"Angesichts schwindender personeller und finanzieller Ressourcen, vor allem aber mit Blick auf die geringe Reichweite sollte vielerorts engagierter und ergebnisoffener über seinen Fortbestand diskutiert werden", schreiben die Autoren über den Sonntagsgottesdienst. Am Dienstag wurde eine erste Auswertung der Studienergebnisse in Hannover veröffentlicht. Im Herbst sollen die Ergebnisse auf einer Tagung diskutiert werden.
Nach wie vor ist der Weihnachtsgottesdienst einer der wichtigsten Gottesdienste im Kirchenjahr, gerade für Menschen, die selten oder sonst gar nicht in die Kirche gehen. Auch die sogenannten Kasualien wie Taufen, Hochzeiten und Beerdigungen gehören laut der Studie zu jenen kirchlichen Angeboten, die viele Menschen ansprechen. Neue Kasualien wie etwa Gottesdienste zur Einschulung und andere Gottesdienste, die Lebensereignisse begleiten, sprechen deutlich mehr Menschen an als der klassische Sonntagsgottesdienst. Letzterer bleibe aber für das Image des Gottesdienstes prägend, schreiben die Autoren der Studie.
Die Studie kommt zu dem Schluss, dass weniger das Geschlecht und der Bildungsstand einen Einfluss darauf haben, ob und wie oft jemand in den Gottesdienst geht. Vielmehr seien das Alter und die Kirchenbindung entscheidend. Der Grad der eigenen Religiosität und die Gottesdienstgestalt seien ausschlaggebende Motive, die für oder auch gegen einen Kirchgang sprechen. Daraus folge, dass es um mehr gehe als um eine "ansprechende Verpackung religiöser Inhalte oder das Schaffen günstiger Gelegenheiten", schreiben die Autoren. Es gehe um religiöse Bildung. Wer als Kind häufig Gottesdienste besucht hat, der tue dies auch als Erwachsener.
Für die Studie wurden die Daten von etwa 10.400 Menschen ausgewertet, die zwischen März und Juli 2018 an einer Befragung teilgenommen hatten. Insgesamt beteiligten sich mehr als 12.000 Personen - laut Studien-Verfassern eine "erstaunlich" hohe Zahl. 90 Prozent der Befragten gaben an, evangelisch zu sein. Knapp 80 Prozent sagten, sie fühlten sich der Kirche verbunden.