19.8., ZDF, 17.35 Uhr: "Mein Land, Dein Land: Ein Kiez, zwei Gesichter"
Für manche ist die Dortmunder Nordstadt ein Problemkiez, eine "No-Go-Area". Das Ruhrpott-Viertel zwischen Hafen und der ehemaligen Westfalenhütte hat einen miserablen Ruf.
Aber es gibt auch das andere Gesicht dieses Stadtteils. Da sind Menschen, die an die Zukunft der Nordstadt glauben. In den vergangenen Jahren zogen viele Studenten hierher und Künstler eröffneten Ateliers. Privat-Investoren kaufen Häuser, renovieren sie und suchen gezielt nach Mietern aus allen Milieus. Vereine engagieren sich in ihren Quartieren. Nachbarn kommen zusammen und veranstalten Hofflohmärkte, Nordstadtbewohner laden sich zwei Mal im Jahr gegenseitig zum "Nordstadtdinner" ein. Dortmund Nordstadt: Widersprüchlicher kann ein Stadtteil kaum sein. Hier Drogendealer, Kleinkriminelle, Prostituierte und Tagelöhner aus Osteuropa. Dort Cafés, in denen Hipster Kohlrabi-Crème-Suppe mit Paprika-Petersilien-Pesto löffeln, wo Arthouse-Filme im Programm-Kino laufen. Wie geht das Leben, das Miteinander bei so vielen Gegensätzen? Vor zehn Jahren hat das ZDF in der dreiteiligen Reportage "Rap, Koran und Oma Bonke" schon einmal über die Dortmunder Nordstadt berichtet. Ein Jahrzehnt später schaut Autor Thomas Wedmann nach, ob und wie sich das Viertel gewandelt hat. Er hat Menschen wiedergetroffen, die ihrem Kiez seit damals die Treue halten. Und er hat Menschen kennengelernt, die neu in die Nordstadt gekommen sind, weil sie dort ein enormes Potenzial sehen. Es gibt aber auch Bewohner, die nur eines im Sinn haben: so schnell wie möglich von hier wegzukommen. Vier Monate hat das Filmteam den Alltag in der Nordstadt begleitet.
Tilmann P. Gangloff, Diplom-Journalist und regelmäßiges Mitglied der Jury für den Grimme-Preis, schreibt freiberuflich unter anderem für das Portal evangelisch.de täglich TV-Tipps und setzt sich auch für "epd medien" mit dem Fernsehen auseinander. Auszeichnung: 2023 Bert-Donnepp-Preis - Deutscher Preis für Medienpublizistik (des Vereins der Freunde des Adolf-Grimme-Preises).
20.8., ARD, 17.30 Uhr: "Gott und die Welt: Urlaub wie im Himmel"
Deutschland ist in Urlaubsstimmung im Sommer 2017. "Gott und die Welt" wirft einen ganz eigenen Blick auf das Thema "Auszeit". Norbert Lübbers begleitet Touristen, die sich auf ein besonderes Urlaubs-Experiment einlassen: die Auszeit im Kloster. Die Hamburgerin Kressy ist zwar getauft, aber in die Kirche geht sie eigentlich selten. Trotzdem hat sie sich entschieden, für ein paar Tage ins Kloster zu gehen. Die Gemeinschaft der Nonnen und die Spiritualität des Ortes, das habe sie schon immer fasziniert, sagt sie. Bei den Benediktinerinnen im Kloster Burg Dinklage in Niedersachen will die Kunsttherapeutin ein paar Tage der Stille erleben. Wolfgang Eibert ist rüstiger Rentner und packt die Koffer für ein "Mitmach-Wochenende" unter Mönchen im Kloster Plankstetten bei Nürnberg. Er mag die Abgeschiedenheit des Ortes und den durchgetakteten Tagesablauf. Die Mönche betreiben eine Bäckerei und einen Bio-Bauernhof mit Metzgerei. Anpacken, um runterzukommen: Mit dieser Hoffnung geht der ehemalige Buchhalter ins Kloster. Der Film zeigt, wie sich Klöster als spirituelle Urlaubs-Alternative neu erfinden. Dabei ist das Ferien-Angebot nicht nur Ausdruck christlicher Nächstenliebe, sondern für manches Kloster auch überlebenswichtige Einnahmequelle. So stand das Gästehaus von Kloster Arenberg bei Koblenz kurz vor dem Aus. Doch mit ihrer Wellness-Idee haben die Schwestern das Haus gerettet. Heute dienen sie nicht nur Gott, sondern auch der Entspannung ihrer Gäste. Mit der Mischung aus klösterlichem Leben und Wohlfühl-Angeboten haben sie heute eine Auslastung, von der manches Wellness-Hotel nur träumen kann.
