Organist Marcus Strümpe
© Salvatorkirche
Kantor Marcus Strümpe bringt seinen youtube-Besuchern die Orgel der Salvatorkirche Duisburg ganz nahe.
Organist*innen auf Youtube
Geschlossene Gotteshäuser - das trifft und betrifft in besonderer Weise auch die Kirchenmusik. Viele Musiker*innen nutzen das Internet, um in der Corona-Krise trotzdem ihr Publikum zu erreichen und mit neuen Formaten auch neue Fans zu gewinnen.

Normalerweise ist die Passions- und Osterzeit Hochsaison für Kirchenkonzerte. Normalerweise. Nichts davon in diesem Jahr. Als das Ausmaß der Einschränkungen im Zuge der Corona-Pandemie sichtbar wurde, waren Kirchenmusiker rasch mit Alternativen zur Stelle. Denn Musik geht ja auch online. In den letzten Wochen starteten nahezu täglich neue Youtube-Kanäle - um denjenigen, die sonst ins Konzert gegangen wären, die begehrten Klänge wenigstens durchs Netz zu übermitteln, vielleicht aber auch, um Menschen zu interessieren, die sich normalerweise nicht in ein klassisches Kirchenkonzert verirren. Denn digitale Formate eröffnen auch neue Möglichkeiten, andere Perspektiven - den Blick über die Schulter des Organisten, wie er sonst selten möglich ist.

Denn die Orgelmusik - ein Spieler an einem Instrument in einem großen (leeren) Raum - entwickelte sich in der Tat zum Idealformat in der Corona-Zeit. Susanne Rohn, Organistin der Erlöserkirche in Bad Homburg, beglückt ihrer Hörerschaft mit täglichen Orgel-Podcasts, in denen sie jeweils ein Stück an einem der beiden Instrumente ihrer Kirche vorstellt - mit Kommentaren, die zum Hörgenuss immer auch ein wenig Hintergrund vermitteln. Ihr "Nachbar" Martin Lücker, Organist der Frankfurter Hauptkirche St. Katharinen, ist bereits ein alter Hase im Netz. Schon seit Jahren betreibt er seinen eigenen youtube-Kanal und gibt dort regelmäßige Kostproben seines nahezu unerschöpflichen Repertoires. In der Corona-Krise hat er sich entschlossen, alle seine ohnehin geplanten Aktivitäten dort zugänglich zu machen. Neben großen Konzerten sind das die "30 Minuten Orgelmusik", die Lücker jeweils zweimal pro Woche spielt. Viel Gelegenheit, diesen souveränen Spieler aus der Nähe zu erleben und unterschiedlichste Stücke kennenzulernen.

Blicke ins Innere der Orgel

Einen Blick ins Innere der Orgel eröffnet Marcus Strümpe, Organist der Salvatorkirche Duisburg, den Besuchern seines Kanals: Neben einem halbstündigen Konzertprogramm findet sich dort eine dreiteilige Führung des Musikers zu seinem Instrument mit Erklärungen zu Technik, Klangerzeugung und Bauweise von Orgelpfeifen.

Zu hören sind historische Instrumente, etwa die weltberühmte Silbermann-Orgel im Freiberger Dom oder die Schnitger-Orgel in Ganderkesee. Auch die Zentren evangelischer Kirchenmusik in Mitteldeutschland sind vertreten: Samuel Kummer und Matthias Grünert senden Orgelgrüße aus der Dresdner Frauenkirche. Aus der benachbarten Kreuzkirche kommen musikalische Andachten mit dem Organisten Holger Gehring und anderen Musikern. Die Musiker der Leipziger Thomaskirche bieten ein abwechslungsreiches Programm   zwischen Bach-Geburtstagskonzert und virtuoser Jazz-Motette.

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Komplette Konzertprogramme von 30 Minuten und mehr kommen etwa aus der Lukaskirche München, aus der Marktkirche Hannover, aus Hamburg-Volksdorf, der Christuskirche Dormagen oder der Liebfrauenkirche Frankenberg. Kürzere Formate bieten Klaus Eldert Müller im Lübecker Dom, Ansgar Schlei im Willibrordi-Dom Wesel oder Stefan Skobowsky und Andreas Benz aus der Kilianskirche Heilbronn an.

Aus St.Nikolai Wismar gibt es auch Kirchenlieder zum Mitsingen. Viele Einzelstücke in nahezu täglicher Frequenz kommen auch aus der Marktkirche Wiesbaden. Organist Thomas J. Frank schlägt dabei auch gern populäre Töne mit Musik von Elton John und Glen Miller, aus "Star Wars" oder "Phantom der Oper" an. In einem eigenen Video spricht er davon, wie er Lieder zum Trösten und Mutmachen auf dem berühmten Glockenspiel der Kirche zum Klingen bringt.

Mit Chören und Ensembles zu musizieren, ist dieser Tage kaum möglich. Zum Abschluss zwei Beispiele, die zeigen, wie es doch geht - unter Beachtung der Abstandsregeln: Das Vokalensemble "Calmus" aus Leipzig steuert ein feines a-capella-Programm aus der Thomaskirche bei, bei dem sich die fünf Sänger*innen um Bachs Grabplatte postieren. Und aus England kommt gar eine ganze "St. John Passion from Isolation" - realisiert im Homeoffice mit Video-Konferenzschaltung. Die Oxford Bach Soloists bewältigen die Aufgabe unterteilt in diverse Sessions, die nach und nach veröffentlicht werden. Beide Gruppen bitten die Nutzer auch um finanzielle Unterstützung - denn Musikerinnen und Musiker gehören zud en Berufsgruppen, die durch den Corona-Shutdown ganz besonders gebeutelt werden.