Der Kanaani-Chor bei der der Filmpremiere von "Sing it loud - Luthers Erben in Afrika"
Foto: Michael Güthlein
Der tansanische Kanaani-Jugendchor bei der der Filmpremiere von "Sing it loud - Luthers Erben in Afrika".
Lauter als Luther
Der Dokumentarfilm "Sing it loud – Luthers Erben in Tansania" zelebriert die tansanische Chorkultur. Auf der Premiere in Frankfurt war einer der porträtierten Chöre zu Gast.

Irgendwann mussten die Mitarbeiter des Cinéma-Kinos an der Frankfurter Hauptwache den Anrufbeantworter abstellen. Sonst hätten sie sich vor Reservierungen nicht mehr retten können, heißt es an der Theke. Und tatsächlich ist bei der Premiere des Dokumentar-Films "Sing it loud - Luthers Erben in Tansania" am Sonntag, den 14. Mai, der große Vorführsaal "Lumiere" bis auf den letzten der 220 Plätze gefüllt. Als die Saaltüren um 20.30 Uhr öffnen ist das Foyer bereits proppenvoll. Eine aufgeregte Stimmung liegt in der Luft.

Kein Wunder: An diesem Abend flimmert nicht nur ein Film über den größten Chorwettbewerb im nördlichen Tansania über die Leinwand. Die Mitglieder des Jugendchors Kanaani aus Arusha, der eine zentrale Rolle im Film spielt, sind nach Deutschland gekommen, um am Ende der Vorstellung aufzutreten.

"Sing it loud - Luthers Erben in Tansania" von der deutschen Regisseurin Julia Irene Peters porträtiert die Mitglieder dreier tansanischer Chöre. Neben dem Kanaani-Chor noch den Neema-Chor aus dem Dorf Monduli und den A-Capella-Cantate Chor aus Arusha. Alle drei bereiten sich auf einen großen Wettbewerb vor, an dem jährlich über tausend Chöre teilnehmen. Ausgetragen wird der Wettbewerb von der evangelisch-lutherischen Kirche in Tansania schon seit den 1950er Jahren. Der Knackpunkt: Neben einem Lied, das die Chöre frei wählen dürfen, müssen sie jedes Jahr einen vorgegebenen alten deutschen Choral vortragen. Eine Tradition, die durch deutsche Missionare einst im vorwiegend christlichen Norden des Landes verankert wurde. Dieses Mal fällt die Wahl auf "Ein feste Burg ist unser Gott". Gar nicht mal so einfach, dieses deutsche Liedgut, beklagt sich einer der Chorleiter im Film.

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Peters begleitet ihre Protagonisten bei den Proben, im Alltag und in ihrem Beruf. Und überall spielt die Musik große Rolle. Da ist beispielsweise der 26-jährige Kelvin Gospell, der den Kanaani-Chor 2008 mit ein paar Freunden gegründet hat, weil es in seiner Kirche "nur einen Chor für alte Leute gab", wie er erzählt. Martha vom Neema-Chor hat eigens Lieder in der Tradition des Gogo-Stammes für den Wettbewerb komponiert. Oder Evarest, der mit seiner Frau Maria eine Autowerkstatt betreibt: "Ich mag es zu singen und hoffe, dass ich im Himmel weitersingen kann", sagt er.

Allen ist eines gemeinsam: Sie wollen unbedingt den Wettbewerb gewinnen. "Weil wir die besten sind", erklären die Mitglieder des Kanaani-Chors stolz auf ihrem Weg zum Vorsingen. "Und weil wir Gott ehren wollen", wirft einer ein. "Ja, aber natürlich wollen wir vor allem gewinnen!", antwortet sein Sitznachbar im Bus.

Der Kanaani-Chor singt Mungu Wetu.

