9.6., Arte, 23.35 Uhr: "Streetphilosophy: Zeig dich!"
In dieser Folge von "Streetphilosophy" geht Jonas Bosslet der Frage nach, wo in unserer Transparenzgesellschaft noch Raum für Verborgenes ist. Geheimnisse machen das Leben spannender und Beziehungen überraschender. Dennoch versuchen die meisten Menschen, sich selbst immer weiter in die Öffentlichkeit zu rücken und andere zu durchleuchten. Was versprechen sie sich von all der Transparenz? Und wann ist es wichtig, nicht alles zu offenbaren und Geheimnisse zu haben? Zu Beginn der Folge verlässt Jonas seine Komfortzone und greift sich das Mikro: Er verbringt einen Abend in einer Karaoke-Bar und merkt, dass das eine Menge Mut voraussetzt, obwohl das Publikum aus seinen Kumpels besteht. Am nächsten Morgen trifft er RoxxyX. Sie ist "Camgirl" und gibt wesentlich mehr von sich preis. Jonas fragt sich, ob explizit ausgestellte Nacktheit der Fantasie überhaupt noch Spielraum lässt. Vom jungen Philosophen Christian Uhle will er wissen, was Transparenz überhaupt ist. Blicken wir in einer transparenten Welt tatsächlich besser durch? Müssen wir uns noch auf unsere Intuition verlassen, wenn alles sichtbar ist? Können wir uns überhaupt authentisch verhalten, wenn wir uns beobachtet fühlen? Auf der Suche nach einer neuen Bleibe muss Jonas feststellen, dass er sich für ein WG-Zimmer in Berlin auch ganz schön "nackig" machen muss. Was ist die richtige Strategie im Kampf um das begehrte Zimmer? Besser authentisch sein oder sich verstellen? Einer, der das Spiel mit den Masken besser beherrscht als Jonas, ist "Milliarden-Mike". Er war fast zwanzig Jahre lang wegen millionenschwerer Betrügereien im Gefängnis. Eine weiße Corvette und ein dickes Bündel Geldscheine gehören heute zu seiner Grundausstattung. Was macht das mit einem, wenn man ein Leben lang auf Ehrlichkeit pfeift?
10.6., ARD, 17.30 Uhr: "Echtes Leben: Vom Richterstuhl ins Rampenlicht"
Ohne ihre Zustimmung wäre Frank-Walter Steinmeier nicht Bundespräsident geworden: Elke Büdenbender, seit dreißig Jahren die Frau an seiner Seite. Ihm zuliebe ließ sie sich für fünf Jahre von der Arbeit als Verwaltungsrichterin freistellen. Ihm zuliebe tauschte sie ihren Richterstuhl gegen das Rampenlicht im Schloss Bellevue, in dem sie als die Frau des Bundespräsidenten nun steht, obwohl sie sich früher gern im Hintergrund hielt. "Man muss sich ein bisschen neu erfinden", sagt sie angesichts der öffentlichen Beobachtung, die auch die Wahl ihrer Garderobe umfasst. Wie jede ihrer Vorgängerinnen hat sie sich ein Gebiet gesucht, das ihr besonders am Herzen liegt. Der Schwerpunkt ihres ehrenamtlichen Engagements ist die berufliche Bildung. Dafür reist sie durchs Land, besucht Schulen und Ausbildungsstätten. Diese vielen neuen Erfahrungen und Begegnungen machen ihr Freude, sagt sie; aber geben sie ihr auch die Erfüllung, die sie in ihrem Beruf als Richterin hatte? Was ist mit ihrem Privatleben, ihrer Familie und ihren Freunden, für die sie jetzt weniger Zeit hat als früher? Schafft sie es noch, unerkannt S-Bahn zu fahren, bodenständig zu bleiben? Und wie empfindet Das Ehepaar Steinmeier/Büdenbender die völlig ungewohnte enge Zusammenarbeit, die gemeinsamen Dienstreisen, das gemeinsame Auftreten auf internationalem Parkett? Petra Cyrus begleitet die Frau des Bundespräsidenten bei verschiedenen Stationen ihrer ehrenamtlichen, karitativen und repräsentativen Arbeit, aber auch privat. So trifft sie sich zum Beispiel mit ihren langjährigen Freundinnen und mit ihren ehemaligen Kollegen vom Berliner Verwaltungsgericht und zum Erfahrungsaustausch mit der früheren First Lady Daniela Schadt.
