Fast jeder achte Pfarrer auf dem Gebiet der Evangelischen Kirche in Mitteldeutschland (EKM) ist von einem Burn-out betroffen. Ein weiteres Drittel (33 Prozent) zähle zur Gruppe mit einem erhöhten Risiko, sagte der Personaldezernent der Landeskirche, Michael Lehmann, am Montag in Erfurt. Er bezog sich dabei auf eine Studie unter Federführung Greifswalder Wissenschaftler. Für sie seien seit 2016 Fragebögen von Pfarrern aus allen 37 Kirchenkreisen der EKM ausgewertet worden.
Als Hauptursache für die psychischen Erkrankungen hätten die Forscher das Gefühl einer Überforderung ausgemacht. So bliebe zum Beispiel in Pfarramtsbereichen mit bis zu 20 Predigtstellen zu wenig Zeit für das Erledigen der Arbeit wie für das eigene geistliche Leben, monierten laut EKM die befragten Geistlichen. Auch fehle es vielen Pfarrern nach Feierabend an der nötigen Privatsphäre, so Lehmann.
Einen Ausweg aus dem Dilemma sehe man neben der Entlastung der Pfarrer von Bürokratie und Verwaltungsaufgaben auch in der Besinnung auf die Kernaufgaben einer "seelsorgerischen und besuchenden" Kirche. In sogenannten Erprobungsräumen sollen Erfahrungen mit für die Verwaltung zuständigen "Kirchmeistern" sowie mit mobilen Seelsorgern im ländlichen Raum gesammelt werden, sagte Lehmann.
Pfarrer würden nicht darunter leiden, weil sie zu viel arbeiteten, sondern zu vieles. Das sei letztlich eine Überforderung für alle und führe zu Frust, hatte Landesbischof Friedrich Kramer kürzlich eingeräumt. Die EKM kündigte die Einsetzung einer Arbeitsgruppe ein, die sich mit Aufgabenfokussierung wie der wirksamen Einschränkung der Dienstzeiten befassen soll.