So zählt Eric Claptons melancholische Ballade "Tears in Heaven", in der er die Trauer nach dem Unfalltod seines vierjährigen Sohnes behandelt, zu den bekanntesten Werken des englischen Gitarristen und Sängers. Dennoch fristet das Singen als Hilfe im Trauerprozess in Deutschland offenbar noch ein Nischendasein. Doch ein Bestattungsunternehmen in München bietet seit über fünf Jahren "Singen mit Trauernden" an.
"Wir sind das erste und soweit ich weiß das einzige 'singende Bestattungshaus'", sagt Florian Rauch, Geschäftsführer des Unternehmens "Aetas"(deutsch: Lebenszeit, Zeitspanne des Lebens). Einmal pro Woche leitet die Sängerin, Musikerin und Gesangspädagogin Dagmar Aigner in der dafür besonders gestalteten Trauerhalle die Teilnehmer für zwei Stunden an. Gemeinsam werden einfache Lieder aus aller Welt gesungen, die man leicht mitsingen kann. Rauch: "Wohlgefühl und Entspannung stehen im Vordergrund." Es gebe keine Anforderungen an "richtiges" Singen und Notenlesen.
Beim "Singen mit Trauernden" gehe es vielmehr darum, "die heilsame und befreiende Wirkung des Singens zu spüren", erläutert Florian Rauch. Singen erleichtere den Zugang zu den Emotionen. "Gleichzeitig öffnet es uns wieder mehr unserer Lebensfreude und unserer Kraft." Das Angebot werde sehr gut angenommen, "leider nur vorwiegend von Frauen". Durchschnittlich ein bis zwei Jahre kommen Trauernde zum gemeinsamen Singeabend, schätzt er.
Begeistert von der Münchner Initiative zeigt sich Oliver Wirthmann, Sprecher des Bundesverbandes Deutscher Bestatter (Düsseldorf). Die einfachsten Dinge seien genial, wie etwa mit Trauernden zu singen, sagt der evangelische Theologe und ehrenamtliche Pfarrer. Es sei hilfreich im Trauerprozess, selbst aktiv zu werden und etwas zu tun.
Gleichzeitig beklagt Wirthmann, dass bei Trauerfeiern heute zu wenig gesungen werde. Drei Musikstücke, Reden, Texte, das war's oft schon. Manchmal berichteten Menschen danach, irgendetwas habe ihnen gefehlt. Sie hätten etwas vorgeführt bekommen, selbst aber nichts getan, erklärt sich Wirthmann dieses Gefühl.
Deshalb wünsche er sich, dass Bestatter bei der Vorbereitung der Trauerfeier mehr Angebote zum Mitsingen machen, sagt Wirthmann. Für die Verarbeitung der Trauer sei es wichtig, dass man singe - auch wenn man einen Kloß im Hals habe. Tragisch sei jedoch, dass viele Lieder selbst Christen nicht mehr bekannt seien.