Mit Beteiligung der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD) hat das Bündnis "United 4 Rescue" die Spendensammlung für ein Seenotrettungsschiff gestartet, das Flüchtlinge im Mittelmeer aufnehmen soll. Es sei "ein Bekenntnis zur Mitmenschlichkeit", sagte der Ratsvorsitzende der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD), Heinrich Bedford-Strohm, am Dienstag in Hamburg. Die Kirche dürfe nicht nur reden, sondern müsse auch handeln. Unter dem Hashtag #WirschickeneinSchiff werden auch online Spenden gesammelt.
Als mögliches Seenotrettungsschiff komme das Kieler Forschungsschiff "Poseidon" infrage, sagte Michael Schwickart von "Sea-Watch". Das Schiff des Helmholtz-Zentrums für Ozeanforschung Geomar werde in einem Bieterverfahren am 30. Januar verkauft. Ob das Bündnis den Zuschlag erhalte, sei aber noch ungewiss. Schwickart rechnet mit Kosten in Höhe von rund einer Million Euro. Ostern 2020 könnte das Schiff in den Einsatz starten.
Eigner des Schiffes soll die Seenotrettungsorganisation "Sea-Watch" werden, kündigte Bedford-Strohm an. Innerhalb der evangelischen Kirche erwarte er keinen größeren Widerstand gegen das Projekt. Je länger die Diskussion anhalte, desto mehr Konsens beobachte er. Das Schiff soll nicht aus Kirchensteuern finanziert werden, sondern allein über Spenden. Das Engagement für Flüchtlinge sei ein zusätzliche Einsatz, der nicht auf Kosten der Entwicklungshilfe gehen dürfe, sagte der bayerische Landesbischof.
15.000 Euro kommen von der Evangelisch-reformierten Kirche. Sie hatte bereits im August als erste evangelische Landeskirche der Initiative für die Seenotrettung Unterstützung zugesagt. Kirchenpräsident Martin Heimbucher begrüßt die Initiative für ein neues Seenotrettungsschiff im Mittelmeer. Die Evangelisch-reformierte Kirche ist dem Bündnis in der vergangenen Woche beigetreten.
Die Evangelische Kirche im Rheinland unterstützt das geplante Rettungsschiff laut Mitteilung vom Dienstag mit 100.000 Euro. Die rheinische Kirchenleitung habe sich dem Bündnis angeschlossen, teilte Präses Manfred Rekowski mit, der auch Vorsitzender der EKD-Kammer für Migration und Integration ist. Die oldenburgische Kirche gab am Dienstag bekannt, dem Aktionsbündnis beizutreten. Bereits vor zwei Wochen hatte der Oberkirchenrat beschlossen, 20.000 Euro für den Kauf des Rettungsschiffs zu spenden.
"United 4 Rescue - Gemeinsam Retten!" ist ein Bündnis von rund 40 Partnern aus Kirchen, Kommunen, Vereinen und Initiativen. Es kritisiert die Kriminalisierung der Seenotrettung und fordert faire Asylverfahren. Der Trägerverein wurde Mitte November gegründet. Das Projekt ist nach Angaben des Vereins auf mindestens drei Jahre angelegt.
Für den Bürgermeister von Palermo (Sizilien), Leoluca Orlando, ist das Schiff eine deutliche Botschaft an die Europäische Union. Man müsse Sorge um die Flüchtlinge auf dem Mittelmeer haben - und nicht Angst vor ihnen. Während der Pressekonferenz in Hamburg wurde ein Livestream zum Seenotrettungsschiff "Alan Kurdi" (Hamburg) auf dem Mittelmeer geschaltet. Das Schiff kann weder in Italien noch auf Malta anlanden. 61 Flüchtlinge befinden sich nach Angaben einer Sprecherin an Bord, darunter 21 Minderjährige. Der gesundheitliche Zustand der Flüchtlinge sei schlecht. Auch an Bord des Rettungsschiffs "Ocean Viking", das von SOS Méditerrannée und "Ärzte ohne Grenzen" betrieben wird, harren 60 Flüchtlinge aus.
Im September hatte die EKD bekanntgegeben, dass sie zusammen mit einem Verein "Sea-Watch" beauftragen möchte, ein Schiff ins Mittelmeer zu schicken. Der Beschluss geht auf eine Initiative des evangelischen Kirchentags im Juni zurück.
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