Sollen Kinder schon in der Kita mit digitalen Medien arbeiten? Klares "Ja", wenn man die Verfilmung der Weihnachtsgeschichte sieht, mit der es die "Eulen"-Gruppe aus dem Evangelischen Haus für Kinder in Nürnberg-Altenfurt kürzlich sogar bis zum Mittelfränkischen Kinderfilmfestival in Erlangen geschafft hat. Mit ein bisschen Hilfe der Großen übernahmen die Kleinen von Regie und Requisite bis hin zu Ton und Kulisse sämtliche Aufgaben, die bei einem Filmdreh so anstehen. Und die nächsten Streifen sind bereits in der Mache.
An diesem Weihnachtsfest werden viele der rund 100 Kinder vom Evangelischen Haus nicht nur gespannt auf das blicken, was an Heiligabend unter dem Baum liegt, sondern auch ein bisschen stolz darauf sein, wie sie die Geschichte rund um Jesu Geburt in Szene gesetzt haben.
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Der fünfjährige Paul hat für den Film einen Esel aus Kastanien, Zahnstochern und etwas Farbe gebastelt, auch das Dach für den Stall in Bethlehem geht auf sein Konto. Die sechsjährige Charlotte erinnert sich an den Heiligenschein aus einem alten Pfeifenputzer, der um den Kopf des Jesuskinds gewickelt wurde. Aus Baumrinde vom Garten der Kindertagesstätte hat der gleichaltrige Julian die Landschaft mitgebaut, in der sich die Heilige Familie, die drei Könige und die Tiere bewegen.
Basteln - vor und hinter den Kulissen
Denn tatsächlich sind die selbst gebastelten Darsteller des rund fünfminütigen Films sowie die Requisiten immer unterwegs: Die Weihnachtsgeschichte wurde aus hunderten Einzelbildern im "Stop-Motion"-Verfahren filmisch nacherzählt. Dazu musste das Bild immer wieder ein bisschen verändert werden, bevor die Szenerie aufs Neue abfotografiert wurde.
Simon und Marie, ebenfalls sechs Jahre alt, erzählen, wie sie das aus Eicheln und Wolle gebildete Schaf Stückchen für Stückchen weiter rücken mussten, um eine Bewegung zu simulieren. Gleiches machten andere fleißige Hände mit Kaspar, Melchior und Balthasar oder den Hirten. Und sogar der Stern mit seinem goldenen Schweif bewegt sich hin und her.
"Es waren zwei Tage anstrengender Dreh, danach noch einer, an dem wir nur die Tonaufnahmen machten. Nicht zu vergessen die vielen Wochen mit Basteln, Kleben, Schneiden und Malen zuvor", denkt Kinderpfleger Holger Knoblach an die Arbeiten an dem Film zurück. Mithilfe einer Software setzte er die Bilder schließlich zusammen, legte die Tonspur darunter - fertig war der erste kleine Film.
Land stellt 10.000-Euro-Ausrüstung
Dass die jungen Besucher des Evangelischen Hauses für Kinder überhaupt Filme drehen können, hängt mit dem zweijährigen Modellversuch "Medienkompetenz in der Frühpädagogik" des Bayerischen Staatsministeriums für Familie, Arbeit und Soziales zusammen, für das die Einrichtung Tablets mit Film- und Fotografier-Funktion, ein Kamerastativ, Beamer und Leinwand sowie ein Mikrofon erhalten hat. Die Mitarbeiter wurden extra geschult, um Kinder mit Hilfe der rund 10.000 Euro teuren Ausrüstung im Umgang mit digitalen und analogen Medien vertraut zu machen.
"Wir dürfen die Sachen dann auch behalten, wenn das Projekt im Herbst 2020 ausläuft", erklärt Renate Opitsch, Leiterin des Evangelischen Hauses. Die Kinder würden einen sinnvollen und kreativen Umgang mit Medien lernen. Einige der älteren Filmemacher aus der Kita sind mittlerweile schon in der ersten Klasse. Und die kleineren und größeren "Eulen" haben ihr zweites Projekt anlässlich der Kinderbibelwoche in diesem Jahr abgeschlossen: Diesmal ist ein Comic mit Hilfe vieler kleiner und ein paar großer Hände entstanden. Unter dem Titel "5 Brote + 2 Fische" geht es dabei um die "Speisung der 5000".