Am Sonnabend trägt Jasmin Zielke grün, am Sonntag schwarz. Mit Leidenschaft ist die 30-Jährige an beiden Tagen dabei. Gut gepolstert im grünen Trikot spielt sie sonnabends American Football in der Ersten Bundesliga. Sonntags steht sie auf der Kanzel. Die neue evangelische Seelsorgerin in der Hamburger Gemeinde Neuallermöhe wird am Sonntag (21. Juni) von Bischöfin Kirsten Fehrs zur Pastorin ordiniert.
Jasmin Zielke ist gern da, "wo es ein bisschen knallt". Der Beruf der Pastorin sei für sie alles andere als ein langgehegter Kindheitstraum. Aufgewachsen in einer atheistischen Familie in Tellingstedt (Dithmarschen) sei sie diejenige gewesen, die im Konfirmandenunterricht geraucht und bei den 18 Pflicht-Gottesdienstbesuchen geschummelt habe. "Ich habe das damals wegen des Geldes gemacht", gibt sie zu. Mit der Fachhochschulreife in der Tasche zieht sie mit 19 Jahren nach Kiel und beginnt bei der Telekom eine Ausbildung zur Informatikerin. Es habe sie gereizt, sich als Frau in einer Männerdomäne zu beweisen, sagt sie.
Parallel zur Ausbildung macht sie ihr Abitur am Abendgymnasium. Der neue Plan: Lehrerin für Deutsch und Religion. Doch ihr Herz schlägt allein für die Theologie. "Wenn ich etwas tue, dann auch mit Leidenschaft." Schwerpunkt im Studiums ist Kriegstraumata und deren Bedeutung für Kirchengemeinden. "Ich wollte eigentlich promovieren - und habe dann mein Examen richtig in den Sand gesetzt." Nachdem sie die Niederlage verdaut hat, wählt sie den "sicheren Weg des Vikariats". Ihr Zweitstudium der Sexualpädagogik steht kurz vor dem Abschluss.
Zur praktischen Ausbildung als Vikarin geht sie in die Thomasgemeinde der Kieler Großsiedlung Mettenhof und später in die Michaelisgemeinde in Kiel-Hassee. "Erst in einer sozialen Brennpunktgemeinde, dann in einer gut bürgerlichen. Ich habe also beide Extreme kennengelernt."
Ein bisschen Platz für Jesus lassen
In ihrer Freizeit steht Jasmin Zielke im Kader der ersten Football-Bundesliga und trainiert bei den "Baltic Hurricanes Ladies" in Kiel: "Ich bin der linke Guard. Meine Aufgabe ist es, den Quarterback zu schützen", erklärt die 1,83 Meter große Theologin. "Ich bin groß und habe einfach viel Kraft."
Deutschlandweit ist sie während der Saison an den Sonnabenden zu Spielen unterwegs. "Aber es ist für mich ganz klar, dass meine Gemeinde immer an erster Stelle steht." Es könnte allerdings sein, dass sie den Sonntagsgottesdienst bandagiert feiern muss. "Ich habe auch schon auf Krücken einen Gottesdienst gehalten." Auf dem Spielfeld gehe es oft ruppig zu. Vor dem Spiel würden sich die Spielerinnen mit markigen Sprüchen provozieren. "Und vergesst nicht, auch ein bisschen Platz für Jesus zu lassen", tönt es dann von Jasmin Zielke.