TV-Tipp: "Die HochzeitsVerplaner" (Sat.1, 20.15 Uhr)
Eigentlich erstaunlich, dass Sat.1 so lange gewartet hat, um sein einstiges Traumpaar wieder zu vereinen: Von 2002 bis 2005 haben Christoph M. Ohrt und Rebecca Immanuel dem Sender als Anwaltsduo "Edel & Starck" vier Staffeln lang ausgezeichnete Zuschauerzahlen und diverse Preise beschert. Mehr als zehn Jahre später darf sich das Duo erneut in erfrischender Manier angiften.

Das Drehbuch (Daniel Scotti-Rosin) setzt auf die bewährte Kombination zweier komplett gegensätzlicher Charaktere, die sich gegen jede Logik ineinander verlieben. Dass sich die in der Nähe von Bozen lebende Chakra-Masseurin Claudia und der als erfolgreicher Schönheits-Chirurg nach Los Angeles ausgewanderte Herbert (genannt Herb) überhaupt begegnen, liegt an ihren Kindern: Claudias Sohn Oliver (Tilman Pörzgen) und Herbs Tochter Jade (Lea Ruckpaul) wollen heiraten. Die romantische Claudia ist begeistert und will für die beiden eine esoterische Hochzeit ausrichten. Herb hingegen hält das Paar, das gerade mal Anfang zwanzig ist, für viel zu jung. Der sanfte Kindergärtner Oliver ist in seinen Augen ein Weichei, und mit Claudias hippieartigem Lebenswandel kann er ohnehin nichts anfangen; aber wenn schon Hochzeit, dann auch mit Pauken und Trompeten. Also engagiert er einen ziemlich überkandidelten scheinschwulen Hochzeitsplaner (Lukas Spisser), der den beiden Eltern ein traumhaft schönes Fleckchen an einem See zeigt, wo sie sich von der Romantik des Augenblicks hinreißen lassen. Am nächsten Tag vereinbaren sie, den Kinder nichts von dem kleinen Ausrutscher zu erzählen, doch die Verliebtheit ist stärker – bis Herbs heiratswilliges Betthäschen Amanda (Jana Kilka) auftaucht. Prompt holt Claudia wieder ihr Kriegsbeil hervor, aber nun ziehen die beiden ihre Kinder mit rein, weil sie die Hochzeit jetzt um jeden Preis verhindern wollen.

Der Humor des Films orientiert sich an Vorbildern wie der Hollywood-Erfolgskomödie "Meine Braut, ihr Vater und ich", der Sat.1 nicht nur dem Titel nach schon einige Male nachgeeifert hat ("Mein Schüler, seine Mutter & ich", "Mein Lover, sein Vater und ich"). Das funktioniert auch diesmal, weil das Drehbuch die beiden Hauptdarsteller mit viel Munition versorgt; die Dialoge sind von einer erfrischenden Bosheit, zumal Ohrt und Immanuel die Beleidigungen und Kränkungen mit angemessener Hingabe vortragen. Entsprechend unvermittelt kommt der Moment, als sich Herb und Claudia am See nicht nur küssen, sondern gleich auch noch die Nacht miteinander verbringen; von unterdrückten Anziehungskräften konnte bis dahin keine Rede sein. Es ist zwar klar, warum es der Film so eilig hat, schließlich beginnt die Geschichte am nächsten Tag quasi wieder von vorn, aber gerade weil die beiden Hauptfiguren derartige Kontraste sind, hätte das Buch die Beziehung besser anbahnen müssen. So wirkt die Szene, als habe Regisseurin Christina Schiewe das Motto ausgegeben "Es weiß sowieso jeder, dass es dazu kommt, also bringen wir’s so schnell wie möglich hinter uns."

Dass "Die HochzeitsVerplaner" trotzdem Spaß macht, liegt an Ohrt und Immanuel, die als Kombination nach wie vor prächtig funktionieren. Außerdem leben sie die Extreme ihrer Figuren so lustvoll aus, dass die Klischees zu Karikaturen werden: Herb, den seine Tochter als "Charmebolzen" angekündigt hat, ist ein aufgeblasener Schnösel, der sich für unwiderstehlich hält, mit Geld um sich wirft und im kindischen Wetteifern mit Claudia immer wieder den Kürzeren zieht, ganz gleich, ob er mit seinem gemieteten Porsche das Autorennen gegen ihren klapprigen Fiat verliert oder ob er ihre Heilkünste anerkennen muss, als es ihm beim Golfschwung in den Rücken fährt; "das Karma schlägt zurück", verkündet Claudia triumphierend. Sie hält Herb für einen "narzisstischen Egoisten" und lässt seine Zynismen sanft lächelnd an sich abperlen, er hält sie für eine "frustrierte hysterische Eso-Tante". Ausstattung und Kostüm unterstreichen den Kontrast: Claudias Heim ist so kunterbunt wie ihre wallenden Gewänder und hängt voller Windspiele und Traumfänger.

Im Vergleich zu diesen beiden starken Charakteren – und das gilt sowohl für die Rollen wie auch für die Darsteller - haben die jungen Mitwirkenden kaum eine Chance, sich zu profilieren, auch wenn Lea Ruckpaul ein interessantes neues Gesicht ist. Bei Sohn und Tochter begeht Scotti-Rosin zudem den gleichen Fehler wie bei Claudia und Herb, nur andersrum: Ihre Entfremdung vollzieht sich ebenfalls allzu plötzlich. Die weiteren Figuren kommen ohnehin nicht über Klischees hinaus: Amanda zum Beispiel ist ein ebenso vollbusiges wie hohlköpfiges Barbie-Püppchen. Regisseurin Schiewe sind zudem ein paar kleine Fehler unterlaufen, die möglicherweise dem Zeitdruck geschuldet sind, unter dem solche Filme mittlerweile entstehen: Claudia hat angeblich kein WLAN, kann aber trotzdem per Laptop ein kabelloses Videogespräch mit Oliver führen; und Herb, von Claudia auf dem Weg zum angemessen romantischen Finale des Autos verwiesen, kommt völlig verdreckt in die Kirche, als habe er sich unterwegs im Staub gewälzt.

Die hohen Erwartungen, die die Wiedervereinigung von Ohrt und Immanuel weckt, erfüllen also im Wesentlichen diese beiden. Vor allem Ohrt holt aus seiner Figur alles raus, was drin steckt, suhlt sich geradezu im Sarkasmus seiner Dialoge und grinst zwischendurch des Öfteren wie eine Katze, die nicht nur den Goldfisch, sondern auch den Kanarienvogel verspeist hat.