21.8., ARD, 23.00 Uhr: "Wahl 2017: Überzeugt uns! Der Politikercheck"
Jungwähler streiten mit Spitzenpolitikern, stellen ihre Fragen, nennen ihre Forderungen. Warum überhaupt wählen? Welche Partei will die Probleme der Generation U30 wie lösen? Welchem Politiker kann man vertrauen? Bei der Livesendung aus der Berliner Kulturbrauerei kommen sieben Spitzenpolitiker auf den Prüfstand. Die Moderatoren Ingo Zamperoni und Ronja von Rönne sorgen dafür, dass sich die Kandidaten mit ihren potenziellen Wählern auseinandersetzen müssen. Parallel dazu bittet Richard Gutjahr mit Facebook live ins digitale Wohnzimmer. Vor, während und nach der Sendung zeigt er Stimmungen und Reaktionen aus dem Netz.
21.8., RTL, 22.15 Uhr: "Angst vor den neuen Nachbarn?"
Entfremdung und Heimatverlust: Das sind gleichermaßen die Themen der alteingesessenen Bevölkerung in Bad Godesberg als auch der hohen Zahl von Flüchtlingen vor Ort. Der kleine Stadtteil Bad Godesberg hat im Verhältnis zu seiner Einwohnerzahl überdurchschnittliche viele Flüchtlinge bundesweit aufgenommen. Hinzu kommt der erhebliche Medizintourismus aus dem arabischen Raum. Konflikte und steigende Gewaltbereitschaft gehören längst zur Tagesordnung. Peter Kloeppel und Nazan Eckes haben ein Jahr lang im Bonner Stadtteil Bad Godesberg recherchiert, um sich ein Bild von der Stadt zu machen, die in letzter Zeit immer wieder in die Schlagzeilen geriet und exemplarisch für hohes Konfliktpotenzial in der Flüchtlingsthematik steht. Die Gewaltkriminalität ist in den vergangenen drei Jahren deutlich gestiegen. Jugendbanden treiben ihr Unwesen, Überfälle und Messerstechereien machen vielen Menschen Angst. Viele Einwohner machen sich Sorgen, wie ihre Kinder in diesem Klima aufwachsen sollen. Sie vermissen eine klare Strategie der Stadt. Die angedachten Sicherheitskonzepte der Polizei werden als unzureichend empfunden und rufen Ärger oder Ablehnung hervor. Zudem gilt die Stadt Bonn als Salafisten-Hochburg. Die Polizei spricht von etwa 200 Gefährdern. Ein Grund mehr, der die Menschen verunsichert. Nazan Eckes und Peter Kloeppel dokumentieren in dem Film die Lebenssituation einer deutschen Familie und begleiten ein Jahr lang eine neu hinzugezogene syrisch-libanesische Familie. Wie funktioniert die unmittelbare Nachbarschaft? Wie kommen die neuen Nachbarn mit dem Deutschsein klar? Lernen sie die Sprache? Finden sie Arbeit? Haben sie überhaupt eine Bleibe-Perspektive in Deutschland? Ist eine Integration mit gegenseitiger Akzeptanz möglich? In der Langzeitdokumentation kommen auch Einwohner, private Helfer und Politiker zu Wort. Alle, die sich täglich mit der Flüchtlings- und Integrations-Problematik auseinandersetzen. RTL setzt an diesem Tag in allen Magazin- und Nachrichtensendungen Schwerpunkte zum Thema Integration.
