Moderne Melodien für evangelische Lieder
© epd-bild/Fischfunk
Es ist ein "Crossover"er besonderen Art: Die Bayreuther Band "Fishfunk" vertont die bekannten Texte alter christlicher Liederdichter neu.
Neues Leben für alte Lieder
Es ist ein "Crossover" der besonderen Art: eine Bayreuther Band vertont die bekannten Texte alter christlicher Liederdichter neu.
11.01.2020
epd
Sandra Blaß-Frisch

"Befiehl du deine Wege" oder "Gib dich zufrieden und sei stille" - wer kennt sie nicht, die vertrauten Texte des bekannten Liederdichters Paul Gerhardt, die bereits unzähligen Menschen Trost und Hoffnung geschenkt haben? Doch allzu oft werden diese Lieder heute als verstaubt wahrgenommen und scheinen immer mehr zu verkümmern. Dem will nun die Bayreuther Band "Fishfunk" ein für alle Mal Abhilfe schaffen. Sie hat Texte von Paul Gerhardt (1607-1676), Karl Jonathan Philipp Spitta (1801-1859) und anderen evangelischen Liederdichtern in ein völlig neues Gewand gekleidet. Ob Soul, Funk, Blues, Jazz oder Latin - kaum eine Stilrichtung ist dieser Band fremd, und plötzlich können auch alte Texte wieder neues Leben bekommen.

Die Anfänge der Band reichen weit zurück. Viele ihrer Mitglieder haben bereits in einer Projektband der "Gruppe Luther" - ein Teil der Evangelischen Jugend Bayreuth - miteinander musiziert und sogar auch schon eine CD im Eigenverlag des Bayreuther Architekten und Liedermachers Jörg Streng aufgenommen. Dann ging alles ganz schnell: Nach einer Tournee mit der Rother Sängerin Sybille Weikelmann stand für alle Beteiligten fest: Diese Art, christliche Musik im rockigen Stil auf die Bühne zu bringen, ist das, was die Band prägen soll.

Zum Proben in den Keller

Es folgten einige Konzerte, nur ein Name für die Band fehlte noch. Doch auch der war schnell gefunden: "In unserem Namen 'Fishfunk' steckt nicht nur einer unserer Musikstile, sondern auch der Fisch als das christliche Erkennungszeichen", sagt Bandmitglied Matthias Morgenstern. "Außerdem erinnert der Name auch an den Fischfang des Petrus."

Geprobt wird im Keller des Hauses von Lars Sievers' Mutter.

"Fishfunk", das sind jetzt: Mattias Morgenstern (E-Gitarre, Gesang, Songwriter), Lars Sievers (Bass, Gesang, Songwriter), Tim Reichel (Schlagzeug), Michael Engelhardt (Keyboard, Saxofone, Akkordeon, Gesang, Songwriter), Christian Weigert (Akustische Gitarre) und Ruth Haegel (Gesang). Ihre Heimat hat die Band im Keller des Hauses von Lars Sievers' Mutter gefunden, den sich die Musiker liebevoll als Probenraum eingerichtet haben.

Mit anderen Ohren

Auf einen bestimmten Musikstil will sich die Gruppe nicht festlegen. "Bei vielen Bands weiß man ja schon sehr bald, was kommen wird", bemerkt Lars Sievers lächelnd, "und das ist mir eigentlich zu kurz gegriffen." So ist es auch die Vielfalt an Musikrichtungen und Emotionen, die die neue CD prägt. Angefangen von den Eigenkompositionen, wie zum Beispiel "Ich bin da" oder "Komme heim", bis hin zu Neuvertonungen von Liedern aus dem Evangelischen Gesangbuch.

Und gerade die liegen der Band sehr am Herzen: "Wir sind da irgendwie hineingewachsen, von der Jugend- bis zur Erwachsenenarbeit", sagt Matthias Morgenstern. "Außerdem finde ich es sehr schade, dass die alten Texte so aus der Mode gekommen sind, dabei haben sie es verdient, mehr gehört und gesungen zu werden. Das ist ein solcher Schatz, den wir da haben."

Die neuen Melodien von "Fishfunk" können sich durchaus hören lassen. Da kann es passieren, dass Menschen die Texte zum ersten Mal hören und einen Zugang dazu bekommen. Und selbst so mancher fleißige Kirchgänger hört Texte wie "Bis hierher hat mich Gott gebracht" oder "Stern, auf den ich schaue" mit ganz anderen Ohren. Für die Bandmitglieder selbst ist all das ein Bekenntnis zu ihrem christlichen Glauben - sprechen die Texte doch alle von Themen wie Glaube, Hoffnung, Liebe und Freude, aber auch von Angst, Schuld, Tod und vom Ewigen Leben. "Ohne den Glauben an Jesus Christus möchte ich nicht leben, das ist mein Anker geworden", erzählt Lars Sievers. "Aber mir ist es eben auch wichtig, anderen Leuten davon etwas weiterzugeben."

Die CD ist für die Musiker wie ein kleines Wunder, denn sie sind froh und stolz darauf, dass sie das nötige Geld dafür zusammenbekommen haben. Nun freuen sie sich nicht nur auf die vielen weiteren Proben im gemütlichen Bandkeller, sondern vor allem auch auf die nächsten Auftritte. "Ein bisschen sitzen wir mit unserer Neuvertonung der alten Gesangbuchlieder ja schon zwischen den Stühlen", sagt Matthias Morgenstern, "aber das ist für uns auch der richtige Platz."