Nicht nur mit Zeugnissen aus Stein hat der Deutsche Orden für acht Jahrhunderte Bad Mergentheim und die Region bis nach Würzburg geprägt. Auch die tätige Nächstenliebe der als Hospitalbruderschaft 1190 bei Akko in Galiläa gegründeten Vereinigung hat in Bad Mergentheim Wurzeln geschlagen. Deutschordens-Hochmeister Frank Bayard verweist anlässlich des Jubiläums "800 Jahre Deutscher Orden in Bad Mergentheim" darauf, dass bis heute Schwestern des Ordens im dortigen Caritaskrankenhaus "jenes Ursprungscharisma des Helfens und Heilens erfahrbar machen".
Dass der Deutsche Orden ab 1219 über so große Besitzungen in Mergentheim verfügte, dass 1526 sogar der Hochmeistersitz dorthin verlegt wurde, verdankt die Vereinigung drei hohenlohischen Adeligen. Andreas von Hohenlohe trat nach der Rückkehr von einem Kreuzzug in den Orden ein und vermachte ihm Ländereien und Rechte. Eine Urkunde, datiert vom 16. Dezember 1219, zeugt davon. Andreas' Brüder Heinrich und Friedrich taten es ihm gleich, so dass nur noch die Hohenlohe-Brüder Gottfried und Konrad weltlich blieben.
Mergentheim war zunächst Sitz einer "Kommende" und dann ab dem 16. Jahrhundert für rund 300 Jahre Residenz der Zentrale des Deutschen Ordens, bis dieser von Napoleon und dessen Säkularisationsbestrebungen in den von ihm beeinflussten Territorien nach Wien verdrängt wurde. Bis dahin hatte der Orden viele baulichen Spuren in Mergentheim hinterlassen, vor allem das Schloss und den Schlosspark. Prächtige Wappen an vielen Gebäuden sind bis heute Zeugnisse jener Zeit.
Hochmeister Frank Bayard erinnert daran, dass der Deutsche Orden auch eine europäische Organisation war. Aus der ursprünglichen Hospitalbruderschaft war bald ein Ritterorden geworden. Der war zwar katholisch dominiert, doch ihm schlossen sich auch lutherische, reformierte und calvinistische Mitglieder an. Nicht nur durch verwandtschaftliche Beziehungen, sondern auch durch Funktionen in Diplomatie und Militär spannten die Ordensangehörigen ein Netz über ganz Europa.
Im Jubiläumsjahr werden vor allem zwei Veranstaltungen dieser Geschichte nachgehen, nämlich ein Symposium in Würzburg im Juli an der Forschungsstelle Deutscher Orden. Dort soll es um frühe Kommendegründungen unter anderem im fränkischen und preußischen, aber auch im italienischen und baltischen Raum gehen. Von 14. Juli 2019 bis 16. Januar 2020 ist im Deutschordensmuseum die Ausstellung "Mythos und Wahrheit - der Deutsche Orden im Südwesten" zu sehen. Sie thematisiert die Spiritualität des Ordens unter seinem Motto "Helfen und heilen" eben so wie seine Funktion als Versorgungsinstitution des Adels, seine Verbindung zu den Staufern und seine Verwicklung in Hexenverfolgungen.
Spannend sei im Orden auch der Aspekt der Trikonfessionalität von Katholiken, Lutheranern und Calvinisten und die dabei geübte Toleranz, so Museumschefin Maike Trentin-Meyer. Die Ausstellung widme sich auch dem baulichen Erbe des Ordens, nämlich Ordensniederlassungen von der Mainau im Bodensee bis Frankfurt am Main, vom schweizerischen Bern bis nach Regensburg.
Um diese beiden Angebote gruppieren sich Feste und Feierlichkeiten, Vorträge, Seminare und Workshops für unterschiedliche Interessen und Altersgruppen. Die Historische Deutschorden-Compagnie zu Mergentheim begeht den St. Georgstag 2019 von 26. bis 18. April mit historischen Aufzügen, Schießvorführungen und einem Jubiläumsempfang. Das Deutschordensschloss bietet einen "Tag der offenen Tür für Familien" am 16. Juni. Beteiligt sind neben Deutschordensmuseum, Polizei und Finanzamt unter anderem auch die Dualen Hochschule Baden-Württemberg und die evangelische und katholische Kirchengemeinde. Sie eröffnen den Tag mit einem Ökumenischen Gottesdienst und die Türen der Schlosskirche bis hinab in die Krypta. Der Festakt mit Pontifikalamt zum Jubiläum wird am 18. Dezember stattfinden.