21.8., 3sat, 22.25 Uhr: "Free Speech - Fear Free”
Im Rahmen seiner Themenwoche "Demokratie-Dämmerung" geht dieser Dokumentarfilm von Tarquin Ramsay der Frage nach, wie ein Leben ohne Meinungsfreiheit aussehen würde. Meinungs- und Redefreiheit sind der Sauerstoff unserer Gesellschaft, ohne sie verkümmern wir. Das ist ein Ergebnis des Projekts, das Ramsay mit 15 Jahren begann. Fünf Jahre später wurde daraus ein beeindruckendes Dokumentarfilmdebüt. Der Film vergleicht unter anderem die Situation in Großbritannien mit der in Weißrussland und zeigt, wie das Leben in einer Gesellschaft ohne Redefreiheit aussieht. Zu Wort kommen Datenschutz- und Netzaktivisten wie Julien Assange und Jacob Appelbaum, Whistleblower, investigative Journalisten und Hacker, aber auch der Schauspieler Jude Law, der Aktivisten in Weißrussland unterstützt. Dabei wird deutlich, dass die Meinungsfreiheit auch in den westlichen Ländern in Gefahr ist.
21.8., Arte, 0.00 Uhr: "Ach du großer jiddischer Gott"
Zehn Jahre nach dem Tod ihrer Mutter findet die Regisseurin Marian Kiss in deren Nachlass nie gesehene Fotoalben und Dokumente, die es möglich machen, eine lückenhafte Familiengeschichte zu rekonstruieren. Im Zentrum ihrer Familien standen immer starke Frauen, die sowohl ihr Aussehen als auch ihre Überlebensstrategien von Generation zu Generation weitergaben. Insgesamt umfasst diese Geschichte gute hundert Jahre. Sie beginnt 1914 in Berlin am Ostbahnhof und beschert den Frauen, historisch bedingt, völlig verschiedene Schicksale zwischen Deutschland und Ungarn, Großbürgertum und Verarmung, orthodoxem Judentum und Katholizismus, sozialistischer Realität und deren Auflösung. Durch all das eilten und eilen sie mit derselben Mentalität, Leidenschaft und Anarchie. In brenzligen Situationen rufen sie heute noch "Ach du großer jiddischer Gott". Auch für viele andere Lebenslagen gibt es die überkommenen passenden Verhaltensregeln, Botschaften und Sprüche, doch am wichtigsten ist und bleibt für die Frauen: "Nur was im Kopf ist, zählt. Alles andere kommt und geht." In "Ach du großer jiddischer Gott" schließt sich ein Kreis: Was 1914 in Berlin begonnen hat, führt 2016 nach Berlin zurück und öffnet den Weg für eine neue Geschichte.
22.8., ZDF, 22.15 Uhr: "37 Grad: Rentnerglück am Goldstrand"
Immer mehr Deutsche können im Rentenalter ihren Lebensstandard nicht mehr halten und müssen auf vieles verzichten: Auto, Restaurantbesuche, Reisen, Kultur. Fast jedem Zweiten droht ab 2030 eine gesetzliche Rente unterhalb der Armutsgrenze. Besonders betroffen sind Freiberufler, Teilzeitjobber, Alleinerziehende und Frührentner. In Osteuropa ist die kleine Rente mehr wert. Das Leben kostet in Bulgarien weniger als die Hälfte, ein Haus gibt es schon für 5000 Euro. Aber ein Neuanfang ist in diesem Alter doppelt schwer. Sibylle Smolka hat vier Rentner begleitet, die ihren Ruhestand in Bulgarien verbringen und versuchen, ihren Alltag in der Fremde zu meistern. Wie kommen sie mit der Sprache zurecht? Was ist in Bulgarien für sie anders als in Deutschland? War es richtig, hierher zu kommen? Das Ergebnis ist ein Film über vier mutige Menschen im Alter zwischen 61 und 75 Jahren, die sich am Lebensabend noch einmal großen Herausforderungen stellen.
