Frohboschatfs Kirche
© Frank Muchlinsky
Die umgebaute Frohboschaftskirche in Hamburg-Dulsberg: In ihrem Inneren befinden sich zwei Häuser.
Zwei neue Häuser in einer alten Kirche
Ein ungewöhnliches Bauprojekt wird Pfingsten in Hamburg-Dulsberg eröffnet
Eine bundesweit ungewöhnliche Kirche wird Pfingsten im Hamburger Stadtteil Dulsberg eröffnet. In die große Saalkirche am Straßburger Platz wurden eine Kindertagestätte und ein Gemeindehaus gebaut. Beide Gebäude sind dreistöckig und über Brückengänge miteinander verbunden. Der ehemalige Chor wurde zu einem Gottesdienstraum gestaltet. Ein möglicher Abriss der denkmalgeschützten Stadtteilkirche konnte damit verhindert werden.

Knapp 4.000 evangelische Christen leben auf dem Dulsberg, einem vergleichsweise armen Quartier östlich der Alster. 1936 wurde die Frohbotschaftskirche geweiht. Mehr als 600 Besucher konnte sie aufnehmen, doch die hohen Heizkosten und die notwendige Sanierung überforderten die arme Gemeinde. Mehr als 25 Jahre lang wurde der Umbau diskutiert. Als Pläne bekannt wurden, sie abzureißen, regte sich massiver Widerstand im Stadtteil. Drei Jahre lang war sie nun für die Sanierung weitgehend geschlossen.

Mit rund 7,7 Millionen Euro ist es eine der teuersten Kirchensanierungen der Nordkirche. Etwa die Hälfte kommt von der Stadt Hamburg aus dem Sanierungstopf und dem "Rise"-Programm zur Stadtentwicklung. Die andere Hälfte haben Gemeinde und Kirchenkreis aufgebracht. Auch wenn die Abschlussrechnung noch fehlt, rechnet Gemeindepastorin Hannegret Riepkes damit, dass das Geld reicht. Allerdings musste die Gemeinde zur Finanzierung einen Teil ihres Grundstücks verkaufen, auf dem derzeit ein SOS-Kinderdorf geschaffen wird.

Drei Jahre lang wurde gebaut. Das alte Gemeindehaus ist inzwischen abgerissen. Für ausreichend Licht ist gesorgt. Die beiden Innengebäude haben große Glasfronten, und die Fenster der "Kirchenhülle" wurden aufgehellt. Der Kita-Spielplatz ist noch in Arbeit.

Die "Stöberstube" ist in einem neuen Pavillon untergebracht. Hier werden nicht nur gebrauchte Kleider und Möbel, sondern auch Beratung und Seelsorge angeboten. Die Gemeinderäume sollen allen Menschen im Stadtteil zur Verfügung stehen, so dass sich die Kirche zu einem Bürgertreff entwickelt.

Die Wärme kommt vom Dach

Das neue Gebäude bringe es mit sich, dass auch in der Gemeindearbeit neue Wege beschritten werden, sagt Pastorin Riepkes. "Wir sind noch in der Phase des Ausprobierens." Sorge bereitet ihr der neue Gottesdienstraum: Die Akustik sei so schlecht, dass sie im Gottesdienst nur schwer verstanden werde. Ein Gutachten soll Vorschläge erarbeiten, wie der Hall gedämpft werden kann.

Altar und Taufbecken konnte sich die Gemeinde von der Barmbeker Bugenhagenkirche ausleihen. Die alte Orgel wurde nach Polen verkauft. Eine kleinere Orgel erhält die Gemeinde von der benachbarten Bonifatius-Kirche, wenn sie 2020 aufgegeben wird. Ein Belüftungssystem sorgt für gute Luft, eine Solaranlage auf dem Süddach wärmt klimafreundlich den Betonkern des Gebäudes.

Gefeiert wird die Wiedereröffnung am Sonnabend (8. Juni 2019) von 11 bis 14 Uhr mit einem Gemeindefest. Prominente Gäste sind Bischöfin Kirsten Fehrs und Bausenatorin Dorothee Stapelfeldt (SPD). Pfingstsonntag wird um 14 Uhr ein Festgottesdienst mit Pröpstin Astrid Kleist gefeiert. Für die Musik sorgen ein Kammerorchester und die junge Kantorei Alt-Barmbek.

evangelisch.de hat das gesamte Projekt mit der Kamera begleitet. Sehen Sie die Videoserie "Die gefüllte Kirche".