1. Menschen sind wie Blumen
Psalm 103,15f.; Hiob 29,4; Jakobus 1,10f.
Die Schöpfung verschenkt sich sinnlos: Das könnte man daraus schließen, dass sie Blumen erst blühen und nach kurzer Zeit wieder verwelken oder vom Wind verwehen lässt. Diese Vergänglichkeit sei ein Sinnbild für das menschliche Leben, heißt es an mehreren Stellen in der Bibel. Von der "Blüte" seines Lebens spricht Hiob. Direkt vergleicht der Psalmist, dass der Mensch wie eine Blume blühe und nach einem Sturm "nimmer da" sei. Eine besondere Personengruppe mahnt der neutestamentliche Jakobusbrief: "Wer aber reich ist, rühme sich seiner Niedrigkeit, denn wie eine Blume des Grases wird er vergehen. Die Sonne geht auf mit ihrer Hitze und das Gras verwelkt, und die Blume fällt ab und ihre schöne Gestalt verdirbt: so wird auch der Reiche dahinwelken in dem, was er unternimmt."
Zitat: "Ein Mensch blüht wie eine Blume auf dem Felde; wenn der Wind darüber geht, so ist sie nimmer da, und ihre Stätte kennet sie nicht mehr."
2. Welke Blumen, ewige Worte
Jesaja 40,8
Wenn schon das menschliche Leben so vergänglich ist: Gibt es denn gar nichts Bleibendes in dieser Welt? Doch: das Wort Gottes, antwortet die Bibel, bleibt "ewiglich". Wer weiß, vielleicht ist der Song der Gruppe "Silbermond" ja gar kein einfaches Liebeslied, sondern so etwas wie ein Gebet, das den biblischen Sachverhalt anders ausdrückt? Denn das bitten Gläubige ihren Gott auch: "Gib mir ein kleines bisschen Sicherheit - in dieser Welt in der nichts sicher scheint."
Zitat: "Das Gras verdorrt, die Blume verwelkt, aber das Wort unseres Gottes bleibt ewiglich."
3. Blumen als Tempelschmuck
1 Könige 6,18. 29.35; 2 Mose 25,31
Der Jerusalemer Tempel war von seinen Baumaterialien her schon prachtvoll wie kein anderes Bauwerk seiner Zeit. Marmor, Gold, Silber zierten das Innere, das mit Holz kunstvoll ausgeschmückt war. Die israelischen Sakraldekorateure wussten um die lebendige Wirkung von Blumenschmuck. Sie bedeckten die Steinwände mit "Blumenwerk". Eine Schmuckart, die in vielen Kirche bis heute in Form von bunten Altarsträußen praktiziert wird. Auch Kerzenleuchter wurden damals (und werden heute) mit Blumen verziert, ganz nach dem Willen Mose: "Du sollst auch einen Leuchter aus feinem Golde machen, mit Kelchen, Knäufen und Blumen."
Zitat: "Innen war das ganze Haus lauter Zedernholz mit gedrehten Knoten und Blumenwerk, sodass man keinen Stein sah."
4. Lehrer der Sorglosigkeit
Matthäus 6,28ff.
Die Natur als Lehrer: In vielen Varianten spielt die Bibel dieses Motiv durch. Dass man von den Blumen etwas lerne könne, meinte Jesus. Sorgenvollen Zeitgenossen empfahl er einen Blick aufs Feld, genauer: auf die Lilien, die dort wachsen. Wenn Gott schon die "einfache" Natur so kleidet, um wieviel mehr wird er sich dann um die Menschen kümmern!
Zitat: "Und warum sorgt ihr euch um die Kleidung? Schaut die Lilien auf dem Feld an, wie sie wachsen: sie arbeiten nicht, auch spinnen sie nicht … Wenn nun Gott das Gras auf dem Feld so kleidet, das doch heute steht und morgen in den Ofen geworfen wird: sollte er das nicht viel mehr für euch tun, ihr Kleingläubigen?"
5. Blumige Koseworte
Hoheslied 2,1f.
Liebenden mangelt es nie an Koseworten und Vergleichen, mit denen sie ihren Gefühlen freien Lauf lassen. Im "Hohenlied" der Bibel beschreibt Salomo die Schönheit seiner Geliebten Sulamith als die einer Lilie. So weit, so charmant. Der weitere Vergleich hätte allerdings nicht unbedingt notgetan: Die anderen Mädchen seien Sulamith gegenüber wie "Dornen". Eine unnötige Abwertung und kein Ausweis für Salomos Gentleman-Image.
Zitat: "Wie eine Lilie unter den Dornen, so ist meine Freundin unter den Mädchen!"
6. Blumen als Frühlingsboten
Hoheslied 2,12
Frühlingsgefühle und Blumenblüten gehören seit Jahrtausenden zusammen. Als Jahreszeit für die Liebesgeschichte Salomos und Sulamiths hat sich der Verfasser des Hohenliedes den Frühling ausgesucht. Eine Zeit, in der das Verlieben etwas leichter fällt als zu anderen Zeiten. Damals wie heute galten auch die Turteltauben als Sinnbild für menschliche Liebespaare.
Zitat: "Die Blumen sind aufgegangen im Lande, der Lenz ist herbeigekommen und die Turteltaube lässt sich hören in unserm Lande."
7. Wachsen wie die Rosen
Sirach 39,17
Auch Rosenliebhaber können in der Bibel ihren Spruch finden. Jesus Sirach, der im gleichbleibenden Buch viele weise Lebensratschläge erteilt, verheißt gelehrigen Schülern, so zu wachsen wie Rosen am Bachbett - was bedeutet: sie haben immer genügend Wasser und sind windgeschützt.
Zitat: "Gehorcht mir, ihr frommen Söhne, und ihr werdet wachsen wie die Rosen, an den Bächen gepflanzt.
Zum Weiterlesen: Wolfgang Kawollnek: Bibelpflanzen kennen und kultivieren, Stuttgart 2005