Christian Rommert ist evangelisch-freikirchlicher Sprecher von das "Wort zum Sonntag".
© ARD/Wolfgang Wedel
Christian Rommert ist "Wort zum Sonntag"-Sprecher und findet, dass eine gute Predigt berühren und verändern sollte.
Der "Wort zum Sonntag"-Fragebogen: Christian Rommert
Lernen Sie die die evangelischen Sprecherinnen und Sprecher des "Wortes zum Sonntag" kennen! Vom Wort zum Montag über die Lieblingsmusik bis zum perfekten Sonntag: Persönliche Antworten von Christian Rommert im evangelisch.de-Fragebogen-Porträt.

Hätten Sie spontan ein Wort zum Montag parat?

Die Zukunft liegt in den Händen jener, die der kommenden Generation triftige Gründe dafür geben, zu leben und zu hoffen (Teilhard de Chardin). Wie sehr unterscheidet sich das Lebensgefühl, was mir vermittelt wurde von dem Lebensgefühl, das wir der Generation meiner Kinder vermitteln. Als Kind der Wendezeit wusste ich: Die Zukunft steht dir offen, du bist frei, alles zu werden und zu sein, was in dir angelegt und möglich ist. Dagegen hört die Generation meiner Kinder: Krise, Krise, Krise. Das macht mich traurig und wütend, denn wir versagen hier millionenfach und werden schuldig an unseren Kindern und Enkeln.

Was macht Ihrer Meinung nach eine gute Predigt aus?

Eine gute Predigt berührt und verändert. Hätte Gott gemeint, wir hätten vor allem ein Wissens-Problem, dann hätte er uns seine besten Wissenschaftler geschickt. Aber er hatte wohl den Eindruck, dass wir ein Beziehungsproblem haben und sandte deswegen seinen Sohn, um uns zu zeigen, dass es letzten Endes nur um Eines geht: um Liebe!

Was tun Sie gegen Lampenfieber?

Mich gut vorbereiten, die Augen schließen, mich auf meinen Atem konzentrieren und mir vorstellen, wie ich die Herausforderung meistere.

Wen stellen Sie sich vor, wenn Sie in die Kamera schauen?

Meine Familie, wie sie auf dem Sofa sitzt. Und ich habe eine Familie, die wertschätzend aber auch sehr ehrlich und kritisch ist.

Welche Sendungen schauen Sie sich an, außer dem "Wort zum Sonntag" natürlich?

Eijeijei – ertappt. Ich bin ein wirklich schlechter Fernsehzuschauer. Wir schauen den "Tatort" und sehen ab und zu Filme online. Aber im Großen und Ganzen lesen wir lieber als fernzusehen. Wenn es mir schlecht geht und ich Ermutigung brauche, schaue ich alte Charly Chaplin-Filme. Ich liebe den Tramp und "The Kid" ist für mich einer der schönsten Filme aller Zeiten.

Welches Buch, außer der Bibel, spielt eine bedeutende Rolle in Ihrem Leben?

Ein Buch von Stephen Covey, das im deutschen einen so schrecklichen Titel trägt, dass ich ihn mich kaum zu sagen traue. Im Englischen geht es um Habits, also um "Gewohnheiten". Der deutsche Titel klingt nach Motivations-BlaBla und lautet: "Die 7 Wege zur Effektivität". Doch der Inhalt ist gut und hat mich inspiriert.

Ihr liebstes Bibelwort?

2. Tim 1,7: Gott hat uns nicht einen Geist der Verzagtheit gegeben, sondern einen Geist der Kraft, der Liebe und der Besonnenheit.

Welche Musik mögen Sie?

Genesis, Pink Floyd und aktuellere Konzeptalben von *Shels oder Get Well Soon. Außerdem Händel. Ich liebe Händel. Das ist Popmusik im Gewand der Klassik.

Auf wen würden Sie gerne mal eine Laudatio halten?

Auf Gerhard Atze, den Begründer eines kleinen unbedeutenden Zisterzienserklosters in meiner Heimatstadt Eisenach. Er war Ritter, wurde von Walter von der Vogelweide in einem Lied verspottet und zog sich an seinem Lebensende in die Wälder Eisenachs zurück. Eine spannende Person, über die wir leider viel zu wenig wissen.

Wem möchten Sie besser niemals begegnen?

Bei Harry Potter von J. K. Rowling gibt es die Dementor*innen. Das sind bösartige Kreaturen, die dir die Seele aussaugen. Sie erzeugen eine unfassbare Kälte um sich herum. Es gibt immer wieder Menschen, die ihr Umfeld vergiften, weil sie eine böse Zunge haben, Gespräche erfrieren lassen und dir deinen Mut klein machen. Wenn es geht, meide ich Begegnungen mit Dementor*innen.

Und wo haben Sie zuletzt Gott angetroffen?

In meinem Leben scheint es so zu sein, dass Gott gerne Verstecken spielt. Sobald ich rufen will: "Ich hab' Dich!", scheint er schon wieder verschwunden zu sein und ganz oft, wenn ich das Gefühl habe: "Nee, hier ist er auch nicht", spüre ich plötzlich Liebe und Mut, so dass ich mich frage: "War er da nicht gerade?" Solche Situationen habe ich eigentlich fast täglich. Wenn mir ein Gedanke kommt, der mich dankbar macht, jemand ein gutes Wort sagt, ein Bild mich berührt oder ich in der Natur bin und staune, dann frage ich mich: "Warst Du das gerade?"

Welches ist Ihre allererste Erinnerung an das "Wort zum Sonntag"?

Otto Waalkes: "Theeeeeo, wir fahr'n nach Lodz!"

Worüber haben Sie sich zuletzt so richtig geärgert?

Ich rätsele immer wieder darüber, an welcher Stelle wir uns für die Angst und gegen den Mut entschieden haben. Wir haben in den vergangenen siebzig Jahren nach dem Krieg soviel geschafft: Unser Land ist vielfältig, weltoffen, einladend geworden. Die Mauer ist gefallen. Aber jetzt scheint sie wieder da: die German Angst. Das ärgert mich. Denn Angst ist eine sehr, sehr schlechte Ratgeberin. Wir können viel mehr, als wir uns selber zutrauen, wenn wir dem Mut in uns Raum geben.

Und worüber haben Sie zuletzt herzlich gelacht?

Wir waren im Kino und haben uns Hape Kerkelings Film "Der Junge muss an die frische Luft" angeschaut. Julius Weckauf hat uns zum Weinen und zum Lachen gebracht. Wunderbar gespielt!

Wie sieht für Sie ein perfekter Sonntag aus?

Gerade habe ich ein großes Bedürfnis nach Stille. Ich schätze Gottesdienste, in denen mehr von Gott geschwiegen als geredet wird. Der perfekte Sonntag beginnt also mit einem Gottesdienst, der in einer gotischen Kirche stattfindet und dadurch berührt, dass er das Schweigen aushält. Dann koche ich mit der Frau, die ich liebe und mit der ich seit 23 Jahren verheiratet bin. Wir schnippeln, braten, reden und trinken ein Glas Wein dabei. Am Nachmittag gehen wir spazieren – am liebsten am Meer. Es darf auch stürmisch, neblig und kalt sein! Schließlich schmeißen wir durchgefroren den Kamin an und schauen den "Tatort". So oder so ähnlich könnte der perfekte Sonntag sein!