäbischen Kleinstadt Nö?rdlingen wohl nie mehr verwaist gewesen.

Die in Bonn ansässige Deutsche Stiftung Denkmalschutz (DSD) hat vor kurzem 50.000 Euro für die Sanierung der Georgskirche bereitgestellt. Schon in den Jahren 2007 bis 2016 hat sie die Renovierungsarbeiten mit 472.000 Euro bezuschusst. Nach Ansicht der Stiftung werden die Steinmetzarbeiten in der gewohnt guten Qualität ausgeführt. "Bei dem Projekt erfolgt kein Einsatz von Kieselsäureester zu Steinfestigung. Es werden ausschließlich Vierungen gesetzt, neue Sandsteinquader anstelle des Suevitgesteins eingebaut und punktuell wird mit Steinersatzmasse gearbeitet", heißt es weiter.