Tilmann P. Gangloff, Diplom-Journalist und regelmäßiges Mitglied der Jury für den Grimme-Preis, schreibt freiberuflich unter anderem für das Portal evangelisch.de täglich TV-Tipps und setzt sich auch für "epd medien" mit dem Fernsehen auseinander. Auszeichnung: 2023 Bert-Donnepp-Preis - Deutscher Preis für Medienpublizistik (des Vereins der Freunde des Adolf-Grimme-Preises).
11.6., ARD, 20.15 Uhr: "Was Deutschland bewegt: Pflege - Hilft denn keiner?"
Rund 2,5 Millionen Menschen in Deutschland sind pflegebedürftig. Ihre Zahl steigt, 2030 könnten es nach seriösen Schätzungen schon 3,5 Millionen Menschen sein. Derzeit werden zwei Drittel der Pflegebedürftigen zuhause von ihren Angehörigen gepflegt, zumeist von ihren Frauen oder Töchtern. Doch immer weniger Angehörige sind dazu bereit oder in der Lage, nicht zuletzt wegen des Armutsrisikos, das damit einhergeht. Zugleich fehlt es an Fachkräften in den Pflegeberufen: Die Arbeit in der Pflege ist anstrengend, belastend und in der Regel schlecht bezahlt. Ob in der ambulanten Pflege oder in den Heimen: Meist fehlt es den Pflegern an Zeit, sich um den einzelnen Menschen zu kümmern. Deutschland ist eine alternde Gesellschaft. Eine wachsende Zahl kranker, gebrechlicher Menschen würdig zu versorgen, ist eine Herausforderung. Aber dieser Herausforderung wird die Politik nicht gerecht. Ein Kernproblem: Pflege in Deutschland ist inzwischen ein Geschäft. Große Konzerne sind machtvolle Akteure auf dem Pflegemarkt. Kommerzielle Anbieter dünnen Personal aus, um die Rendite zu steigern - mit schlimmen Folgen für die Pflegebedürftigen. Der Staat verlässt sich darauf, dass die Familien durch Eigenarbeit oder Geld die Lücken schließen. Der Film erzählt vom Kampf der pflegenden Angehörigen und von den Nöten professioneller Pfleger. Nicht zuletzt erklärt er, woran menschenwürdige Pflege oft scheitert. Aber die Doku zeigt auch Wege aus dem Notstand. Dazu braucht es eine willige Kommune, ein gut funktionierendes Netzwerk und vor allem: die Möglichkeit, jeden Pflegefall ganz individuell zu lösen. Damit möglichst viele Menschen möglichst lange zuhause leben und gepflegt werden können.