22.8., 3sat, 21.45 Uhr: "Update für die Demokratie"
Auf dem Marktplatz von Pirna in Sachsen macht eine Gruppe junger Menschen Werbung für die Demokratie. Die Dokumentation begleitet die Aktion mit der Kamera. Die Aktivisten wollen wissen, ob das Klischee stimmt, ob die Sachsen der Demokratie skeptischer gegenüberstehen als die meisten anderen Deutschen. Und deshalb anfälliger sind für undemokratische, populistische Bewegungen wie Pegida oder Parteien wie die AfD. Sie fragen nach, was die Leute konkret auszusetzen haben an dem bestehenden, politischen System. Da ist oft von "denen da oben" die Rede, von zähen, langwierigen Entscheidungsprozessen und von einem Gefühl der Ohnmacht, weil jeder zwar wählen darf, aber das Gefühl nicht los wird, trotzdem keinen direkten Einfluss auf das politische Geschehen zu haben. Woher kommt diese Wahrnehmung? Was kann man dagegen unternehmen? Wie könnte eine attraktivere demokratische Ordnung aussehen, wie die Herrschaft des Volkes spürbarer werden? Die Dokumentation "Update für die Demokratie" diskutiert ganz unterschiedliche Verbesserungsvorschläge mit Politologen, Basisdemokraten und Berufspolitikern wie Norbert Lammert, Wolfgang Thierse und Daniel Cohn-Bendit. Und natürlich mit den Menschen auf dem Markplatz in Pirna. Anschließend beschreibt der Film "die Demokratie ist los" (22.30 Uhr), welche Erfahrungen die Schweiz mit der direkten Demokratie gemacht hat.
22.8., Arte, 22.40 Uhr: "Der neue Job des Kindersoldaten"
Der dänische Film dokumentiert die Schicksale junger Männer, die einst Kindersoldaten in Uganda und in Sierra Leone waren. Weil es in ihren Ländern keine Arbeit gibt, lassen sie sich nun wieder anheuern, als Soldaten, als Wachpersonal und als Servicekräfte - für einen Hungerlohn. Bockarie Marrah ist einer von ihnen. Er wurde von den Rebellen des Bürgerkriegs in Sierra Leone gekidnappt, seine Eltern vor seinen Augen abgeschlachtet; da hatte er noch Glück, andere Kinder wurden gezwungen, ihre Eltern selbst zu töten. Nach dem Bürgerkrieg wurde er in ein Camp gebracht. Mit internationalem Geld wurden Programme entwickelt, die helfen sollten, ihre Erlebnisse zu verkraften, nicht mehr zu töten, wieder Gefühle zu haben. Und jetzt? Kommen die Rekruten von privaten Unternehmen und bieten ihnen Jobs. Eines der größten privaten Sicherheitsunternehmen befindet sich in Großbritannien: Aegis. Es wirbt Söldner für nationale Armeen überall in der Welt an.
