Wie Sand am Ufer des Meeres
1.Mose 22,17; 1 Könige 4,20; 1 Maleachi 11,1
Um eine unvorstellbar große Menge bildhaft zu beschreiben, eignet sich nichts besser als Sand. Schließlich lassen sich die Sandkörner der Welt nicht zählen, nicht einmal schätzen. Das war auch in biblischen Zeiten so. Gott möchte die riesige Nachkommenschaft, die er Abraham ankündigt, in Worte fassen – und wählt das Sand-Bild: "Ich will dein Geschlecht segnen und mehren wie den Sand am Ufer des Meeres". Als zweites Bild nutzt er den Blick in den Sternenhimmel, der ebenfalls unendliche Dimensionen verheißt: "wie die Sterne am Himmel". Auch um die Übermacht eines Heeres zu illustrieren, muss der "Sand am Meer" herhalten.
Zitat: "Juda aber und Israel waren zahlreich wie der Sand am Meer und sie aßen und tranken und waren fröhlich."
Auf Sand gebaut
Matthäus 7,24-27; Lukas 6,47-49
Der Horror jedes Häuslebauers: Das frisch errichtete Eigenheim bricht im Sturm zusammen. Der Grund für den Einsturz liegt im Grund – denn der war sandig. Und nicht fest und steinern, worauf jeder Baustatiker achten würde, damals wie heute. Das Haus, das "auf Fels gegründet" war, hielt dem Unwetter stand. Jesus erzählt dieses Gleichnis, um seine Zuhörerschaft zu beschreiben: Wer seine Lehre in die Tat umsetzt, wird ein festes Haus haben; wer sie nur hört, könnte dahingespült werden.
Zitat: "Wer diese meine Rede hört und tut sie nicht, der gleicht einem törichten Mann, der sein Haus auf Sand baute."
Schätze – und eine Leiche im Sande
Bis heute gibt der Wüstensand Schätze frei: Grabanlagen und Tempel, Schatzkisten und Fossilien, Verlorenes und Vermisstes. Manchmal geschehen solche Freilegungen ohne menschliches Zutun, wenn der Wüstensand vom Winde weggefegt wird oder Sturmfluten den Strand fortspülen. Manchmal graben Menschen auch mühsam im Wüstensand, um einen Schatz zu finden. Dem israelischen Stamm Issachar verhieß Mose am Ende seines Lebens, er werde "die verborgenen Schätze im Sande" finden. Jahre zuvor, noch in Ägypten, hatte Mose unlöbliche Erfahrungen mit der Versteckkraft des Sandes: Er beobachtete, wie ein Aufseher brutal die hebräischen Sklaven schlug. Daraufhin ermordete Mose den Menschenschinder "und verscharrte ihn im Sande".
Zitat: "Sie werden den Reichtum des Meeres gewinnen und die verborgenen Schätze im Sande."
Die Grenzen des Meeres
In der biblischen Vorstellung der Welt war das Meer Symbol für das Ungewisse und Bedrohliche. Gott habe es in seine Grenzen verwiesen und damit die Menschen vor den Urgewalten geschützt. Sichtbares Zeichen dafür sind die Meeresufer mit ihren Sandstränden.
Zitat: "Wollt ihr mich nicht fürchten, spricht der Herr, und vor mir nicht erschrecken, der ich dem Meere den Sand zur Grenze setze, darin es allezeit bleiben muss, darüber es nicht gehen darf? Und wenn es auch aufwallt, so vermag es doch nichts; und wenn seine Wellen auch toben, so dürfen sie doch nicht darüber gehen."
Sand als Sinnbild für Wertloses
Auch Sinnbild für Wertloses dient der Sand bisweilen. Als der Prophet Sacharja den Reichtum der Feinde illustrieren will, setzt er Silber und Gold abwertend mit Sand und Dreck gleich. Zu gleichem Ergebnis kam König Salomo. Nachdem der "Geist der Weisheit" zu ihm gekommen war, habe er einen Sinneswandel erlebt. Plötzlich sei ihm "jeder Edelstein" wertlos vorgekommen, denn im Angesicht der Weisheit sei "alles Gold nur geringer Sand, und Silber wird vor ihr für Schmutz gehalten".
Zitat: "Denn Tyrus baute sich ein Bollwerk und sammelte Silber wie Sand und Gold wie Dreck auf der Gasse."
Demut
Psalm 139,18; Jeremia 32,22; Jesus Sirach 1,2; 18,8
Wer die Wunder der Schöpfung betrachtet, kann nur demütig werden: ein einzelner Mensch, für sich ebenfalls ein Wunder, inmitten der Schönheit der Natur und der Größe des Kosmos. "Wer kann sagen, wieviel Sand das Meer, wieviel Tropfen der Regen und wieviel Tage die Welt hat?" fragt in diesem Sinne Jesus Sirach und sinniert über die Dauer eines Menschenlebens: "Wenn er lange lebt, so lebt er hundert Jahre. Wie ein Tröpflein Wasser im Meer und wie ein Körnlein Sand, so gering sind seine Jahre im Vergleich mit der Ewigkeit." Ein Psalmbeter versucht, Gottes Gedanken zu erforschen – und scheitert: "Wollte ich sie zählen, so wären sie mehr als der Sand."
Zitat: "Wie man des Himmels Heer nicht zählen noch den Sand am Meer messen kann."
Wieviel wiegt Sand?
Hiob 6,2f.; Jesus Sirach 25,26
Für viele weitere Vergleiche ist Sand willkommenes Symbol. Sein Leid sei "schwerer als Sand am Meer", klagt Hiob und fantasiert, dass sein Kummer auf einer Waage liege. König Manasse bekennt reumütig, dass seine Sünden "zahlreicher als der Sand am Meer" seien und er deshalb keine Ruhe finde. Einen "sandigen Weg" stellt sich Jesus Sirach vor, wenn er – gar nicht freundlich – über redselige Frauen räsonniert.
Zitat: "Eine schwatzhafte Frau ist für einen stillen Mann wie ein sandiger Weg bergauf für einen alten Mann."
Dieser Artikel erschien zum ersten Mal am 7. August 2018 auf evangelisch.de.