Frühlingsvollmond
© epd-bild/Jörn Friederich
Nach der alten Faustregel zur Berechnung des Osterdatums könnte am folgenden Sonntag Ostern sein. Doch Ostern ist erst am 21. April. Die gängige Faustregel stimmt in diesem Jahr nicht.
Ostern 2019: Die Kirchenformel bricht die Faustregel
Das Oster-Paradox: Am 24. März könnte Ostern sein, doch gefeiert wird erst am 21. April
Uralte Kirchenformeln legen fest, wann Ostern ist. Als Faustregel gilt: erster Sonntag nach dem ersten Frühlings-Vollmond. Das stimmt fast immer. In diesem Jahr stimmt es nicht: 2019 kommt es zum "Oster-Paradox".

Am Mittwoch (20. März) ist Frühlingsanfang in diesem Jahr. Tags drauf ist Vollmond, also der erste im Frühling. Nach der alten Faustregel zur Berechnung des Osterdatums könnte daher am folgenden Sonntag (24. März) Ostern sein: der Sonntag nach dem ersten Frühlingsvollmond. Doch Ostern 2019 ist erst am 21. April - nach dem zweiten Frühlingsvollmond am 19. April. Die gängige Faustregel stimmt also nicht in diesem Jahr. Experten nennen es das "Oster-Paradox". Grund dafür sind uralte Kirchen-Formeln, die sich nicht an aktuellen Daten orientieren, sondern festgelegten Regeln folgen.

Aber von vorn: Ostern ist ein bewegliches Kalenderfest. Es pendelt Jahr für Jahr zwischen dem 22. März als frühestem und dem 25. April als spätestem Termin. Zur Bestimmung des jeweils gültigen Datums wurden bereits im Jahr 325 auf dem Konzil von Nicäa - einem Treffen von Kirchenvertretern - drei Kriterien festgelegt: Der Frühling, der Vollmond und der jeweils nächste Sonntag. Dabei wurde der Frühlingsanfang mit dem 21. März fest definiert - und zwar unabhängig von der jeweils aktuellen Tag- und Nachtgleiche der Astronomie, derzufolge der Frühling zum Beispiel in diesem Jahr schon am 20. März beginnt. 

Komplizierter ist die Sachlage mit dem Vollmond: Dafür wurde und wird nicht die tatsächliche Erscheinung am Himmel zugrunde gelegt. Vielmehr werden Daten verwendet, die sich aus theoretischen Erkenntnissen über die immer gleiche Bewegung des Mondes um die Erde herum ergeben. Die Astronomen sprechen von dem 19-jährigen "Meton-Zyklus", der schon in der Antike bekannt war und verlässlich funktioniert. Benannt ist er nach dem griechischen Astronomen Meton von Athen, der ihn im 5. Jahrhundert v. Chr. entdeckte. Demnach liegen die Mondphasen alle 19 Jahre auf dem selben Kalendertag - diese Erkenntnis machte über die Jahrhunderte präzise Vorhersagen möglich.

Dabei können sich allerdings Abweichungen zum tatsächlichen Vollmond der Astronomie von einem Tag ergeben - wie in diesem Jahr. Der vom Meton-Zyklus abgeleitete "Kirchen-Vollmond" - auch "Oster-Grenze" genannt - findet in diesem Jahr bereits am 20. März statt. Damit liegt er aber noch außerhalb des Frühlings, dessen Anfang kirchlicherseits auf den 21. März festgelegt wurde.

Frühestmöglicher Ostertermin erst wieder im Jahr 2285

Als erster Frühlings-Vollmond gilt daher erst der Vollmond vom 19. April - und der folgende Sonntag (21. April) ist dementsprechend Ostern. Dabei ist übrigens der Vollmond am 19. April der tatsächliche, astronomische Vollmond. Der für Ostern relevante Vollmond aus dem Meton-Zyklus ist ebenfalls einen Tag vorher am 18. April - aber das ändert für den nächstfolgenden Ostersonntag nichts.

Der frühestmögliche Ostertermin überhaupt tritt ein, wenn der "Kirchen-Vollmond" auf den 21. März fällt und dieser Tag ein Samstag ist. Dann wird Ostern am 22. März gefeiert. Das ist selten und passierte zuletzt im Jahr 1818. Das nächste Mal wird Ostern erst 2285 wieder auf dieses Datum fallen.

Der späteste Ostertermin überhaupt ist der 25. April. Er tritt ein, wenn der "Kirchen-Vollmond" auf den 18. April fällt und dieser Tag zugleich ein Sonntag ist. Das war zuletzt 1943 der Fall und wird sich erst 2038 wiederholen. Das "Oster-Paradox" wie in diesem Jahr gab es zuletzt 1974 - und wird ebenfalls 2038 wieder eintreten.