22.8., Arte, 23.35 Uhr: "Luise und Mohamed"
2008 ist die Langzeitdokumentation "Luise - eine deutsche Muslima" mit dem Grimme-Preis ausgezeichnet worden. Der Film erzählte von der Liebe einer jungen Deutschen zu Mohamed, einem Muslim aus Algerien. Trotz aller Schwierigkeiten hatten sie geheiratet. Luise war konvertiert, mit aller Ernsthaftigkeit und Konsequenz, besonders ihrem liberalen Elternhaus gegenüber. Nun berichtet Beatrix Schwehm, wie es ihrer Titelheldin seither ergangen ist. 15 Jahre ist das Paar nun verheiratet. Sie leben mit ihren drei Kindern in Deutschland. Die älteste Tochter Sainab ist elf, der Sohn sieben Jahre und die jüngste Tochter neun Monate alt. In einer Zeit, in der Millionen Menschen den afrikanischen Kontinent verlassen, fällt die Familie eine ungewöhnliche Entscheidung: Sie wandert nach Algerien aus. Der Film begleitet die Familie über zwei Jahre bei dem mutigen Versuch, in zwei grundverschiedenen Kulturen zu leben. Er zeigt, wie Luise sich im öffentlichen und privaten Raum vortastet und ihre Freiräume erschließt. Sie ist immer noch Außenseiterin, jetzt aber als Deutsche. Der Film führt eindringlich vor Augen, wie Mohamed darum kämpft, dass die Familie in seiner Kultur heimisch wird, und wie er dabei auch selbst mit der Tradition kämpft. Denn 16 Jahre Leben in Deutschland haben auch ihn geprägt. Wie die Familienmitglieder mit Konflikten umgehen, die zum Beispiel die Kinder in dem autoritär geprägten Schulalltag erleben, zeigt die Autorin in Aufnahmen, die auch deshalb so wahrhaftig sind, weil offensichtlich im Laufe der Jahre ein großes Vertrauensverhältnis zwischen Schwehm und der Familie entstanden ist. So gelingt es ihr, die vielen Zwischentöne einzufangen, die deutlich machen, wie viel Kraft und Zeit es braucht, in einer neuen Kultur anzukommen und sich zu integrieren.
23.8., 3sat, 201.5 Uhr: "Die rechte Wende"
Wer sind die Protagonisten der "neuen Rechten"? Wie kamen sie zu ihren politischen und gesellschaftlichen Vorstellungen? Vertreter der Strömung sprechen über ihre ideologischen Ziele. Sie sind Autoren, Verlagsbesitzer, Philosophen, Künstler, Studenten, Kirchenmänner und Politiker. Sie verachten den sogenannten Mainstream, empfinden die Zeit als dekadent und wollen eine Wende nach rechts. Pegida und das Aufkommen der AfD haben ihnen dabei Mut gemacht. Längst agieren sie nicht mehr im Verborgenen. Sie werden wahrgenommen. Durch Demonstrationen und Aktionen, durch Bücher, die zu Bestsellern werden, und durch bekannte Persönlichkeiten, die sich nach rechts wenden. Die Autoren beobachten die Protagonisten auf der Straße, in Parlamenten, Hinterzimmern und Vortragssälen. Sie sprechen über die gesellschaftlichen Utopien und den Versuch, sie realpolitisch durchzusetzen. Danach gäbe es bald einen "Kipppunkt", an dem sich auch Vertreter aus dem Kulturbereich und anderen gesellschaftlich relevanten Gruppen zu der neuen rechten Denkart bekennen werden. Gibt es dafür bereits Ansätze? Gibt es bereits einen Umschwung auch unter Intellektuellen? Die Dokumentation ist eine Momentaufnahme eines Milieus, das in der (Flüchtlings-)Krise eine Chance sieht, in der Bundesrepublik politisch Einfluss zu nehmen und zu gewinnen.