Ihre unbedingte Begeisterung fürs Singen, ihren gemeinsamen Glauben und die Freude, ihr Liedgut auch außerhalb Tansanias vorzutragen, zeigen die Sänger und Sängerinnen des Kanaani-Chors im Anschluss an die Vorstellung. Zwischen traditionellen Gesängen, dem Luther-Choral "Eine feste Burg ist unser Gott" in der Landessprache Kisuaheli und in Europa populären Evergreens wie "The Lion sleeps tonight" lieferte der Jugendchor eine lebhafte Show mit Tanzeinlagen ab, die im brandenden Applaus des Publikums mündeten. So laut wurde Luther selten gesungen.

Dabei sah es lange Zeit so aus als würde der Film gar nicht erst zustande kommen. Von der ersten Idee bis zur Premiere sind vierzehn Jahre vergangen. 2003 begleitete Peters einen befreundeten Pfarrer in Tansania. Er nahm sie mit in eine Kirche und sie war augenblicklich gebannt von der Chormusik. In ihr keimte die Idee, einen Film daraus zu machen. Ab 2012 begann sie intensiv, Geldgeber zu suchen.

Vier Jahre hat sie gebraucht, bis sie den Film endgültig finanziert hatte. Ein weiteres, bis der Kanaani-Chor mit nach Deutschland kommen durfte. "Ich bin total glücklich, dass es geklappt hat", sagt Peters nach der Premiere.

Gedreht hat sie gemeinsam mit ihr Co-Regisseurin Jutta Feit von August bis November 2016. In der Recherchephase hatte sie über 70 Chöre besucht und tagelang ihre Musik gehört. Schließlich fiel die Wahl auf den Kanaani-Chor und den Cantate-Chor. Den Neema-Chor kannte Peters schon von einem Besuch aus dem Jahr 2005.

Für die Jugendlichen des Kanaani-Chors waren die Aufnahmen zum Film eine aufregende Reise. "Als sie mit dem Dreh begannen, war ich sehr nervös und schüchtern, aber sobald es richtig losging, ist das verflogen", erzählt der 25-jährige Emmanuel Laizer. "Aller Anfang ist schwer", stimmt ihm die 18-jährige Jacqueline Jackson Mollel zu, die seit neun Jahren Teil des Chors ist. "Aber jetzt werden wir sicher berühmt."

Der Auftritt des Kanaani-Chors war ein Höhepunkt der Premiere.

Glaube und Gesang sind bei vielen der Jugendlichen untrennbar miteinander verbunden. "Luther hat mich sehr geprägt. Wäre seine Musik nicht gewesen, hätte es diesen Chor nie gegeben", sagt Nuru Xavier Masunga, der Solist des Chores. "Musik wurde von Gott geschaffen. Sie ist ein Geschenk, also sind wir verpflichtet verantwortungsvoll damit umzugehen und sie zu nutzen, um ihn zu ehren", führt er aus.

Der Kanaani-Chor singt "Muweza".

Auch in Tansania soll der Film eines Tages gezeigt werden. "Mein Traum ist, dass er einen Tag vor dem Finale des nächsten großen Wettbewerbs in einem Kino in Arusha läuft", erzählt Peters. Jetzt stehen dem Chor und dem Film aber erst noch einige Events in Deutschland bevor. Im Mai und Juni touren sie deutschlandweit durch Kinos, haben Auftritte und nehmen an Workshops in zwei Frankfurter Schulen teil. Insgesamt 25 Tage sind sie unterwegs. Dann geht es zurück nach Arusha, am Fuß des mächtigen Mount Meru, wo sie sich im kommenden Jahr wieder mit zahlreichen anderen Chören messen müssen.

Wir suchen übrigens noch Chöre, die bei unserer "500 Chöre"-Challenge auf www.reformaction2017.de/500choere mitmachen!  Wer bis zum 30. April 2017 sein Video von "Ein feste Burg" hochlädt, kann ein Video-Porträt über seinen Chor gewinnen, das hier auf evangelisch.de läuft. Aus allen Teilnehmern wird ein Gewinner ausgesucht und per E-Mail von uns benachrichtigt!

Sie sind in keinem Chor und wollen sich aber trotzdem engagieren? Hier können Sie spenden:

Bank für Kirche und Diakonie

IBAN: DE10 1006 1006 0500 500500

BIC: GENODED1KDB

Stichwort: 500 Choere Challenge