Catholica-Bericht
© Markus Bechtold, evangelisch.de
Der lutherische Catholica-Beauftragte Karl-Hinrich Manzke hält seinen Bericht vor der Synode in Dresden.
Synodaler Weg verspreche keine umwälzenden Entscheidungen
Der lutherische Catholica-Beauftragte Karl-Hinrich Manzke hat den geplanten Reformprozess der katholischen Kirche als "Neuland" bezeichnet. Auf eine gemeinsame Abendmahlspraxis für 2021 hofft der pfälzische Kirchenpräsident Christian Schad.
09.11.2019
Markus Bechtold, evangelisch.de, und epd

"Gute und fundierte Theologie ist segensreich für die ökumenische Entwicklung auf allen Gebieten des kirchlichen Lebens." Zu diesem Schluss kam der Catholica-Beauftragte der Vereinigten Evangelisch-Lutherischen Kirche Deutschlands (VELKD), Landesbischof Karl-Hinrich Manzke, in seinem Bericht vor der Generalsynode der VELKD und der Vollkonferenz der Union Evangelischer Kirchen (UEK) in der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD). Manzke ist zuständig für den Dialog der lutherischen Kirchen mit den Katholiken in Deutschland. Er berichtete vor der Generalsynode in Dresden über die Fortschritte in der Ökumene-Arbeit. 

Intensiv setzte sich der Catholica-Beauftragte in seinem Bericht mit dem "synodalen Weg" der Deutschen Bischofskonferenz (DBK) auseinander. Der synodale Weg zeige, "dass die augenblickliche Situation der katholischen Kirche neue Formen der Beteiligung und des gemeinsamen Handelns nötig macht". Offenbar werde die Situation der katholischen Kirche von vielen Bischöfen tatsächlich als eine umfassende Zäsur empfunden, auf die die bisherigen Formen der Auseinandersetzung nicht angemessen reagieren könnten, sagte Manzke. Ihn stimme es zuversichtlich, dass der Papst die "Gewissensentscheidung des einzelnen Gläubigen" gestärkt habe - das gelte etwa für die Teilnahme evangelischer Ehepartner an der katholischen Eucharistie. Den "synodalen Weg" werde man von evangelischer Seite aus "mit großem Respekt" und mit Fürbitten aufmerksam verfolgen, sagte der Landesbischof von Schaumburg-Lippe. "Da ist Musik drin."

Der "synodale Weg" ist ein kirchlicher Reformprozess, der am 1. Dezember in Frankfurt am Main beginnen soll. Bischöfe und katholische Laien wollen in einer verabredeten Struktur die Folgen des Missbrauchsskandals, klerikalen Machtmissbrauch, Fragen der katholischen Sexualmoral, priesterliche Lebensformen und die Rolle der Frauen in der Kirche diskutieren. In zwei Jahren soll der Prozess beendet sein. Manzke bezeichnete den angestrebten Reformprozess "mutig" und "neu". 

Karl-Hinrich Manzke zitierte vor den Synodalen in Dresden aus dem "Brief von Papst Franziskus an das pilgernde Gottesvolk in Deutschland" und bezieht sich dabei auf den synodalen Weg der Katholiken in Deutschland. Der Papst warnte davor, dass "eine der ersten und größten Versuchungen im kirchlichen Bereich darin bestehe zu glauben, dass die Lösungen der derzeitigen und zukünftigen Probleme ausschließlich auf dem Weg der Reformen von Strukturen, Organisationen und Verwaltung zu erreichen sei." So liefe man Gefahr, "das kirchliche Leben zu ordnen und zu glätten", indem man es der derzeitigen Logik oder jener einer bestimmten Gruppe anpasse. Landesbischof Karl-Hinrich Manzke benannte vor den Synodalen die theologische Einsicht, dass "es Spannungen und Widersprüche gibt, die zu einer christlichen Existenz und deshalb auch zum Wesen der Kirche dazugehören."

In einem Schreiben warnte der Papst auch davor, diese Spannungen zu schnell Aufzulösen zu wollen, weil sie nach seinem Verständnis gerade den Raum beschrieben, in dem Gott sich den Menschen nähere. "Nur in Ordnung und Einklang sein zu wollen, würde mit der Zeit das Herz unseres Volkes einschläfern und zähmen und die lebendige Kraft des Evangeliums, die der Geist schenken möchte, verringern oder gar zum Schweigen bringen", wird der Papst zitiert. Und weiter: "Wir dürfen nicht vergessen, dass es Spannungen und Ungleichgewichte gibt, die den Geschmack des Evangeliums haben, die beizubehalten sind, weil sie neues Leben verheißen." In seinem nachsynodalen Schreiben rief der Papst auf: "Als junge Kirche müssen wir den Mut haben, anders zu sein, andere Träume zu zeigen, die die Welt nicht geben kann." 