23.8., 3sat, 21.15 Uhr: "Die Kunst der Provokation"
Was kann Kunst leisten in aufwühlenden Zeiten voller gesellschaftlicher Unsicherheiten? Das Berliner Kollektiv "Peng!" hat seine eigene Antwort darauf gefunden. Es steht für politischen Protest, für Sabotage und Subversion. Ziel der Provokationen: auf Missstände aufmerksam machen und dabei größtmögliche mediale Aufmerksamkeit erzeugen. Die Aktivisten sorgen seit 2013 für medienwirksame Eskalationen. Dem Berliner Kollektiv aus Künstlern, Handwerkern, Wissenschaftlern und Aktivisten geht es um Aufklärung und darum, gesellschaftliche Debatten anzustoßen, Themen neu und vital zu diskutieren. Die Aktivisten unterwandern mit falschen Identitäten seit 2013 Veranstaltungen: ihre akribisch vorbereiteten Fake-Inszenierungen haben bereits Energieriesen getroffen und Ölkonzerne, die AfD, Google und einen Esoteriksender. Nun stellen sie sich einem neuen, mächtigen Gegner: der deutschen Waffenindustrie. Deutschland möchte als friedliebendes Land gelten, ist aber auch auf dem Gebiet der Waffenlieferungen Exportweltmeister. Ein Widerspruch, auf den die Aktivisten von "Peng!" aufmerksam machen möchten. Über Monate haben sie eine koordinierte Aktion gegen unterschiedliche Zulieferer der Waffenindustrie vorbereitet, der Höhepunkt ihrer mehrstufigen Inszenierung: die Verleihung eines Fake-Friedenspreises an einen echten Rüstungskonzern. 3sat hat "Peng!" in den vergangenen Monaten während der Vorbereitung ihrer Aktionen intensiv begleitet und blickt erstmals hinter die Kulissen der Aktivisten, beleuchtet Scheitern und Triumphieren im Kampf für ihre Sache. Herausgekommen ist nicht nur ein Blick durchs Schlüsselloch, sondern auch ein Porträt zeitgenössischer Aktionskunst. Die Aktivisten von "Peng!" verstehen sich als Teil einer weltweiten Szene, die sich dem zivilen Ungehorsam verschrieben hat. Die Methoden und Techniken der einzelnen Akteure sind dabei sehr unterschiedlich, ihre Ziele teilweise deckungsgleich. Für viele "Peng!"-Mitglieder sind beispielsweise die "Yes Men" ein wichtiger Referenzpunkt, ähnlich wie der zu früh verstorbene Christoph Schlingensief oder auch die russische Punkrock-Band Pussy Riot. Mit dem "Zentrum für politische Schönheit" aus Berlin gibt es zwar zahlreiche thematische Berührungspunkte, doch trennt die Akteure ein unterschiedliches ästhetisches Selbstverständnis. Die dadurch aufgeworfene Frage, die sich auch in der Dokumentation stellt: Geht es bei politischer Aktionskunst mehr um den Zauber des Moments oder können virale Kampagnen tatsächlich nachhaltig wirken? Die Dokumentation "Die Kunst der Provokation" von Thomas Lauterbach beobachtet die Aktivisten bei ihren geheimen Vorbereitungen und der Durchführung ihrer jüngsten Aktionen. Warum engagieren sie sich lieber in provokativen Inszenierungen als in politischen Parteien? Ist der Begriff der Kunst nur eine Art Feigenblatt für politischen Aktivismus und wo verläuft dabei die Grenze zwischen Kunst und Politik? Wie sehen diese jungen engagierten Aktivisten unsere Demokratie?
23.8., BR, 19.00 Uhr: "Stationen"
Als Kabarettist attackiert Christian Springer Politiker, Gesellschaftssysteme und ruft zum Widerstand auf. Er ist ein Rebell, aber auch ein engagierter Mensch, der sich mit seinem 2012 gegründeten Verein "Die Orienthelfer" e.V. auf unterschiedliche Weise um die Opfer des syrischen Bürgerkriegs kümmert. "Gegen eine Sauerei hilft nur eines: Zivilcourage!", so der Kabarettist und Krisenhelfer. Christian Springer hat Orientalistik studiert, spricht Arabisch, hat Freunde in Syrien. Unzählige Hilfslieferungen hat er inzwischen nach Syrien, Jordanien und in den Libanon organisiert. Ralph Gladitz hat Springer für die "Sommerporträts" der religösen BR-Reihe "Stationen" begleitet.
