Orgel des Jahres 2020 in Otterndorf
© Stiftung Kiba
Die Entstehungsgeschichte der Gloger-Orgel in der St. Severi-Kirche geht bis in die Renaissance zurück.
"Orgel des Jahres 2020“ steht in St. Severi-Kirche in Otterndorf
Eindeutige Siegerin des Wettbewerbs der Stiftung Orgelklang
Die „Orgel des Jahres 2020“ ist gewählt: Klare Siegerin ist das Instrument in der St. Severi-Kirche im niedersächsischen Otterndorf. 910 Stimmen entfielen auf die 1742 von Dietrich Christoph Gloger erbaute Orgel. Platz zwei und drei gingen an die Orgel in der evangelischen Marienkirche in Straubenhardt-Langenalb (Baden) und die Walcker-Orgel in der Protestantischen Kirche Eisenberg (Pfalz).

Die Urkunde für den Ehrenpreis wird am 5. Juni 2020 um 10.15 Uhr im Rahmen der „Orgelandacht zur Marktzeit“ in der St. Severi-Kirche feierlich übergeben.  „Es ist beeindruckend, wie viele Stimmen die St. Severi-Gemeinde für ihre Orgel bekommen hat. So kommt ein wunderschönes und klangstarkes Instrument, das in Otterndorf häufig zu verschiedenen Anlässen zu hören ist, zu Recht zu dem Titel der ‚Orgel des Jahres 2020‘“, kommentiert Catharina Hasenclever, Geschäftsführerin der von der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD) gegründeten Stiftung Orgelklang. Die undotierte Auszeichnung ist ein Publikumspreis. Wer wollte, konnte in den vergangenen Wochen unter den "Orgeln des Monats" des vergangenen Jahres online sein Lieblingsinstrument wählen.


 
Dietrich Christoph Gloger hatte 1742 für den Bau der Orgel in Otterndorf sowohl Pfeifen als auch ganze Register von den historischen Vorgängerinstrumenten übernommen. So entstand die größte Barockorgel zwischen Elbe und Weser, die im 19. Jahrhundert an den Orgelbaustil der Zeit angepasst wurde. Sie enthält 46 Register mit 2676 Pfeifen.

Die Stiftung Orgelklang hat die Sanierung des Instruments im vergangenen Jahr mit 5000 Euro gefördert. Insgesamt werden die umfassenden Arbeiten rund 1,7 Millionen Euro kosten. Mehr unter www.stiftung-orgelklang.de/otterndorf. Eine finanzielle Herausforderung, die die Gemeinde mit einem knapp 100 Mitglieder zählenden Förderverein stemmt. Mittlerweile seien bereits knapp 1,5 Millionen Euro zusammengekommen, sagte Gemeindepastor Thorsten Niehus dem epd: "Etwa 300.000 Euro fehlen uns noch."

Im Innern der Radfahrerkirche malte der Maler Samuel Becker Bilder zahlreicher Gestalten aus dem alten und dem neuen Testament auf die Emporen (rechts).

Dass sich die Otterndorfer Gemeinde überhaupt eine solche Kirche, auch als "Bauerndom" bezeichnet, und ein derartiges Instrument leisten konnte, verdankt sie nicht zuletzt dem fruchtbaren Marschboden der Region. Die landwirtschaftlichen Erträge rund um Otterndorf waren doppelt so hoch wie anderswo im Land, weil sich im Boden größere Mengen Muschelschalen befanden. Die wurden gebrannt und verhinderten so als natürlicher Dünger die rasche Auszehrung der Böden.
 
Die Stiftung Orgelklang fördert in diesem Jahr sie 19 Projekte in einem Gesamtumfang von 55.500 Euro (bzw. 110.000 Euro inkl. Projektspenden). Seit 2010 hat sie 221 Förderzusagen über mehr als 1,3 Millionen Euro gegeben (bzw. über mehr als 1,8 Millionen Euro inkl. Projektspenden).