"Pilgern ist perfekt für den modernen Menschen - und eine Aufgabe für die Kirche, die auch morgen noch für Menschen bedeutsam sein will", sagt der evangelische Religionspädagoge in einem Gespräch mit dem Evangelischen Pressedienst (epd). Ab März koordiniert er im "Spirituellen Zentrum St. Martin" in München die Pilgerarbeit für Südbayern.
Pilgern sei eine spirituelle Übung, die in jeder Religion Raum habe; deshalb sei diese Art des Wanderns schon immer ein spirituelles Grundbedürfnis, sagt der 51-jährige, der seit vielen Jahren schon selbst auf verschiedenen Jakobswegen allein und mit Gruppen unterwegs ist und dazu auch Bücher geschrieben hat. "Menschen suchen sinnstiftende Angebote, die einerseits in einer Tradition eingebettet sind und damit auch eine tragende Gemeinschaftserfahrung bieten, andererseits jedoch ein hohes Maß an Freiheit und Individualität ermöglichen", betont Kaminski.
Das christliche Pilgern habe sich über die Zeit verändert, sagt Kaminski. Früher sei es eher katholisch geprägt gewesen und habe der Sündenvergebung oder der Erfüllung eines Gelübdes gedient. Die Pilgernden auf Jakobswegen seien dagegen eher individueller unterwegs, Gemeinschaften bildeten sich dann auf dem Weg. Die Menschen, die sich auf die populären Jakobswege machten, kämen aus aller Herren Länder und sind Menschen jeden Alters. "Was sie verbindet, ist, dass sie in Umbrüchen sind, Sehnsucht spüren, Leben ordnen wollen, Gott und sich selbst suchen", sagt Kaminski.
"Zahlenmäßig ist das Pilgern auf Jakobswegen eher ein kleines Phänomen", weiß der Experte. Da aber die Zahlen der in Santiago de Compostela und damit am Grab des Apostels Jakob Ankommenden jährlich wächst und 2021 wegen des Heiligen Jahres eine neue Höchstzahl von 350.000 Pilgernden zu erwarten ist, könne man hier von einem aktuellen Trend sprechen. "Mit einem baldigen Rückgang oder einer Trendwende ist jedenfalls nicht zu rechnen.