Auf alten Gemälden ist es zu sehen: Die Gräber tun sich auf am Ende der Zeit und Christus zieht die Verstorbenen unversehrt heraus. Aus dem frühen Christentum gibt es allerdings kaum konkrete Aussagen über ein Leben nach dem Tod. Christen rechneten mit einer unmittelbar bevorstehenden Wiederkunft Christi, deshalb machte sich zunächst niemand Gedanken darüber, was denn mit denen geschehen sollte, die vorher starben. Als sich die Zeitenwende allerdings immer weiter verzögerte und in den Gemeinden schon einige Menschen verstorben waren, begann man sich zu sorgen, ob und wie diese denn nun noch am Gottesreich teilhaben könnten.
Die Auferstehung Jesu hatte ja niemand beobachtet. Eine einheitliche Vorstellung davon, was bei der Auferstehung geschieht und wie das Dasein danach aussehen könnte, gibt es im Christentum nicht. Die christliche Auferstehungshoffnung geht auf die Erfahrungen der Anhänger Jesu zurück, die überzeugt waren, dem Auferstandenen begegnet zu sein. Das gab ihnen neue Hoffnung auch im Hinblick auf ihren Tod.
Körper und Seele bestimmen die Identität
Paulus, der Jesus gar nicht persönlich gekannt hatte, war überzeugt davon, dass ihm der Auferstandene in einer Vision erschienen war. In einem Brief an die Thessalonicher schrieb er: "Denn wenn wir glauben, dass Jesus gestorben und auferstanden ist, so wird Gott auch die, die entschlafen sind, durch Jesus mit ihm einherführen." (1. Thessalonicher 4,14) Jesus sei der "Erstling" (1. Korinther 15,20) der Auferstandenen gewesen, belehrt er in einem anderen Brief. Wenn Gott Jesus auferweckt und damit den Tod ein für alle Mal in die Schranken gewiesen hat, können auch die Christen darauf hoffen, dass Gott sie im Tod nicht verlorengehen lässt.
Die Vorstellung, dass der Körper nur ein Gefängnis der Seele sei, die diesen beim Sterben einfach verlasse, gab es übrigens in der jüdischen Tradition nicht. Körper und Seele galten als untrennbare Einheit und diese Einheit machte die Identität eines Menschen aus. Deshalb betonte Paulus so nachdrücklich, dass man sich die Auferstehung leiblich vorzustellen habe. Damit meinte er allerdings nicht, dass der verwesliche irdische Körper den Tod überstehe.
Unvorstellbare Verwandlung
Er spricht davon, dass das "Verwesliche anziehen wird die Unverweslichkeit und das Sterbliche anziehen wird die Unsterblichkeit."(1. Korinther 15,53) Man könne sich das vorstellen wie bei einem Samenkorn, meinte er, das in Gestalt des Korns in die Erde gelegt wird und darin zu vergehen beginnt, während gleichzeitig eine neue Pflanze aus ihm werde. Es ging Paulus bei der Vorstellung von einer leiblichen Auferstehung also vor allem darum, dass der Einzelne seine Identität auch über den Tod hinaus behält, auch wenn sich in der Auferstehung alles auf unvorstellbare Weise verwandle.
Trotz aller Beschreibungsversuche: Niemand kann wissen, was genau nach dem Tod mit uns geschieht. Die christliche Hoffnung, dass der Tod nicht das letzte Wort behalten wird, lässt sich allenfalls in Bildern zum Ausdruck bringen. Der Glaube an die Auferstehung Jesu lässt Christen hoffen, dass auch für sie mit dem Tod nicht alles zu Ende sein wird. Christen vertrauen darauf, dass Gott seine Schöpfung liebt, auch über den Tod hinaus. Auferstehung bedeutet dann, auch im Tod in der Liebe Gottes aufgehoben zu sein. Wer darauf vertrauen kann, hat das ewige Leben schon jetzt. Daran ändert auch der Tod nichts.