Nach dem festlichen Auftakt am Vorabend hat beim evangelischen Kirchentag in Dortmund am Donnerstag die inhaltliche Arbeit begonnen. Am Morgen standen sogenannte Bibelarbeiten auf dem Programm, bei denen Vertreter aus Kirche, Politik und Gesellschaft eine ausgewählte Stelle der Heiligen Schrift deuten. Am Mittwoch war das Protestantentreffen mit drei großen Gottesdiensten und dem traditionellen "Abend der Begegnung" eröffnet worden. Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier rief die Kirchentagsbesucher zu mehr Engagement für eine bessere Welt auf.
"Wir wollen die Welt nicht nur beschreiben und beklagen, sondern wir wollen sie zum Besseren verändern", sagte Steinmeier bei der Eröffnung. Die Zukunft sei angesichts der drängenden Probleme ungeduldig. "Daher lasst sie uns anpacken: für ein friedliches Zusammenleben in der Gesellschaft, für Verständigung zwischen den Völkern und Religionen, für Klima und Umwelt."
130.000 beim Abend der Begegnung
Bei schwül-warmen Temperaturen kamen 40.000 Menschen zu den Eröffnungsgottesdiensten. Am traditionelle Straßenfest "Abend der Begegnung" nahmen laut Veranstalter 130.000 Menschen teil. Beschlossen wurde der Eröffnungstag mit einem Segen zur Nacht, zu dem sich vor drei Bühnen insgesamt 23.500 Besucher versammelten.
Am Vormittag will Bundespräsident Steinmeier eine Rede zur digitalen Moderne halten und anschließend darüber mit der früheren Bundesbildungsministerin Annette Schavan (CDU) und dem Physiker Ranga Yogeshwar diskutieren. Zu den Gästen einer Diskussion über humane Flüchtlingspolitik werden unter anderen Palermos Bürgermeister Leoluca Orlando und der Ratsvorsitzende der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD), Heinrich Bedford-Strohm, erwartet. Auch das Thema Antisemitismus steht auf der Tagesordnung.
Bis Sonntag haben sich zahlreiche weitere Prominente zum Kirchentag angekündigt, unter ihnen Bundespolitiker wie Kanzlerin Angela Merkel (CDU) und Außenminister Heiko Maas (SPD) sowie der kongolesische Friedensnobelpreisträger Denis Mukwege. Der 37. Deutsche Evangelische Kirchentag mit rund 118.000 Teilnehmern dauert bis Sonntag. Fast 2.400 Veranstaltungen, darunter Bibelarbeiten, Gottesdienste, Konzerte und Workshops sowie zahlreiche prominent besetzte Diskussionsrunden stehen auf dem Programm unter dem biblischen Leitwort "Was für ein Vertrauen". Der Kirchentag ist alle zwei Jahre in einer anderen Stadt zu Gast.
Vor Eröffnung des Protestantentreffens war erneut über den Umgang mit der AfD diskutiert worden. Kirchentagspräsident Hans Leyendecker bekräftigte die Entscheidung, AfD-Politikern auf dem Kirchentag kein Podium zu bieten. "Ich freue mich, dass wir früh ein Zeichen gesetzt haben", sagte der Journalist. Es müsse deutlich werden, dass rechts im Sinne von konservativ und rechtsextremistisch in der Regel nichts miteinander zu tun hätten. Deshalb debattiere bei einem "Konservativen-Panel" beispielsweise der baden-württembergische Ministerpräsident Winfried Kretschmann (Grüne) mit dem bayerischen Ministerpräsidenten Markus Söder (CSU).