11.6., ARD, 22.45 Uhr: "Rabiat: Unter Pädophilen"
Rund 250.000 Männer in Deutschland sind pädophil, so die Weltgesundheitsorganisation. Sie stuft Pädophilie als Störung der Sexualpräferenz ein. Andere Stimmen sprechen von einer sexuellen Neigung. Auf jeden Fall ist es ein Thema, das extrem emotional ist. Und es ist ein Tabu, bei dem schnelle Antworten Konjunktur haben. Manuel Möglich stellt die Frage, wie kann, soll, muss die Gesellschaft mit Pädophilen umgehen, und macht sich in seiner Reportage auf eine herausfordernde Reise, um herauszufinden, wie Pädophile denken, fühlen. Dabei lernen die Zuschauerinnen und Zuschauer den 60-jährigen Georg kennen. Er bekennt sich zu seiner Pädophilie, will sich nicht länger verstecken, denn er will etwas gegen die Stigmatisierung von Pädophilen unternehmen, dem Diskurs ein Gesicht geben und aufklären. Nicht jeder Pädophile werde zwangsläufig zum "Kinderschänder", wie auch die Psychologin Janina Neutze von der Abteilung für Forensische Psychiatrie und Psychotherapie an der Universität Regensburg bestätigt. Sie leitet die Mikado-Studie (Missbrauch von Kindern: Aetiologie, Dunkelfeld, Opfer) und weiß, dass zwar in der Wahrnehmung der meisten Menschen die Begriffe Pädophilie und Kindesmissbrauch unmittelbar verknüpft sind, doch faktisch betrachtet handelt es sich um zwei unterschiedliche Phänomene. Trotzdem seien Männer, die ausschließlich Fantasien mit Kindern haben, sind deutlich risikobehafteter, ihre Fantasien tatsächlich umzusetzen. An der Berliner Charité kann beim Präventionsprojekt "Kein Täter werden" niemand verbindlich Antwort geben, ob Pädophilie angeboren, vererbbar ist oder ob sie aus Erfahrungen in der Kindheit der Betroffenen herrührt. Seit der Gründung des Präventionsprojektes im Jahr 2005 haben sich rund 9.500 Menschen aus dem Bundesgebiet an das Netzwerk gewandt; 3.000 Menschen haben diagnostische Gespräche geführt und sich auf Pädophilie untersuchen lassen. Auch Reporter Möglich macht den Test und bekommt einen Einblick, welchen Fragen sich Männer bei dem Präventionsnetzwerk "Kein Täter werden" stellen. Die Reportage versucht, das heikle Thema möglichst differenziert zu behandeln und nicht ins übliche Schwarzweiß-Denken zu verfallen. Die Frage, wie eine Gesellschaft mit Pädophilen umgehen soll, kann der Film trotzdem nicht zufriedenstellend beantworten.
11.6., 3sat, 0.15 Uhr: "37 Grad: Was bin ich ohne dich?"
Caroline Haertel und Mirjana Momirovic befassen sich in ihrer Reportage mit einem Thema, von dem viel mehr Menschen betroffen sind, als man gemeinhin glaubt: Alle 53 Minuten nimmt sich in Deutschland jemand das Leben. Bei jedem Suizid bleiben durchschnittlich sechs Angehörige meist fassungslos zurück. Die Autorin zeigt anhand verschiedener Beispiele, wie das Leben weitergehen kann. Viereinhalb Jahre sind vergangen, seit sich der Bruder von Gabriel (33) das Leben nahm. Es ist, als wäre diese Katastrophe erst gestern gewesen. Immer wieder überfallen Gabriel die Gedanken nach dem "Warum". Hätte er es nicht doch irgendwie verhindern können? Angehörige von Suizidopfern finden oft keinen Weg aus dieser Gedankenmühle. Mit Selbstvorwürfen und der Frage nach dem "Warum" reiben sie sich auf. Christel (73) und ihr Mann waren vierzig Jahre glücklich verheiratet, als er seinem Leben ein Ende setzte, ohne jede Vorankündigung und ohne einen Abschiedsbrief. Acht Jahre ist das her. Bis heute weiß Christel nicht, was ihren Mann zu dieser Verzweiflungstat getrieben hat. Dritte Betroffene ist Miriam. Zu Beginn der Dreharbeiten liegt der Tod ihres Mannes noch kein Jahr zurück. Er hat sich in der gemeinsamen Wohnung das Leben genommen. Mit dem Notarzt kam auch gleich die Polizei. Da Suizid kein natürlicher Tod ist, wurde die Wohnung zunächst wie ein Tatort behandelt. Für Miriam (47) eine schreckliche Situation. Der Film begleitet Gabriel, Christel und Miriam ein Jahr lang mit der Kamera. Wie gelingt es ihnen, das traumatische Geschehen zu verarbeiten und vielleicht sogar wieder ins normale Leben zurückzufinden? Die Reportage Film dokumentiert den Schmerz, die Schuldgefühle und die zermürbenden Fragen, die die Angehörigen quälen. Er zeigt aber auch, dass es Hilfe gibt. Miriam findet Trost und Unterstützung durch eine Suizid-Trauerbegleiterin und beim Yoga, Christel leitet inzwischen die Hamburger Selbsthilfegruppe des Bundesverbandes der Angehörigen nach Suizid, AGUS, und Gabriel will sich bei "Freunde fürs Leben" engagieren, die sich für Suizid-Prävention bei Jugendlichen einsetzen.
