Wenn in der Sterbephase beim Atmen ein rasselndes, manchmal auch brodelndes und gurgelndes Geräusch zu hören ist, ist das für Angehörige und Begleiter oft schwer auszuhalten. "Sie sehen darin einen Todeskampf und bekommen Angst", berichtet die Bremerin Jasamin Boutorabi, die sich seit Jahren als ehrenamtliche Hospizhelferin engagiert. Mit Kursen in "Letzter Hilfe" klärt sie über Phänomene wie die Rasselatmung auf. Gleichzeitig wollen sie und andere Kursleitende etwa beim Bremer Verein für Innere Mission zur Begleitung sterbender Menschen ermutigen.
Erste Hilfe kennt jeder. Aber "Letzte Hilfe"? Seit Anfang 2015 gibt es in Deutschland Kurse dieser Art, die der schleswig-holsteinische Notfall- und Palliativmediziner Georg Bollig initiiert hat. Mittlerweile sind sie zu einer bundesweiten Bewegung geworden. "Leben kann man nicht ohne Ersthelfer retten - und eine gute Sterbebegleitung gibt es nicht ohne Letzthelfer", betont Bollig, der im südlichen Dänemark arbeitet und in Deutschland bereits Hunderte Kursleiter und -leiterinnen wie Jasamin Boutorabi ausgebildet hat.
Im Kurs von Bildungsreferentin Boutorabi geht es auch um die Rasselatmung. "So hört sich Sterben an. Das ist in dieser Phase normal und in der Regel nicht mit Luftnot verbunden", erläutert sie. Speichel könne nicht mehr geschluckt, Schleim aus den Bronchien und dem Rachen nicht mehr hochgehustet werden. Falsch sei es, in dieser Situation Sekrete abzusaugen. "Das ist unangenehm und provoziert neue Sekretbildung."
Typischerweise dauert ein Kurs in "Letzter Hilfe" vier Unterrichtsstunden mit jeweils 45 Minuten und vermittelt in erster Linie Basiswissen. Zentral sind Informationen darüber, wie Beschwerden des Sterbenden entweder durch die Begleiter selbst oder durch professionelle Hilfe gelindert werden können. Oft gehe es um Fragen zur Ernährung und zur Gabe von Flüssigkeit in der Sterbephase, weiß Boutorabi und begegnet gleich einem weit verbreiteten Irrtum: "Man stirbt nicht, weil man aufhört zu essen und zu trinken, sondern man hört auf zu essen und zu trinken, weil man stirbt."
Durstgefühl etwa kann durch eine gute Mundpflege und mit Hilfe befeuchteter Stäbchen gelindert werden, die über die Lippen geführt werden - benetzt mit Getränken, die der Sterbende gerne mag. Aber auch einfach da zu sein, Körperkontakt herzustellen, beispielsweise die Hände zu berühren, sei wichtig, betont Boutorabi.
Neben Tipps dieser Art sind Hintergründe etwa zur Patientenverfügung und zur Vorsorgevollmacht genauso wie Informationen zu Abschiedsritualen und Bestattungsformen Teil des Kurses. Boutorabi: "Wer teilnimmt, bekommt zugleich eine Vorstellung davon, was für ihn selbst im Zusammenhang mit Sterben und Tod wichtig ist." Am 21. Oktober organisiert der Bremer Verein für Innere Mission einen "Letzte-Hilfe-Kurs", der unter anderem vermitteln will: Sterben ist ein Teil des Lebens.
Das gehe jeden Menschen an, sagt Benno Bolze, Geschäftsführer des Deutschen Hospiz- und Palliativverbandes mit Sitz in Berlin. "Das macht der Letzte-Hilfe-Kurs möglich." Initiator Bollig ergänzt, zwei Drittel der Deutschen wünschten sich, dass sie zu Hause sterben könnten. Doch nur bei etwa 20 Prozent gehe dieser Wunsch in Erfüllung. Oft würden Sterbende noch in das Krankenhaus gebracht.
Das liegt nach seinen Erfahrungen nicht selten daran, dass sich Angehörige die Betreuung nicht zutrauen. Das will der Mediziner mit seinen Kursen ändern, die grundlegendes Wissen über Palliativversorgung und Palliativmedizin allgemeinverständlich in der Bevölkerung verbreiten. Bollig ist überzeugt: "Wenn alle Menschen Erste und Letzte Hilfe lernen, trägt das zu einer humaneren Gesellschaft bei. Kennen sich mehr Menschen in Letzter Hilfe aus, können auch mehr Menschen als bisher zu Hause sterben."