Bei einem Selbstmordanschlag der Terrormiliz "Islamischer Staat" (IS) auf eine Hochzeitsfeier in Afghanistan sind mindestens 63 Menschen getötet und mehr als 180 verletzt worden. Der Anschlag ereignete sich nach Angaben des Innenministeriums am späten Samstagabend im Westen der Hauptstadt Kabul, wie der afghanische Fernsehsender Tolo News am Sonntag berichtete. Die Gegend ist mehrheitlich von Schiiten bewohnt, die in Afghanistan eine religiöse Minderheit sind und in der Vergangenheit bereits Ziel von Terrorattentaten des IS waren. Nach Angaben von Augenzeugen war auch die Hochzeitsgesellschaft schiitisch.
Der Vater der Braut sagte dem Sender, dass 14 Familienmitglieder bei dem Anschlag getötet worden seien. Drei weitere würden noch vermisst. Etwa 1.200 Gäste sollen zu der Feier eingeladen gewesen sein. Der afghanische Präsident Aschraf Ghani sprach von einem "barbarischen Angriff". Der IS bekannte sich über den Messenger-Dienst Telegram zu der Tat.
Hochzeiten werden in Afghanistan groß gefeiert, mehr als 400 Gäste sind keine Seltenheit. Im Zentrum von Kabul sind nach dem Sturz der Taliban 2001 zahlreiche "Hochzeitspaläste" entstanden, die große Räumlichkeiten für solche oft mehrtägigen Feiern anbieten. Während des Taliban-Regimes waren große Hochzeitsfeiern verboten.
Plattform für Terroristen
Die aufständischen Taliban wiesen eine Verantwortung für das Attentat von sich und verurteilten die Bluttat. Präsident Ghani sagte jedoch, die Taliban könnten sich hier nicht aus der Verantwortung ziehen, da sie eine "Plattform für Terroristen" böten.
Der Anschlag erfolgte, nachdem im Wüstenemirat Katar einer weitere Verhandlungsrunde zwischen den USA und den Taliban über Frieden am Hindukusch zu Ende gegangen war. Die USA bemühen sich um ein Ende des fast 18-jährigen Konfliktes. Es wird allgemein angenommen, dass das historischen Abkommen zwischen den Taliban und den USA in Kürze unterzeichnet werden könnte. US-Präsident Donald Trump erklärte am Samstag, Amerika stehe kurz vor einem "Deal", um den Konflikt beizulegen. Trotz der laufenden Friedensverhandlungen reißt jedoch die Welle der Gewalt in Afghanistan nicht ab.