12.6., ZDF, 22.15 Uhr: "37 Grad: Mein Haus zieht mit"
Cool, individuell, wildromantisch: Leben auf dem Hausboot, im Camper oder Mini-Haus, das klingt nach Abenteuer und Freiheit. Doch wer lebt dauerhaft in einem so ungewöhnlichen Zuhause? Doro Plutte begleitet drei Familien, die mobil wohnen. Menschen zwischen verrückten Ideen und großen Träumen. Die fünfköpfige Familie, die in einen Camper zieht. Das junge Paar, das ein Haus auf 25 Quadratmetern baut. Den Alltag einer Familie, die auf dem Wasser lebt. Das so ein Dasein mit gewissen Herausforderungen verbunden ist, zeigt das Beispiel von Jill: Sie ist hochschwanger. Eine Tochter haben sie und ihr Mann Ole schon, Kind Nummer zwei kommt in wenigen Wochen. Jill will das Kind zu Hause zur Welt bringen; "zu Hause" ist in ihrem Fall ein Boot. Seit drei Jahren wohnt das Paar in einem kleinen Hafen südlich von Hamburg. In der Großstadt fand es keine Wohnung. Also kauften sie sich einen heruntergekommenen Kahn und bauten ein Haus darauf. Komplett in Eigenregie. Jetzt wohnt die Familie in einem kleinen, roten Hausboot. Was romantisch klingt, ist besonders für Ole aber oft nur Plackerei. Immer geht etwas kaputt, muss der Steg erneuert oder der Rumpf gekittet werden. Und besonders mit dem zweiten Kind wird es bald eng auf dem Boot. Ob ein gewöhnliches Leben in einer Mietwohnung doch die bessere Lösung wäre? Familie Weiser gibt ihre Dreizimmerwohnung dagegen aus freien Stücken auf und zieht in einen Camper. Für die Eltern Julia und Erik bedeutet das vor allem ausmisten. In den nächsten Monaten wird das Leben der Weisers auf engstem Raum stattfinden. Schlafen, essen, arbeiten: alles in einem kleinen, gebrauchten Wohnmobil. Julia und Erik machen sich mit ihren beiden Kindern auf den Weg in Richtung Südfrankreich. Noch gehen die Kleinen nicht zur Schule, und als freischaffende Künstler sind die Eltern räumlich flexibel. Warum also nicht einfach losfahren? Ausbrechen aus dem Gewöhnlichen und gemeinsame Zeit mit der Familie verbringen? Wenn da nicht das leidige Geld wäre. Daran mangelt es Weisers permanent. Für drei Monate ist ihr Wohnexperiment gesichert, aber dann muss irgendwoher finanzielle Unterstützung kommen, oder ihre Kunst muss Geld abwerfen. Drittes Beispiel sind das Paar Brendan und Sina, 25 und 20. Ein Leben lang das Eigenheim abbezahlen und gebunden sein, so wie es ihre Eltern getan haben: Darauf haben sie keine Lust. Aus den USA kennen sie das Konzept der "Tiny Houses": kleine Häuschen auf Anhängern, in denen es auf engstem Raum alles gibt, was es zum Leben braucht. Die Flexibilität und der Gedanke, auch mit wenig zurechtzukommen, begeistert das junge Paar. Sie haben das Haus komplett am Computer geplant und jedes Detail berechnet. Den Anhänger haben sie schon gekauft, jetzt kommt das Baumaterial, und dann soll es losgehen. Mobil zu leben reizt immer mehr Menschen in Deutschland. Grund dafür ist zum einen der knappe Wohnraum in den Großstädten, zum anderen die Freiheit, die diese Lebensform verspricht: einfach mal den Wohnort wechseln, autark sein, unabhängig, flexibel. Die Dokumentation zeigt, welche Herausforderungen das Leben auf kleinem Raum birgt, und fragt, wie frei es sich wirklich lebt im Camper, Hausboot oder Tiny House.