24.8., WDR, 22.40 Uhr: "Menschen hautnah: Neustart im Alter"
Autor Florian Aigner stellt zwei Frauen vor, die gezwungen werden, im Alter einen Neustart zu wagen. Sozialarbeiterin Barbara ist 62 Jahre alt und kurz vor der Pensionierung. Als ihr Mann sie nach dreißig Jahren Ehe wegen einer jüngeren Frau verlässt, bricht ihre Welt zusammen, aber Barbara ist auch klar: sie lässt sich nicht unterkriegen. Sie sucht sich neue Freunde, neue Hobbys und zieht in eine günstigere Wohnung. Parallel zur Scheidung wird Barbara pensioniert. Vierzig Jahre lang hat sie als Sozialarbeiterin im Bezirksamt gearbeitet, nun hat sie plötzlich sehr viel Zeit. Als Single und Rentnerin weiß sie zunächst nicht, wie sie ihre langen Tage füllen soll. Barbara will das Alleinleben und ihre Rente aber nicht nur mit Hobbys und Freunden verbringen, sie sucht nach einer neuen Aufgabe, sie will mithelfen, die Welt ein wenig besser zu machen. Und dann hat Barbara die zündende Idee: Sie möchte einer Partei beitreten. Aber wird Barbara der Neuanfang wirklich glücken und wie geht sie mit der Einsamkeit um? Die zweite Frau, Inge, 73, war mal verheiratet, aber das ist schon lange her. Über eine Heiratsanzeige lernt sie als reife Frau die Liebe ihres Lebens kennen. Mit ihrem gleichaltrigen Freund teilt Inge die Leidenschaft fürs Segeln, in hohem Alter kaufen sich die beiden ein Segelschiff und unternehmen wochenlange Turns. Dann entdeckt Inge, dass ihr Freund 18 Jahre lang ein Doppelleben führt, er ist verheiratet. Sie trennt sich schweren Herzens von ihm. Kurz darauf erkrankt sie an Blasenkrebs. In einer stundenlangen Operation wird ihr eine künstliche Blase genäht. Anschließend wagt Inge einen Neuanfang: Sie plant eine Initiative gegen Einsamkeit, gibt Computerkurse für Senioren und hilft Grundschulkindern bei den Hausaufgaben. Außerdem eröffnet sie eine Praxis für Stressmanagement und bildet sich im psychologischen Coaching weiter fort. Inge will ihr Wissen nutzen, um anderen Menschen zu helfen, aber der Neuanfang hat viele Hürden.
25.8., 3sat, 20.15 Uhr: "Mit Hass und Gewalt - Angriff auf die Demokratie"
Seit dem Beginn der Flüchtlingskrise werden Lokalpolitiker, Bürgermeister und Stadtverordnete mit Drohbriefen und Hassmails überhäuft; vor allem diejenigen, die sich für den Verbleib und die Integration von Flüchtlingen aussprechen. Bei Parteibüros werden Fenster eingeschlagen, Kundgebungen werden gestört, Bürgermeister und Landräte werden auf der Straße persönlich bedrängt. Jan N. Lorenzen und Marcel Siepmann stellen einige dieser mutigen Menschen vor. Landrat Erich Pipa aus dem Main-Kinzig-Kreis zum Beispiel erhält offene Morddrohungen. Er steht unter Polizeischutz. Karen Larisch, Politikerin der Linken und Abgeordnete im Landtag von Mecklenburg-Vorpommern, wurde gedroht, ihre Tochter werde "bald nicht mehr Jungfrau" sein. Der ehrenamtliche Bürgermeister von Tröglitz in Sachsen-Anhalt, Markus Nierth, trat zurück, weil Rechtsradikale vor seinem Privathaus demonstrieren wollten. Die Belastungen für Amts- und Mandatsträger sind gewaltig. Die Dokumentation rekonstruiert die Ereignisse in Tröglitz, die zum Rücktritt des ehrenamtlichen Bürgermeisters geführt haben, und hinterfragt die bisherige Darstellung des Vorfalles in der Öffentlichkeit. Erstmals ist es den Reportern dabei gelungen, mit dem Initiator der Proteste zu sprechen und ihn nach seinen Beweggründen zu befragen. Die Dokumentation hinterfragt auch, was diese Angriffe auf Mandatsträger für die Demokratie in Deutschland bedeuten.