Hausarbeit, Kindererziehung oder Pflege: Den größten Teil der Sorgearbeit in den Familien übernehmen Frauen. Die Wichtigkeit dieser Arbeit und die ungleiche Verteilung werde aber wenig beachtet, darauf hat am Montag ein neues Bündnis aus neun bayerischen evangelischen Partnern aufmerksam gemacht. "Sorgearbeit ist nach wie vor größtenteils Frauensache", sagte Initiatorin Andrea König vom "forum frauen" im Amt für Gemeindedienst der Evangelischen Landeskirche, "sie wird häufig stillschweigend vorausgesetzt und bleibt unsichtbar".
Rund 80 Prozent der Care-Arbeit werde von Frauen sowohl beruflich als auch privat geleistet. "Die gesellschaftliche Verantwortung der Care-Arbeit wird individualisiert und lastet vorwiegend auf dem Rücken von Frauen", kritisierte König. "Wer heute bezahlte wie auch unbezahlte Care-Arbeit leistet, nimmt eine Reihe von teilweise beträchtlichen Nachteilen in Kauf". Wenn Frauen in der Familie die Sorgearbeit übernehmen, würden sie meist aus dem Beruf aussteigen. Daraus resultierten Lücken in der Alterssicherung. "Altersarmut droht", so König. "Die gesellschaftliche Wertschätzung von Sorgearbeit muss sich wandeln", forderte Doris Weigand vom Diakonischen Werk Bayern. Sie bestimme auch die Bezahlung und die Rahmenbedingungen.
Die meiste Care-Arbeit leisten alleinerziehende Frauen, insbesondere solche mit kleinen Kindern. Bei ihnen zeige sich auch der größte Gender Care Gap, der die geschlechtsspezifische Differenz des Zeitaufwands für unbezahlte Sorgearbeit beziffert, erklärte Karin Mack von der evangelischen Fachstelle Alleinerziehende. Alleinerziehende Frauen würden oft überhaupt nicht zum Durchatmen kommen, "weil ihnen neben der Sorgearbeit auch noch die Beschaffung des Familieneinkommens obliegt", sagte sie.
Der Druck der ständigen Verfügbarkeit
Die Zahl der Frauen, die wegen der familiären Belastung an Erschöpfungssymptomen litten, steige nach Angaben von Michaela Wachsmuth vom FrauenWerk Stein jährlich. "Der Druck der ständigen Verfügbarkeit und der Erwartungshaltung sich stets um alles kümmern zu müssen, kann Frauen und Mütter krank machen".
Die Geschäftsführerin der Aktionsgemeinschaft für Familienfragen (eaf), Renate Zeilinger, erklärte, ihr Verband wolle Frauen und Männern unterstützen, die Care-Arbeit und Erwerbstätigkeit miteinander vereinbaren wollen oder müssen. Zeilinger forderte eine Reform des Pflegezeitgesetzes und des Familienpflegezeitgesetzes. Es müsse einen besseren finanziellen Ausgleich für die übernommenen Pflege- und Betreuungszeiten geben. Die Personalpolitik von Unternehmen sollte dafür sorgen, dass sich Pflegearbeit und Erwerbsarbeit besser vereinbaren lassen.
Das evangelische Bündnis schließt sich der bundesweiten Initiative "Equal Care Day" an, die am Samstag, 29. Februar, auf mangelnde Wertschätzung und unfaire Verteilung von Care-Arbeit aufmerksam macht.