12.6., Arte, 20.15 Uhr: "Armeen im Griff der Konzerne"
Die Streitkräfte stehen unter Druck, in Deutschland wie in Frankreich. Beide Armeen sind, wie seit Jahrzehnten nicht, durch Auslandseinsätze von Afghanistan bis Nordafrika gefordert. Dabei kämpft die französische Armee - ähnlich wie die Bundeswehr - mit Finanzproblemen, schlechtem Material und Personalmangel. Outsourcing und die Zusammenarbeit mit zivilen Firmen versprechen günstige Preise und schnelle Lösungen. Bei Auslandseinsätzen geht von der Aufklärungsdrohne bis zur Wäscherei schon jetzt nichts mehr ohne Privatfirmen. Es ist zum Beispiel ein Rüstungskonzern, der das GÜZ betreibt, Deutschlands wichtigsten Truppenübungsplatz. Darüber hinaus engagieren sich unsere Politiker und Militärs für Waffenexporte in alle Welt, um die heimischen Rüstungsindustrien zu erhalten. Ehemalige Minister wechseln als Lobbyisten zu Rüstungsfirmen. Und wer Waffen aus Frankreich oder Deutschland kauft, der bekommt auch gleich eine Ausbildung durch die jeweilige Armee. Externe Firmen liefern längst nicht mehr nur die Ausrüstung der Streitkräfte, sondern auch Know-how und Personal. Die Reportage stellt brisante Fragen: Wie viel Outsourcing verträgt das staatliche Gewaltmonopol und was heißt das für die demokratische Kontrolle militärischer Aktionen? Die Autoren hatten Zugang zur französischen Armee und der Bundeswehr, konnten bei Übungen und Auslandseinsätzen wie in Afghanistan drehen und Verantwortliche aus Politik, Armee und Industrie mit ihren Recherchen konfrontieren. Die Dokumentation legt offen, wie weit die Privatisierung bereits fortgeschritten ist, wie eng die Verbindungen zur Rüstungsindustrie sind und welche fatalen Folgen diese Verstrickungen in der Zukunft haben könnten.
12.6., Arte, 21.45 Uhr: "Türsteher Europas"
Spanien hat es vorgemacht: Als 2004 Flüchtlinge in Booten von Westafrika zu den Kanarischen Inseln fuhren, griff das Land durch. Es zahlte Ländern wie Senegal viele Millionen Euro, um die Flüchtlinge zu stoppen. Seitdem riegelt die spanische Küstenwache die senegalesischen Strände ab, Tausende Kilometer von Europa entfernt. Dieses Prinzip kopiert die EU heute im großen Stil mit fast zwei Dutzend Ländern in Afrika. Der Deal lautet: Entwicklungshilfe gegen Flüchtlingsstopp. Mehrere Milliarden Euro bietet die EU für die Koalition in Sachen Grenzschutz. Entwicklungshilfe wird an Bedingungen geknüpft: Wer beim Kampf gegen irreguläre Migration als Türsteher der EU agiert, bekommt Geld. Europäische Polizisten und Soldaten werden in immer mehr Länder Afrikas geschickt, um den Grenzschutz zu verbessern. Auch Diktaturen wie Sudan und Eritrea werden so zu "Partnern" Europas, um Fluchtrouten zu unterbrechen. Für europäische Sicherheits- und Rüstungskonzerne ist das Geschäft mit der Grenztechnologie ein neuer Absatzmarkt. Mit Hilfe von Entwicklungsgeldern investieren afrikanische Regierungen in Hochtechnologie "Made in Europe", die sie sich ohne EU-Hilfe nicht leisten können. Kritik äußert die Afrikanische Union: Sie sieht ihre Pläne von einem Kontinent der Freizügigkeit ähnlich dem Schengen-Modell als unvereinbar mit den EU-Vorstellungen. Die Reporter Jan Schäfer und Simone Schlindwein haben unter anderem in Uganda, Niger und dem Sudan untersucht, wie die EU ihre Migrationspolitik in Afrika durchsetzt, wer davon profitiert und welchen Preis die Migranten dafür zahlen müssen.
