Apfel in der Bibel kommt nicht vor.
© Getty Images/iStockphoto/David Dea
Der berühmte Apfel wird in der Bibel gar nicht erwähnt wird, das ist vielen Menschen nicht bewusst.
Theologe schreibt über "Fake News" rund um die Bibel
Durch soziale Medien wie Twitter haben Falschmeldungen heutzutage Konjunktur. Doch auch schon vor 2.000 Jahren gab es Autoren, die "Fake News" verbreiteten. Einen Faktencheck der Bibel hat der Theologe Simone Paganini vorgenommen.
23.08.2019
epd
Christine Süß-Demuth

Der Wahrheitsgehalt der biblischen Aussagen beschäftigt Gläubige und Wissenschaftler seit Jahrhunderten. Jetzt hat der katholische Theologe Simone Paganini (Aachen) das Buch der Bücher augenzwinkernd einem Faktencheck unterzogen. Über die Falschmeldungen der Bibel berichtet er in seinem Buch "Von Evas Apfel bis Noahs Stechmücken". Es ist an diesem Montag (19. August) im Freiburger Herder-Verlag erschienen.

Was Bibelwissenschaftler schon lange wissen, will Paganini auch den Laien verdeutlichen: Die meisten biblischen Texte seien weder historisch zu verstehen, noch sollen sie naturwissenschaftliches Wissen vermitteln, schreibt er. Dies werde aber noch zu zögerlich wahrgenommen, kritisiert der Theologe. So gebe es auch heute noch viel Menschen, die auf "der absoluten Wahrheit der Bibel beharrten" und andere, die der Bibel jeglichen Wahrheitsgehalt absprächen. Beide hätten Recht und Unrecht zugleich.

In seinem neuen Buch legt Paganini den Blick auf irreale und fiktive Personen, Objekte, Orte und Tiere, von denen man bis heute annimmt, sie kämen in der Bibel vor. Dabei unterscheidet der Wissenschaftler zwischen unechten, echten und irrealen Fake News.

In die Kategorie "unecht" platziert er biblische Aussagen, die heute wissenschaftlich widerlegt sind. Dazu gehört etwa, dass das Universum in sieben Tagen aus dem Nichts entstanden sein soll. "Echte Fake News" sind Paganini zufolge Texte, von den auch die damaligen Autoren wussten, dass sie falsche Aussagen enthalten. Ein Grund dafür war etwa, dass die Texte erst lange Zeit später niedergeschrieben wurden. Damals sei ein freier Umgang mit Quellen unproblematisch gewesen.

Eva und der Apfel

Die Kategorie der "irrealen Fake News" seien die skurrilsten und bekanntesten Falschmeldungen. Dabei handle sich um Aussagen, die überhaupt nicht in der Bibel vorkommen, sondern den Vorstellungen der Menschen entspringen.

Da ist zum Beispiel Evas Apfel, den sie im Paradies verbotenerweise gegessen haben soll. Dass der berühmte Apfel in der Bibel gar nicht erwähnt wird, sei vielen Menschen nicht bewusst. Erst viele Jahrhunderte später sei der Apfel in die Geschichte hineininterpretiert worden, vor allem in der Kunst. Über Jahrhunderte wurde Eva mit einem Apfel in der Hand dargestellt.

Wie es dazu kam? Laut Paganini könnte es daran liegen, dass man im Mittelalter begann, für arme, ungebildete Menschen Bibelszenen zu illustrieren oder theatralisch zu inszenieren. Die sogenannte "biblia pauperum" zeigte Eva immer mit einem Apfel in der Hand. Zudem erinnere das Wort für Apfelbaum "malus" an das Wort für böse "malum". Im Mittelalter sei der ursprünglich aus dem asiatischen Raum stammende Apfelbaum auch in Europa weit verbreitet gewesen.

Der 46-jährige Paganini studierte Katholische Theologie in Florenz, Rom, Innsbruck und Wien. Er lehrt derzeit als Professor für Biblische Theologie an der RWTH Aachen. Zum Thema hat er bereits zahlreiche wissenschaftliche und populärwissenschaftliche Bücher verfasst. Er ist zudem oft auf Science Slam Bühnen Deutschlands unterwegs.

Von Evas Apfel bis Noahs Stechmücken.