Der Weg finnischer Touristen führt früher oder später immer an die Landungsbrücken zur finnischen Seemannskirche. Mit einem herzlichen "Tervetuloa!" werden dort aber vor allem Seeleute, Lkw-Fahrer und Ausgewanderte aus dem nordeuropäischen Land begrüßt. Seit Januar hat die finnische Seemannsmission mit Valtteri Salmi einen neuen Leiter für die Sozialarbeit. Katri Oldendorff ist die neue finnische Pastorin für Norddeutschland.
Oldendorff ist für kirchliche Aufgaben zuständig wie die Gestaltung von Gottesdiensten, Taufen, Trauungen und Beerdigungen. Der studierte Sozialpädagoge Salmi übernimmt eher Organisatorisches und löst die alltäglichen Probleme seiner Besucher. Sie wissen, dass ein offenes Ohr das wichtigste für ihren Job ist. Beiden ist ihr neuer Arbeitsplatz nicht fremd: Oldendorff war zuvor finnische Seemannspastorin für die Benelux-Staaten, und Salmi leitete die finnische Seemannsmission in Rotterdam.
Das schöne sei, dass kein Tag dem anderen gleiche, sagt Salmi. "Wenn wir für den nächsten Tag etwas planen, wird garantiert was anderes dazwischenkommen." Wenn ein Mensch vor der Tür steht, gehe er der Büroarbeit immer vor, ergänzt Oldendorff. Die Anliegen der Menschen seien ganz unterschiedlich: Der eine braucht einen Pass, der nächste Essen oder Geld für irgendwas. Doch die meisten wollen einfach mal reden. "Man darf nicht unterschätzen, welche Bedeutung es für die Menschen hat, ihre Gedanken oder Sorgen mal wieder in der Muttersprache äußern zu können", sagt Oldendorff, die als Halb-Finnin zweisprachig aufwuchs. "Das gilt selbst für Mitglieder unserer Gemeinde, die seit 30 Jahren in Deutschland leben." Unterstützt wird Salmi in der finnischen Seemannskirche, einem prägnanten dunklen Backstein-Gebäude von 1966, von zwei Sozialberatern.
Es gibt Bastel- und Seniorengruppen, Kinder-Club und Kirchenchor sowie am Donnerstagabend eine Andacht und sonntags den Gottesdienst. Etwa 100 Kinder lernen im Sprachkurs die finnische Sprache. Und im Keller sind zwei Saunen, die öffentlich besucht, aber auch privat gemietet werden können. "Wir sind nicht nur Kirche, sondern auch Kulturhaus und tägliches Wohnzimmer für Finnen und Finnland-Freunde", sagt Salmi.
"Mein Büro muss in meinen Rucksack passen"
Während er mit der Seemannskirche einen festen Arbeitsplatz hat, ist Oldendorff viel unterwegs, denn sie betreut auch die finnischen Gemeinden in Bremen, Kiel und Lübeck. Ihre finnische Konfirmandengruppe besteht sogar aus Jugendlichen aus ganz Deutschland. "Mein Büro muss in meinen Rucksack passen", sagt die Mutter von drei Kindern.
Geboren wurde die Tochter von Satu Oldendorff, der bisherigen Leiterin der finnischen Seemannsmission, in Deutschland. Mit 21 Jahren zog sie nach Finnland und wurde dort Pastorin. Für die neue Stelle kehrt sie nun nach Hamburg zurück. Das einzige, was sie in der Hansestadt vermisst, ist die Stille. "In Hamburg ist alles größer, und es gibt viel mehr Menschen." Dennoch hätten Turku und Hamburg eine "gewisse gemeinsame Meeres-Mentalität", die sie liebe.