13.6., ZDF, 22.45 Uhr: "Am Puls Deutschlands"
Erneut hat sich ZDF-Sportreporter Jochen Breyer auf den Weg gemacht, um Deutschland den Puls zu fühlen. Zum ersten Mal hat er dies im Sommer letzten Jahres vor der Bundestagswahl getan, nun ist die Fußball-WM der aktuelle Anlass. Der Moderator will wissen, was für die Menschen zu Deutschland gehört und was nicht. Wieder ist eine Kampagne in den Sozialen Netzwerken die Grundlage der Dokumentation. Der Aufruf trägt den Hashtag #wasfuermichdeutschist und hat Ende März begonnen, als die Nationalmannschaft mit Spielen gegen Spanien und Brasilien in die WM-Vorbereitung ging. Kurz vor dem ersten Auftritt der deutschen Nationalmannschaft in Russland will Breyer wissen: Was ist denn überhaupt deutsch? Nach der Bundestagswahl flammte die Diskussion um den Begriff Heimat neu auf. Breyer aber will nicht abstrakt darüber diskutieren, was Heimat und Identität ausmacht. Er will es von den Menschen selbst erfahren, jenseits von Klischees und Vorurteilen, mit klaren Fragen und manchmal unbequemen Antworten. Gehört zum Deutschein, dass Fußball-Profis die Nationalhymne mitsingen? Was ist, wenn nicht? Muss man einen deutschen Pass haben, um sich deutsch zu fühlen? In welchen Momenten, in welchen Alltagssituationen manifestiert sich für wen deutsche Identität? Die Resonanz auf Breyers erste Deutschlandreise war sehr positiv: Viele Zuschauer fühlten sich vom Hashtag #wasmichandeutschlandstoert angesprochen. Tausende Mails, Postings und Kommentare kamen zusammen, es wurde breit diskutiert. Die am häufigsten genannten Themen griff das Team um Breyer auf und besuchte einige der Menschen, die ihm geschrieben hatten. Aus dem Mosaik der Gespräche entstand so ein spannendes Bild Deutschlands kurz vor der Wahl. Auch in seiner neuen Dokumentation horcht Jochen Breyer wieder in das Land hinein. Die Themen, die ihm auf seiner aktuellen Reise begegnen, werden durch Experten vertieft.