Manzke dämpfte aber auch die Erwartungen an den katholischen Reformprozess. Man werde vom "synodalen Weg" keine umwälzenden Entscheidungen wie etwa die Aufhebung des Zölibats oder die Weihe von Frauen erwarten dürfen, sagte er. In den Diskussionen um den "synodalen Weg" werde eine Spannung deutlich, die auch an anderen Stellen in der katholischen Kirche spürbar sei. In Fragen von weltkirchlichem Belang, wie etwa dem Zölibat und der Priesterweihe, seien Entscheidungen nicht ohne Rom möglich. "Allerdings können aus Deutschland Anregungen kommen, die auch Einfluss auf die Diskussionen in der Weltkirche haben", sagte er. Weitere Themen im Bericht waren unter anderem die Folgen aus der Orientierungshilfe der DBK zum Kommunionsempfang nichtkatholischer Ehepartner und Perspektiven auf die katholische Jugendpastoral.

Gemeinsam an den Tisch des Herrn

Der pfälzische evangelische Kirchenpräsident Christian Schad erhofft sich vor dem Ökumenischen Kirchentag 2021 ein deutliches Votum der katholischen Deutschen Bischofskonferenz für eine wechselseitige Teilnahme am Abendmahl. Das kürzlich vorgestellte Dokument "Gemeinsam am Tisch des Herren" evangelischer und katholischer Theologen biete dafür einer profunde Grundlage, sagte Schad am Samstag in Dresden bei der Jahrestagung der evangelischen Kirche. "Der Ball liegt jetzt bei der Bischofskonferenz", sagte Schad. Sie müsse entscheiden, wie sie mit dem Papier umgehe. Darin werde aber theologisch so fundiert argumentiert, dass auch die Kritiker einer wechselseitigen Teilnahme am Abendmahl nicht daran vorbeikämen. Schad ist Mitglied im Ökumenischen Arbeitskreis evangelischer und katholischer Theologen und hat das Papier mit erarbeitet.

In seiner Funktion als evangelischer Vorsitzender des Kontaktgesprächskreises der Evangelischen Kirche in Deutschland und der Deutschen Bischofskonferenz berichtete er den Mitgliedern der Generalssynode der Vereinigten Evangelisch-Lutherischen Kirche Deutschlands (VELKD) und der Vollkonferenz der Union Evangelischer Kirchen (UEK) über Fortschritte in der Ökumene. Im Kern geht es in dem im September vorgestellten Papier darum, dass Protestanten und Katholiken auch am Abendmahl der jeweils anderen Konfession teilnehmen können - ohne die liturgischen Unterschiede zu leugnen. Eine wechselseitige Einladung bedeutet jedoch noch keine neues gemeinsames Abendmahl. Die Frage der Mahlgemeinschaft ist zwischen den Kirchen bislang ungelöst und zentral für die Ökumene.

Ein wesentlicher Grund für die Kirchentrennung, die in einem fehlenden gemeinsamen Abendmahl sichtbar wird, ist das Ämterverständnis in der katholischen und evangelischen Kirche. Der Arbeitskreis hatte in dem Papier argumentiert, dass nicht die handelnden Geistlichen im Zentrum der Feier stünden, sondern Jesus Christus als der Einladende. Fragen des Amtsverständnisses seien dagegen nachrangig. Der katholische Bischof von Limburg, Georg Bätzing, hatte sich anlässlich der von den Theologen vorgeschlagenen Praxis hoffnungsvoll geäußert, rechtzeitig zum Ökumenischen Kirchentag 2021 in Frankfurt zu einer "vorsichtig verantwortbaren Öffnung" zu kommen.

Kirchenpräsident Schad ging in seinem Bericht ein auf ökumenische Ziel- und Einheitsvorstellungen. Wie, so fragte er, "lassen sich Einheit und Verschiedenheit einander zuordnen: Wie kommt es zu mehr Sichtbarkeit in der Einheit – und zu mehr Versöhnung in der Vielfalt?" So komme eine evangelischkatholische Kirchengemeinschaft in den Blick, in der sich unterschiedliche Traditionen ergänzten und man sich gemeinsam als Angehörige der einen Kirche Jesu Christi verstehe.