Als "Missachtung der Religionsfreiheit" hat der evangelische Pfarrer Wolfgang Oertel aus dem fränkischen Untersteinbach eine Initiative des Bundesrats zur Reduzierung von Motorradlärm bezeichnet. Weil es nach dieser möglich sein kann, dass Motorradfahrten an Wochenenden und Feiertagen untersagt werden, sorgt sich Oertel um die Motorradgottesdienste. Die Gottesdienste für Biker sind nach Ansicht des 53-Jährigen "eine ideale Möglichkeit, um die frohe Botschaft zu verkünden". Da würden Menschen erreicht, die in einen normalen Gottesdienst gar nicht gehen würden, sagte der Pfarrer dem Evangelischer Pressedienst.
Oertel fürchtet, dass damit Schluss wäre, wenn die Bundesregierung die Bundesratsinitiative "zur wirksamen Minderung und Kontrolle von Motorradlärm" umsetzt. Darin heißt es unter anderem, es sollten "für besondere Konfliktfälle Geschwindigkeitsbeschränkungen und zeitlich beschränkte Verkehrsverbote an Sonn- und Feiertagen" möglich sein. "Wenn von Konfliktfällen die Rede ist, werden doch sofort die Kritiker auf den Plan gerufen", begründete Oertel, warum er auch eine Online-Petition unterstützt, die bisher über 150.000 Unterschriften erreicht hat. "Hier werden unsere Werte mit Füßen getreten", wetterte Oertel.
Der Bikerpfarrer hat in den letzten Jahren anlässlich der bayernweiten Motorradsternfahrt nach Kulmbach selbst Biker-Gottesdienste gehalten. Auch diese Sternfahrt mit bis zu 18.000 Teilnehmern finde an einem Wochenende statt, sagte Oertel. Die Initiative wäre auch für sie das Ende. Der Pfarrer, der selbst eine Honda Chopper fährt, gibt außerdem zu bedenken, dass die Motorradsaison ohnehin auf die Monate April bis September beschränkt sei.
Die Bundesratsinitiative will erreichen, dass Motorräder künftig weniger Lärm verursachen. Sie will, dass die zulässigen Geräuschemissionen aller Neufahrzeuge begrenzt werden. Außerdem soll Tuning härter bestraft werden, wenn das Motorrad dadurch erheblich lauter wird.