Der Vorsitzende der Union Evangelischer Kirchen in der EKD (UEK), Kirchenpräsident Christian Schad, und der Leitende Bischof der Vereinigten Evangelisch-Lutherischen Kirche Deutschlands (VELKD), Ralf Meister, übergaben zum Gottesdienst jeweils ein Lektionar an Vertreterinnen und Vertreter der Landeskirchen. Geleitet wurde der Gottesdienst von der Direktorin des Evangelischen Predigerseminars Wittenberg, Sabine Kramer. Als Perikopen werden die Textabschnitte für die Schriftlesung und die Predigt bezeichnet. Lektionar heißt das oft aufwendig gestaltete, liturgische Buch, das im Gottesdienst verwendet wird.
"Die Ordnung gottesdienstlicher Texte und Lieder ist ein Einheitsband des deutschen Protestantismus wie die Lutherbibel und das Gesangbuch", erklärte Schad zum neuen Perikopenbuch. Meister betonte, durch die Zusammenstellung der Texte und Lieder erschließe sich der Reichtum der biblischen Tradition noch einmal ganz neu. Jeder Sonntag habe eine eigene Prägung. "Das ist ein Schatz, den wir zur Geltung bringen wollen", betonte der hannoversche Landesbischof.
Bei der Neuordnung wurde laut EKD rund ein Fünftel der biblischen Texte ausgetauscht. Künftig werden in evangelischen Gottesdiensten beispielsweise mehr Texte aus dem Alten Testament zu hören sein sowie mehr Texte, in denen Frauen eine wichtige Rolle spielen. Das neue Perikopenbuch ist eine Überarbeitung der bisherigen Ordnung von 1978. Ihre Ursprünge reichen bis ins Mittelalter zurück.
Größere Veränderungen gibt es auch bei den Liedern. Zu jedem Sonn- und Festtag werden nun zwei Lieder aus unterschiedlichen Epochen vorgeschlagen, darunter etwa ein Drittel zeitgenössische Lieder oder solche, die in den vergangenen Jahrzehnten populär geworden sind. Auch einige Fest- und Gedenktage sind neu in die Ordnung aufgenommen worden, zum Beispiel der Tag des Gedenkens an die Opfer des Nationalsozialismus am 27. Januar und der Tag des Gedenkens an die Novemberpogrome am 9. November, aber auch der Martinstag am 11. November und der Nikolaustag am 6. Dezember.
Die neue Ordnung gilt ab dem ersten Advent, dem Beginn des neuen Kirchenjahres, in allen Gemeinden der Gliedkirchen der EKD. Pfarrerinnen und Pfarrer können sich an die vorgeschlagenen Texte halten, müssen es aber nicht.