Der Mann steht auf der Klippe. Er hat die Arme ausgebreitet, als wolle er fliegen, vor ihm das endlose Meer. Das Foto ist eines der Motive im Fastenkalender der evangelischen Aktion "7 Wochen Ohne" zwischen Aschermittwoch (26. Februar) und Ostern. Sie steht dieses Jahr unter dem Motto "Zuversicht - 7 Wochen ohne Pessimismus". Man wolle dazu ermuntern, Zukunftsangst und Misstrauen zu überwinden, schreibt der Geschäftsführer der Aktion, Arnd Brummer: "Mit Zuversicht kann es gelingen, aus Krisen zu lernen und gemeinsam neue Wege zu entdecken."
Tatsächlich könne man aktuell jede Menge Gründe finden, um pessimistisch zu sein, sagt der Marburger Soziologe Martin Schröder: Klimawandel, in manchen Regionen liegt die rechtspopulistische AfD bei 20 Prozent, US-Präsident Donald Trump sorgt mit seiner unberechenbaren Politik für Unruhe. Trotzdem glaubt Schröder, dass wir heute nicht in einer besonders pessimistischen Zeit leben.
Untergangspropheten und eine "Katastrophenlobby" habe es schon immer gegeben, sagt der Wissenschaftler. Karl Marx predigte die komplette Verarmung der Arbeiterklasse, das Gift DDT sollte vermeintlich Tausende Menschen töten, saurer Regen den Wald sterben lassen - "nichts davon passierte", schreibt Schröder in seinem Buch "Warum es uns noch nie so gutging und wir trotzdem ständig von Krisen reden".
Herausforderungen angehen
Der Soziologe hält sich an Daten und Fakten, um Untergangsszenarien zu widerlegen. Seine Untersuchungen zeigen: Die Welt wird immer besser, und zwar in fast allen Bereichen. Steigende Lebenserwartung, sinkende Kindersterblichkeit. Weltweit weniger Armut, die Zahl der Kriegstoten auf einem historischen Tiefpunkt. Für all das gebe es aber eine Ursache: "Ein Grund, warum die Welt immer besser wird, ist die Tatsache, dass Leute tätig geworden sind", erklärt der Forscher. Die richtige Einstellung laute daher: "Man muss schon was machen und die Herausforderungen angehen."
Eine besondere Verantwortung sieht Schröder bei den Medien. "Sie müssten auch über Erfolge und Dinge, die geklappt haben, reden." Allerdings steckten sie in einem Dilemma. Denn Schlagzeilen machten die Katastrophe, das Verbrechen, der Unfall. Eine sich an den Fakten orientierende und damit auch positive, konstruktive Berichterstattung zahle sich aber aus, sagt der Wissenschaftler.
Mit dem Klimawandel kommt eine globale Bedrohung auf die Menschen zu, die sich möglicherweise nicht so einfach bewältigen lässt. Doch auch die Münchner Theologin Susanne Breit-Keßler rät, "voller Gottvertrauen" die Sachen anzupacken und aktiv zu werden. Sie ist die Vorsitzende des Kuratoriums von "7 Wochen Ohne". "Angst und Furcht sind vernünftig, weil man die Gefahr erkennt. Aber dann tut man was", erklärt sie. Es gebe einen Lebensstil, der die Umwelt weniger belastet; es bringe große Freude, sich da "hineinzuknien". Und, betont Breit-Keßler: "Wir können auch zu Wahlen gehen."
Zuversicht und eine positive Lebenseinstellung sind nicht immer leicht zu erreichen, auch nicht in persönlichen Krisen. Aber man könne lernen, bei beängstigenden, schlimmen Nachrichten eine "Haltung der Selbstfürsorge" zu entwickeln, schreibt die Autorin und Dozentin Beate Hofmann im Begleitbuch zur Fastenaktion. Einer ihrer Tipps "für Licht in finsteren Stunden" lautet: "Verzweiflung aussprechen und aufschreiben", zum Beispiel mitten im tiefsten Leid ein Trauerbuch beginnen. Und: "Raus unter den weiten Himmel! Machen Sie ein tägliches, kurzes Ritual daraus."
Die Aktion wird koordiniert von einem Projektbüro im Gemeinschaftswerk der Evangelischen Publizistik (GEP) in Frankfurt am Main.