Er hat schon Anfang März seine neue Aufgabe übernommen, nun wird er auch offiziell eingeführt: Pfarrer Christoph Ernst (54) ist der neue Generalsekretär der evangelischen Deutschen Seemannsmission mit Sitz in Bremen. An diesem Freitag wird er in Hamburg im Ökumenischen Forum der Hafencity mit einem Gottesdienst begrüßt. Ernst hat die Verantwortung für das Werk in der Nachfolge von Heike Proske übernommen, die als Superintendentin nach Dortmund gegangen ist.
Ursprünglich ist der Theologe aber Binnenländer. Ernst war zuvor Referatsleiter Nord- und Westeuropa in der Ökumene und Auslandsarbeit der Evangelischen Kirche Deutschlands (EKD) und hat in Hannover gearbeitet. Der gebürtige Görlitzer hat bislang, so gibt er offen zu, wenig Berührungspunkte mit der Seeschifffahrt und der Seemannsmission. Doch er bringe ökumenisches Wissen und aus dem EKD-Kirchenamt Leitungserfahrungen mit.
Arbeit sichtbarer machen
Bei der Wahl von Ernst hatte der Stader Landessuperintendent Hans Christian Brandy als Vorsitzender des leitenden Ausschusses der Seemannsmission gesagt, der neue Chef sei ein würdiger Nachfolger von Proske: "Die internationale Erfahrung und die breite kirchliche und ökumenische Vernetzung machen ihn zu einem guten neuen Generalsekretär."
Zur Deutschen Seemannsmission zählen 16 Stationen im Ausland. Ebenso viele arbeiten im Inland eng mit dem Auslandswerk zusammen und werden von eigenständigen Vereinen getragen. Er wolle dieses Netzwerk und seine Arbeit für Seeleute aus aller Welt sichtbarer machen, "in der EKD, in der Zivilgesellschaft und gegenüber der Bundesregierung", sagte der leitende Theologe dem epd. Wer nicht an der Küste wohne, kenne die Seemannsmission nicht - "insbesondere die Arbeit unserer Auslandsstationen ist vielen unbekannt".
Faier Transport genauso wichtig wie fairer Handel
Das will Ernst ändern, denn schließlich kämen auch Jeans, Waschmaschinen und Autos per Schiff aus Übersee zum deutschen Kunden. "90 Prozent aller Handelsgüter werden auf dem Seeweg transportiert. Fairer Transport übers Meer mit guten Arbeitsbedingungen für die Seeleute ist genauso wichtig wie fairer Handel. Dafür setzen wir uns als Seemannsmission ein."
Der Theologe übernimmt keine leichte Aufgabe. Innerkirchlich steht die Deutsche Seemannsmission an einem Scheideweg. Die Auslandsstationen und ihre Zentrale in Bremen sind nach den Worten von Seemannsmission-Präsidentin Clara Schlaich "in großen finanziellen Nöten". So sei zum Ende des Jahres bereits die Schließung der Station im finnischen Mäntyluoto beschlossen.
Man könne das Werk nicht auf Raten kleiner sparen, sagt Ernst. "Wir müssen künftig überlegen, wo die Deutsche Seemannsmission gebraucht wird und wo wir neu aktiv werden müssen, zum Beispiel in China, weil dort große Warenströme unterwegs sind." Gleichzeitig müsse man auch bisherige Standorte hinterfragen, vor allem in Häfen, in denen mehrere Träger sozialdiakonischer Arbeit für Seeleute tätig seien. "Wir brauchen eine institutionelle Förderung, nicht nur eine Fehlbedarfsfinanzierung seitens der EKD", ist der neue Generalsekretär überzeugt.
Derzeit verfügt die Seemannsmission Ernst zufolge über einen Jahresetat von rund 1,2 Millionen Euro. Die Arbeit des Werkes wird aus Kirchensteuern, öffentlichen Mitteln, Spenden und freiwilligen Schiffsabgaben der Reeder finanziert. Mehr als 700 Haupt- und Ehrenamtliche leisten im Auftrag der Organisation und ihrer angeschlossenen Vereine auf Schiffen, in Seemannsclubs und in Seemannsheimen auf mehreren Kontinenten Seelsorge und Sozialarbeit an Seeleuten aus aller Welt.