Dante Ruzicka war bei der Weltmeisterschaft 2014 empört: Weder die Regierung noch die FIFA hätten an Menschen mit Behinderung gedacht. Der 24-Jährige aus Nova Friburgo, einer Kleinstadt in den Bergen unweit von Rio de Janeiro, ist stark körperlich behindert. Dante ist froh, in der Natur zu leben, nachdem er viele Jahre dem Großstadttrubel von Rio de Janeiro ausgeliefert war. "In Rio war ich täglich damit konfrontiert, was für mich nicht zugänglich ist." In der hübschen von Schweizern gegründeten Kleinstadt kann er mit seiner Behinderung viel bequemer leben.
Dante spricht für die Behinderten Brasiliens: "Wir werden ständig ausgeschlossen. Die Öffentlichkeit und die Politiker haben uns selten auf dem Zettel."
Menschen mit Behinderung haben in Brasilien ein besonders schweres Dasein. Eine barrierefreie Infrastruktur ist nicht vorhanden. Viel schlimmer findet er jedoch das fehlende Bewusstsein des Staates für ihre Situation und Bedürfnisse. "Aber nicht nur Menschen mit Behinderung, sondern alle bedürftigen Menschen des Landes haben unter den vielen Schattenseiten dieser Weltspektakel zu leiden", fügt Dante hinzu.
Auch in Nova Friburgo ist das Leben für den jungen Mann leider nicht mehr ganz einfach. In Brasilien bekommen die Städte Gelder für Bildung und Gesundheit von den jeweiligen Bundesländern. Durch die Wirtschaftskrise im Bundesland Rio de Janeiro erleben auch die bisher verschonten Kleinstädte jetzt hautnah Ressourcenknappheit und Vernachlässigung. Dante erwähnt beispielsweise eine Organisation, die seit 20 Jahren sehr engagiert für Menschen mit Behinderungen, deren Familie und Freunde gesorgt hat. Dieses Jahr musste sie aus Geldmangel schließen.
"Zeitgleich zeigt der Fernseher die millionenteueren Verschönerungsmaßnahmen der Stadt Rio", erzählt Dante uns mitgenommen. Neue U-Bahn, ein komplett neue Straßenbahn, neuer Hafen, neue Autobahn, neue Museen… - die Liste der Erneuerungen ist tatsächlich lang. "Die Welt sieht gerade eine schön geschminkte kranke Stadt", fasst Dante Ruzicka zusammen.