Juristin kritisiert Kirchen für "gewohnte Feindbilder"
Die evangelische Juristin Lisa Schneider hat die Kirchen für zu einfache Botschaften kritisiert. "In Stellungnahmen und Aktionen findet man die gewohnten Feindbilder und die eingängigen Argumentationen", sagte die Rechtsreferendarin am Samstag bei der Vollversammlung der Konferenz Europäischer Kirchen (KEK) im serbischen Novi Sad.

Sie vermisse allzu oft die "realistischen und differenzierten Lösungen", erklärte die aus der Evangelischen Landeskirche in Baden Stammende auf dem ökumenischen Treffen.

Immer wieder erkenne sie das Pauschalurteil "klein und schwach ist gut, und groß und stark ist böse". Dieses Muster möge an die Bibel angelehnt sein, wo es sich wie ein roter Faden durch die Gleichnisse ziehe, erklärte Schneider. Zugleich räumte sie ein, dass ein Gleichgewicht zwischen zu viel Details und zu groben Urteilen oft schwierig sei.



Schneider hinterfragte in dem Vortrag zum Thema Gerechtigkeit auch die Entscheidungsstrukturen in heutigen Kirchen, ohne diese konkret zu benennen. Es sei problematisch, "wenn in Kirchen, überspitzt gesagt, Entscheidungen ausschließlich von grauen alten Männern getroffen werden, die in einer völlig anderen Lebenswelt leben als junge Menschen", erklärte die 27-Jährige, die von 2013 bis 2017 dem Vorstand des Ökumenischen Jugend-Rates in Europa (EYCE) angehörte.

Die KEK vereint außer der römisch-katholischen Kirche alle großen christlichen Gemeinschaften in Europa: Protestanten, Orthodoxe, Anglikaner und Altkatholiken. Die alle fünf Jahre stattfindende Vollversammlung dient der ökumenischen Annäherung der Mitglieder und der Diskussion gesellschaftlicher Fragen. Sie dauert bis 6. Juni.