"Richtig gut gelandet", sei sie in Schwerin, sagt Kristina Kühnbaum-Schmidt. Seit ihrem Amtsantritt am 1. April wohnt die neue Landesbischöfin der evangelischen Nordkirche gemeinsam mit ihrem Mann in der beschaulichen Landeshauptstadt und findet, es sei ein guter Ort zum Leben und Arbeiten und ein zentraler Ort für die Nordkirche. "Von hier aus ist alles gut zu erreichen".
Das ist wichtig für Kühnbaum-Schmidt, denn ihr neuer Wirkungskreis ist groß: Wenn die Landesbischöfin ihn an seiner längsten Ausdehnung mit dem Auto durchqueren würde, müsste sie rund 600 Kilometer von der evangelischen Kirche im dänischen Hadersleben bis nach Gartz in der brandenburgischen Uckermark fahren. Am Pfingstmontag (10. Juni) wird die 54-Jährige als Landesbischöfin in einem Festgottesdienst um 14 Uhr im Schweriner Dom in ihr Amt eingeführt.
Großes Maß an Diversität in der Nordkirche
Als die Anfrage kam, ob sie sich eine Bischofskandidatur vorstellen könne, habe sie erst einmal nachdenken müssen, erinnert sich Kühnbaum-Schmidt, die zu diesem Zeitpunkt Regionalbischöfin in Thüringen war. Doch "ein erstes Gefühl für die Situation ist wichtig, das war positiv". Die Nordkirche sei "lebendig und auch durchaus quirlig, das ist doch toll". Es gebe ein großes Maß an Diversität - "das hat mich angesprochen", sagt sie.
Nach ihrem Ankommen habe sie rasch gespürt, in den vergangenen sieben Jahren sei etwas zusammengewachsen in der noch jungen Nordkirche. Trotz aller Unterschiede zwischen Ost und West gebe es viele gemeinsame Themen über die Regionen hinaus: "Was bedeutet es, Kirche in ländlichen Räumen gut zu strukturieren?" Dies sei vor allem eine Aufgabe für die Propsteien und Kirchengemeinden vor Ort, "ich habe da keine vorgefertigte Strategie".
Kirche für andere, mit anderen und inmitten anderer sein
Es gehe darum, möglichst genau den jeweiligen Situationen angemessene Lösungen zu finden. Gefragt seien "neue Ideen, Kirche zu sein, ohne bewährte Formen grundlos beiseitezuschieben". "Unser Auftrag ist es, Kirche für andere, mit anderen und inmitten anderer zu sein", lautet das Credo der neuen Landesbischöfin, die in Braunschweig geboren wurde und in Göttingen und Berlin Evangelische Theologie studierte.
Kühnbaum-Schmidt arbeitete in Braunschweig als Pfarrerin der Kirchengemeinde Wichern sowie in der Propstei-Pfarrstelle für Öffentlichkeitsarbeit. 2004 wechselte sie in die Braunschweiger Innenstadtgemeinde St. Petri. Ab 2009 war Kühnbaum-Schmidt zusätzlich als pastoralpsychologische Beraterin und Supervisorin der Evangelisch-Lutherischen Landeskirche in Braunschweig und als Dozentin für Seelsorge am Predigerseminar tätig.
Kirche ist auch unterwegs in der digitalen Welt
Bei der Bewältigung ihrer vielen neuen Aufgaben helfe ihr, gut strukturiert zu arbeiten. Außerdem ist die Mutter einer erwachsenen Tochter überzeugt: "Ich bringe ein großes Stück Humor mit - auch mir selbst gegenüber." Das helfe, empfundenem Ärger gegenüber in Distanz zu treten.
Ökumene, sagt Kühnbaum-Schmidt, sei ihr wichtig, "sie weitet unseren Blick". "In einer Welt, wo immer mehr Grenzen gezogen werden, ist die Verbundenheit in der Ökumene ein Geschenk." Ihren Facebook-Account will Kühnbaum-Schmidt in ihrem neuen Amt weiterführen. "Kirche soll da sein, wo die Menschen sind. Dann ist Kirche auch unterwegs in der digitalen Welt." Ihr Anliegen: "Durch meine Brille etwas von der Vielfalt der Nordkirche zu zeigen".
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Vor der Amtseinführung am Montag sei sie "natürlich etwas aufgeregt". Aber der Gottesdienst und der Segen, der ihr dort zugesprochen werde, seien ein Zeichen dafür, "ich bin nicht allein unterwegs. Die Verantwortung für so eine große Kirche passt nicht auf zwei Schultern."