Wenn es um Öko-Mode geht, sind die Vorurteile vielfältig: Man bekommt sie nur in mit Batik-Tüchern verhängten und nach Weihrauch duftenden kleinen Läden, in denen der mehr oder weniger kompetente Ladenbesitzer einem von Öko und dem großen Ganzen erzählt. Und dieses Gefühl, etwas Gutes sowohl für sich als auch für die Umwelt getan zu haben, lässt sich der Ladenbesitzer auch bezahlen. Aber das ist schon lange nicht mehr der Fall, die 1960er-Jahre sind vorbei. Bewusste Ideale und Moral mischen sich mit der schlichten Notwendigkeit, etwas für die Umwelt zu tun, denn man muss nur den Aralsee zwischen Kasachstan und Usbekistan ansehen, um die katastrophalen Auswirkungen der massiven Baumwollgewinnung in diesen Gebieten auf den einstmals viertgrößten Binnensee der Erde zu sehen.
Das nächste Vorurteil stammt auch aus dieser Zeit, das vor allem auch aus Filmen geprägt ist: Fair-Trade Mode und Öko-Mode setzt sich aus dubios wirkenden Stoffen wie Hanf zusammen, die Auswahl beschränkt sich auf sackförmige Haremshosen, unförmige T-Shirts und Tank-Tops und bizarr wirkenden Kleider, am besten noch Batik oder Erdtöne. Auch dieses Vorurteil ist schon lange nicht mehr aktuell. Die Materialwahl heutzutage ist vielfältig, von hoher Qualität, die Schnittmuster und Farbauswahl ist enorm, kann sich durchaus mit den größeren Labels messen.
Der Markt für fair gehandelte und ökologisch vertretbare Mode wird größer, da das Bewusstsein für die Thematik ständig wächst. Auch die Möglichkeiten der Information sind heutzutage fast unbegrenzt, wenn man denn will, es ist in den Nachrichten im Fernsehen, im Internet und den Print-Medien. Neben den klassischen Ladengeschäften, wie "Frischmut," in Friedrichshafen am Bodensee, verlegen sich immer mehr der innovativen Designer und Labels auf das Online-Geschäft, streng überwachte Zertifikate und Organisationen, die sich eben diese Ziele, ökologische und fair gehandelte Mode, zum Ziel gesetzt haben, helfen dabei sicherzustellen, dass auch wirklich das drin ist, was darauf steht: "Transfair", die berühmte Fair-Trade Organisation, die dieses Jahr 25 wird, das "Global Organic Textile Standard"- Zertifikat (GOTS), das darauf achtet, dass umwelttechnische Anforderungen entlang der gesamten textilen Produktionskette und gleichzeitig die einzuhaltenden Sozialkriterien eingehalten werden.
Wenn man kein Freund von Online-Shopping ist, kann man trotzdem fair gehandelte Mode finden. Verständlicherweise sind die Designer und Labels auf dem Land weniger vertreten als in den Städten und Ballungszentren, aber zu finden sind sie auch dort, wie eben "frischmut" in Friedrichshafen. Dort wird auch vor Ort genäht und repariert, Kundenberatung und Information sind äußerst wichtig. Auch auf Messen, wie der "Blickfang", einer Designmesse für Möbel, Schmuck und Mode in Stuttgart, treffen sich die Öko- und Fairtrademodeschöpfer, tauschen sich aus, vernetzen sich und schaffen Bewusstsein für die Möglichkeiten und die Notwendigkeit eines Umdenkens in der Textilbranche. Denn sie ist die zweitgrößte Industriebranche der Welt nach der Autoindustrie und die zweitschmutzigste nach der Ölindustrie.
Mittlerweile gibt es sogar ganze Modeschauen, etwa die "Ethical Fashion Show", die sich auf Öko- und Fairtrademode spezialisiert haben. Sie setzen damit ein Zeichen, dass man auch mit alternativen Stoffen und Marketingstrategien modisch aussehen kann, ohne dass die Umwelt belastet wird. Und das während des Herstellungsprozesses die Menschen anständig bezahlt werden und auch unter menschenwürdigen Bedingungen ihrer Arbeit nachgehen können, ohne Gefahr zu laufen, in einstürzenden Gebäuden umzukommen, etwa wie in Bangladesch oder im Iran, oder von chemischen Dämpfen schwer krank zu werden. Auf diesen Messen zeigt sich auch, sowohl von der Händlerseite als auch von der Designerseite, dass die Nachfrage boomt. "Mit 179 internationalen Labels überzeugte das Messe-Duo einmal mehr als zentrale Plattform für ökologisch und fair produzierte Mode während der Berlin Fashion Week und als europaweit einzigartiger Hot-Spot für nachhaltige Mode", heißt es in einer Pressemitteilung der Frankfurter Messe zu den Modeschauen "Ethical Fashion Show" und der "Greenshowroom".
Was von den oben beschriebenen Klischees geblieben ist, ist die Idee der Verantwortung. Weg von dem Umweltzerstörer Baumwolle hin zu alternativen Materialien wie Viskose, recycleten oder upcycleten Kunstfasern. Weg von den chemisch hochgradig problematischen Färbeverfahren und weg von den menschenverachtenden Bedingungen die teilweise in der Textilindustrie herrschen und sich durch die ganze Produktionskette ziehen, von der kleinen Baumwollpflanze bis hin zum Sitzbezug oder der Spitzenbluse. Was bleibt, sind gleichwertige oder sogar hochwertigere Materialien, die zu hochqualitativen Stoffen verarbeitet werden und aus denen Schneiderinnen klassische und modische Kleidungsstücke machen. Unter anständigen Bedingungen und zu einer fairen Bezahlung. Und die sich, trotz der höheren Preise, finanziell rechnen. Denn die minderwertig produzieren Kleidungsstücke halten sich dementsprechend schlecht, sie verwaschen oder gehen schneller kaputt.
Und so kann fair gehandelte und ökologisch vertretbare Mode in allen Formen und Farben, in allen Schnitten, ob klassisch oder ausgeflippt entweder online oder sogar vor Ort gekauft werden. Modisch und trotzdem Öko.