Ahmad hat gehofft, gezittert und sich durchgebissen. Er ist vor drei Jahren aus Afghanistan nach Deutschland geflohen, weil er für die us-amerikanische Behörde USAID gearbeitet hatte und den wieder erstarkten Taliban als Verräter galt. Er ließ seine Frau und Kinder zurück und hoffte, seine Familie dürfe ebenfalls kommen. Doch es kam anders. Deutschland bestimmte Afghanistan als sicheres Herkunftsland, in dass man Geflüchtete zurückschicken dürfe. Im Sommer 2017 erhielt er einen Ablehnungsbescheid. Kein Asyl für Ahmad in Deutschland. Er klagte dagegen, und im Januar 2018 wusste er immer noch nicht, ob er bleiben darf oder nicht. Fest stand die ganze Zeit: Seine Frau und die zwei Kinder dürfen nicht nach Deutschland kommen.
Es ist der 15. Februar 2018 und ich bekomme eine WhatsApp-Nachricht von Ahmad: Er sendet Bilder und schreibt: "Ich mag Kalifornien. Bald dürfen meine Frau und die Kinder kommen!"
Wir hatten darüber berichtet, welche Angst Ahmad vor der Rückkehr in seine Heimat hatte. Er erwartete den sicheren Tod. Deswegen ist es ein großes Glück, was Ahmad parallel zu seiner Klage gegen seinen Ablehnungsbescheid in den Briefkasten flatterte: Eine Einladung in die USA. Die Internationale Organisation für Migration (IOM) finanzierte ihm das Flugticket und organisiert zudem, dass seine Frau und seine zwei kleinen Kinder ebenso in die USA einreisen dürfen. Innerhalb von sechs Monaten muss die Familie das Geld für die Flugtickets allerdings zurückerstatten. Weitere Zuwendungen von der IOM bekomme die Familie nicht, erzählt Gudrun Jordan, die sich als Freiwillige um Ahmad und andere Geflüchtete gekümmert hat und eine gute Freundin geworden ist.
Ahmad hat in seiner Zeit in Deutschland viele Freunde gewonnen, er war selbst Helfer für in Deutschland gestrandete Menschen, weil er fünf Sprachen beherrscht. Deutlich wird seine Beliebheit auf seinem Abschiedsfest. Ende Januar haben seine Freunde, darunter auch Gudrun Jordan, einen Nachmittag in einem Café für Ahmad organisiert. Sie sagen ihm auf Wiedersehen und wünschten ihm Glück.
"Die Freude über das Visum für die gesamte Familie von Gul Ahmad überwiegt. Traurig sind wir trotzdem. Schade, dass es hier nicht geklappt hat", schreibt Gudrun Jordan in einer E-Mail an evangelisch.de.
Zudem wollen seine Freunde in Deutschland ihn gerne unterstützen. Denn auch, wenn er nun erstmal nicht mehr um sein Leben bangen muss und sogar nach drei Jahren endlich wieder mit seiner Frau und seinen Kindern vereint wird, steht er wieder mit nichts da. In einem Land, dessen Regeln und Gewohnheiten er nicht kennt.
Wer der Familie helfen möchte, kann über diese Spendenseite einen Beitrag leisten.