Das "seltsame Paar" ist ja einer der großen Komödien-Klassiker. Haben Sie daran persönliche Erinnerungen?
Hannes Schott: Seit meiner Jugend liebe ich den Film mit Jack Lemmon und Walter Matthau und ich habe schon lange davon geträumt, das zugrundeliegende Theaterstück zu spielen. Ein Studienfreund hat vor einigen Jahren das Stück im Heidelberger Raum mit seiner Theatergruppe aufgeführt. Die Schauspieler hatten alle eine badische Sprachfärbung, was sich mit dem ursprünglich New Yorker Umfeld des Stückes etwas biss. Da kam mir die Idee, das Stück komplett in oberfränkische Mundart zu übersetzen. Der nächste logische Schritt war, das Stück komplett nach Oberfranken zu verlegen. Nach der oberfränkischen Bibelübersetzung 2017 war mal ein nicht religiöser Text zur Übersetzung ins Fränkische dran.
Aus dem "seltsamen Paar" haben Sie "Zwaa scheena Bum" (Zwei schöne Buben) gemacht. Mit wie viel Respekt geht man an die Übersetzung eines solchen Stücks heran?
Schott: Die großen Handlungsstränge waren einfach zu übertragen - es geht um unterschiedliche Charaktere und deren Eigenheiten, Freundschaft, Trennung und die damit verbundene Trauer, ein Date, Streit und Versöhnung - diese Themen sind universal. Komplizierter waren einige New Yorker Besonderheiten und natürlich das Pokerspiel in Schafkopf zu verändern. Vieles entwickelte sich dann erst bei den Proben - wie auch die endgültige Mundartfassung zusammen mit den Mitspielern. Es ist also ein Gemeinschaftsprojekt, so wie damals "Die Bibel auf Bareiderisch".
Original-Schauplatz dieser "Männerwirtschaft" ist ein amerikanisches Großstadt-Apartment samt zugehöriger Typen - was davon findet man in der fränkischen "Provinz" wieder?
Schott: Ich hoffe, nur noch wenig. Schauplatz ist jetzt ein Hochhaus in Bayreuth - und dort funktionieren die Charaktere, die jetzt Schafkopf statt Poker spielen, auch gut!
"Ganz aus dem Pfarrer-Sein konnte ich aber nicht schlüpfen"
Sie haben die Rolle des Grantlers Oskar übernommen - den kennt man als liebenswert-chaotisches Raubein, seinen Mitbewohner Felix als übersensiblen und hypochondrischen Ordnungsfanatiker. Wie viel von Oskar steckt in Hannes Schott - oder vielleicht auch etwas von Felix?
Schott: Beide sind extreme Persönlichkeiten, aber Anteile von ihnen habe ich an mir schon entdeckt: Ich bin gesellig, spiele gern Schafkopf und kann auch bei viel Stress unordentlich sein. Gleichzeitig koche ich gern und habe auch eine sensible Seite. Und ich genieße Zeit mit meinen Freunden.
Wie weit schlüpft man aus dem Pfarrersein heraus? Oder: Wie viel davon fließt in die Rolle ein?
Schott: Auch die Kanzel ist eine Bühne. Ich profitiere bei den Proben vom Mäuschen-Spielen bei der Regiearbeit, die ich vielleicht auch für die Gemeindearbeit fruchtbar machen kann und von verschiedenen Text-Lerntechniken. Ganz aus dem Pfarrer-Sein konnte ich aber nicht schlüpfen - bei manchen Proben kam ich im Anzug von einem Termin und habe mit meinen Mitspielenden über kirchliche Themen diskutiert. Insgesamt genieße ich es aber auch, mal jemand ganz anderes und "unpfarrerliches" auf der Bühne sein zu können!
Gibt es noch andere Gemeinsamkeiten zwischen Theater und Gottesdienst?
Schott: Beide gehen ja irgendwo Hand in Hand. Ich mache gerade eine Gottesdienst-Fortbildung, da schaut uns ein Theaterregisseur bei der Liturgie zu und gibt Tipps. Wenn ich eine gute Theaterinszenierung besucht habe, beschäftigt die mich noch lange - wie im besten Fall auch ein Gottesdienst. Jede Pfarrerin und Pfarrer kann für alle Bereiche unseres Berufs etwas von Theaterleuten lernen.
Heißt das, man wird Sie noch öfter als Schauspieler sehen?
Schott: Eigentlich ist es für einen Gemeindepfarrer kaum möglich, bei einem Theaterstück mit solchem Aufwand mitzuspielen. Es kostet einfach zu viel Zeit und Energie. Nur mit großem Organisationsgeschick und Zeitmanagement ist es möglich, in "Zwaa scheena Bum" dabei zu sein. Aber es wird wohl ein einmaliges Gastspiel bleiben, da ich gerade von meinem privaten Umfeld nicht mehr fordern will, so oft auf mich zu verzichten.