13.6., 3sat, 0.40 Uhr: "Am Ende ist noch Platz für Glück"
Sie lindern Schmerzen, organisieren Pflege, hören zu und unterstützen, wenn ein Kind sterben muss. Eine hoch emotionale Arbeit und belastend, doch die Ärzte sind überzeugt von ihrem Tun und der Sinnhaftigkeit. Denn am Ende ist noch viel Platz für Glück. Jochen Meyburg und Jeannine Lacroix kämpfen in der Kinderklinik Heidelberg um jedes junge Leben, aber manchmal ist die Krankheit stärker. Kann den Kindern nicht mehr geholfen werden, sollen sie ihre letzten Wochen in der Familie zuhause ohne Schmerzen verbringen, begleitet von den beiden Palliativ-Medizinern und ihrem Team. Susanne Bessler hat das Ärztepaar begleitet, zum Beispiel zu Dennis. Er ist 17 und hat Leukämie. 90 Prozent der Kinder mit dieser Krebserkrankung können heute geheilt werden; Dennis nicht. Er hat zwei Stammzelltransplantationen hinter sich und keine Lust mehr: auf die Schmerzen, die Klinik, die Ungewissheit. Deshalb hat er seine Familie gebeten: Bitte lasst mich sterben! Ein paar Monate hat er noch, wenn es gut läuft. Dieses kurze Leben will er nun nutzen. Sein ganzes Glück ist ein kleiner Hund, den er sich gekauft hat. Zwei Dinge will er unbedingt noch machen, ehe er geht: im Auto über den Hockenheimring brausen und seinen 18. Geburtstag feiern. Das Palliativteam macht solche Dinge für Kinder und Jugendliche wie Dennis möglich.
13.6., WDR, 22.55 Uhr: "68 - Zeit der Revolten"
"68" steht als Chiffre für eine bewegte Zeit, die bis heute heftige Emotionen weckt, für einen Wendepunkt nicht nur in den westlichen Gesellschaften. Studentenbewegung, Demos gegen die Notstandsgesetze, Protestveranstaltungen gegen den Vietnamkrieg, das Attentat auf Rudi Dutschke, brennende Barrikaden in Paris, der Mord an Martin Luther King, der Prager Frühling: All das hielt die Öffentlichkeit damals in Atem, sorgte für Aufregung und Diskussionsstoff. Vor allem jedoch waren es junge Leute, vor allem Studentinnen und Studenten, die ihre Gesellschaften verändern wollten, neue eigene Lebensformen propagierten, mit Provokationen und Demonstrationen in die Öffentlichkeit drängten, heftig bekämpft von den Hütern der alten Ordnung. Und immer aufmerksam beobachtet und begleitet von Presse und Fernsehen. Der Film von Mathias Haentjes zeichnet nach, was an den Schauplätzen Berlin, Köln, Bonn, Paris und Prag in den turbulenten Monaten zwischen dem Schahbesuch im Juni 1967 und der Niederschlagung des Prager Frühlings im August 1968 geschah. Prominente, darunter Ulrich Wickert und Alice Schwarzer, Wolfgang Thierse und Gesine Schwan, Ulla Hahn und Peter Schneider, sowie Studentenführer aus Bonn, Paris und Prag erinnern sich an "ihr" 68; umfangreiche Ausschnitte aus Originalbeiträgen des Fernsehens liefern die erstaunlichen Bilder und den unverwechselbaren Sound der Zeit.
13.6., BR, 19.00 Uhr: "Stationen: Künstliche Intelligenz"
Die BR-Reihe fragt, wie Menschen denken und glauben; sie ermöglicht den Zuschauern, Religion (mit) zu erleben und ihre eigene Orientierung in einer komplizierten Welt zu finden. Aus dieser Welt sind intelligente Maschinen längst nicht mehr wegzudenken. Sie gewinnen im Schach, erkennen Gesichter, schreiben Texte, lenken Autos und beantworten die schwierigsten Fragen. Computer sehen Straftaten oder Konsumentenverhalten voraus, heute schon besser als der Mensch. Auch Pflege- oder Sexroboter mit Künstlicher Intelligenz sind keine Science Fiction mehr, sondern Realität. Wie ähnlich werden Roboter dem Menschen? Wissenschaftler warnen, dass Hyperintelligenzen dem Menschen bald überlegen und gottähnliche Züge tragen könnten. Künstliche Intelligenz dringt in die Kernbereiche des menschlichen Lebens. "Stationen" fragt nach, was passiert, wenn die Grenzen zwischen Mensch und Maschine verwischen. Werden Maschinen womöglich die besseren Menschen?
14.6., Arte, 19.40 Uhr: "Re: Leben vom Überfluss"
Mancher Magen knurrt beim Anstehen. Immer mehr Menschen nutzen die Lebensmittel-Hilfe. Aber wie viele können die Tafeln noch versorgen? In Frankreich sind Supermärkte gesetzlich verpflichtet, ablaufende Waren zu spenden, damit weniger Lebensmittel weggeworfen werden. Startups sind entstanden, die kommerziell Unverkäufliches abholen und an Wohltätigkeitsorganisationen verteilen. In Deutschland dagegen ruht alles auf den Schultern der Ehrenamtlichen. Da wird es schon mal knapp bei der Offenbacher Tafel, doch Christine Sparr versucht allen zu helfen. Zwei Systeme, von denen viele profitieren.
14.6., WDR, 22.10 Uhr: "Frau tv Reportage: Machen wir eine Rolle rückwärts?"
Eigentlich sind Frauen doch schon voll emanzipiert und selbstbestimmt. Aber warum hat man das Gefühl, in manchen Bereichen scheint die Zeit stehen geblieben zu sein? Frauen räkeln sich halbnackt in Musikvideos - ohne Kopf, dafür aber mit Zoom auf die Brüste. Junge Frauen erklären bei YouTube, man müsse jeden Tag den Lipgloss wechseln und immer nett lächeln, um bei Jungs aufzufallen. Warum haben wir noch immer diese Rollenklischees im Kopf? Sabine Heinrich hat mit Maria Furtwängler und ihrer Tochter Lisa darüber gesprochen.
14.6., WDR, 22.40 Uhr: "Hebamme Sonja - Aus einem Abenteuer wird ein neues Leben"
2011 veränderte sich Sonjas Leben grundlegend. Bis dahin war sie Mutter zweier Söhne und Hebamme in Köln. Dann suchte der WDR für eine Sendung Menschen, die ihren Beruf zwei Wochen lang im Ausland ausüben wollten. Ein kurzes Abenteuer, dachte Sonja, und machte mit.
In Ghana arbeitete sie mit afrikanischen Hebammen auf engstem Raum und mit einfachsten Mitteln. Solange es bei den Geburten keine Komplikationen gab, ging alles gut. Brauchten die Frauen bei der Geburt aber ärztliche Hilfe, mussten sie per Anhalter zum dreißig Autominutenentfernten nächsten Krankenhaus fahren; auch mitten in der Nacht und bei sämtlichen medizinischen Komplikationen.
Wieder in Deutschland beschloss Sonja, den Frauen in Ghana zu helfen. Unterstützt von ihrem Mann und ihren Kindern sammelte sie Spendengelder und Sachspenden, organisierte den Transport via Seecontainer und konnte den dringend benötigten Krankenwagen nach Afrika bringen.
Heute, sieben Jahre nach Sonjas ersten Aufenthalt, hat sich das kleine Dorf in der Voltaregion verändert: mit 200.000 Euro Spendengeldern und der Hilfe von deutschen Architekturstudenten und Handwerkern wurde die Hebammenstation ausgebaut und Sonja wurde zur Königin gekrönt. In ihrem Leben ist seitdem nichts mehr wie es einmal war. Auch in Deutschland engagiert sich die Kölnerin mittlerweile intensiv für eine Verbesserung der Arbeitsbedingungen von Hebammen. Immer mehr Kreißsäle schließen hierzulande, weil mit Geburten kaum Geld zu verdienen ist. Sonja verlor selbst ihren Job im Krankenhaus. Sie kämpft trotzdem weiter für würdige und sichere Geburten. Zusammen mit der Schauspielerin Hannelore Hoger und der WDR-Moderatorin Bettina Böttinger initiierte sie die Aktion "Auf den Tisch hauen für Hebammen". Sie organisiert Demonstrationen und spricht mit Bundeskanzlerin Angela Merkel über die Situation der Hebammen: "Ich musste nach Ghana gehen, um zu merken, dass ich etwas bewirken kann und dass auch in Deutschland Entwicklungshilfe für gesunde Geburten gebraucht wird."